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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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Sein grüner Gehrock saß perfekt um die breiten Schultern. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass er ein Freigeist und Schurke war, hätte sie ihn für einen richtigen englischen Gentleman halten können. Doch sie musste zugeben, dass Straithe noch nicht rettungslos verloren war. Anders als viele andere weigerte er sich, mit Opium zu handeln, der einen Ware, die die dunkle Kehrseite des Chinahandels darstellte.
    Bedauerlicherweise hatten die europäischen Staaten den Chinesen zum Handeln nur wenig anzubieten. Die Einwohner des himmlischen Königreichs hatten keinen Bedarf an schweren Wollstoffen oder Zinn, daher akzeptierten chinesische Händler nur Silber im Tausch für Gewürze, Tee und das Porzellan, das im Westen so geschätzt wurde. Mit der Zeit reagierten die Mitglieder des englischen Parlaments alarmiert, weil die Silbervorräte des Landes zurückgingen. Sogar so alarmiert, dass die sonst so aufrechten Männer die East India Company ermuntert hatten, das eine Produkt zu verschiffen, das den englischen Schiffen offene Häfen bescheren würde – Opium.
    Der Reverend Josiah Abernathy hatte von seiner Kanzel herab diese verabscheuungswürdige Praxis verurteilt, erst in Indien, wo die Mohnkapseln geerntet und gepresst wurden, dann in China, wo Tonnen von Opium über Jahrzehnte hinweg von fremden Schiffen eingeführt wurden und allmählich eine Abhängigkeit von epidemischen Ausmaßen hervorgerufen hatten. Der Presbyterianer hatte sich nicht allein auf diesen Kreuzzug begeben. Ein kaiserlicher Erlass hatte festgelegt, dass die Strafe für jeden Fremden, der beim Opiumschmuggel erwischt wurde, der Tod war. Tragischerweise war der Gewinn so hoch und waren die Beamten so korrupt, dass der Import ungehindert weitergehen konnte.
    Dass Straithe sich weigerte, an diesem lukrativen Handel teilzuhaben, hob sein Ansehen in Sarahs Augen erheblich. Sie schlug die Krempe ihres Leinenhutes zurück, um den Kapitän besser beobachten zu können, und sah, wie er den Gast höflich verabschiedete. Der Hafenmeister hatte kaum den Schoner verlassen, seine Pflicht getan und seine Ehre gewahrt, indem er den Barbaren gegenüber eine strenge Warnung ausgesprochen hatte, als Schwärme von Sampans vom Ufer ablegten. Schwer beladen mit Teekisten, bis an den Rand ihrer Bambusdächer, lagen sie gefährlich tief im Wasser.
    Zur selben Zeit begann die Besatzung der Phoenix, Fracht aus den Luken zu holen. Zu Sarahs Erstaunen gehörten dazu auch dichte, dunkle Pelze, die im Sonnenlicht wie Zobelfelle schimmerten.
    "Wir haben diese Biberund Otterfelle von den Rooskies in Fort Ross, in Amerika", erklärte Hardesty. "Wir haben einiges dafür bezahlt."
    "Und was ist das denn?" Sarah deutete mit einer Kopfbewegung zu einigen Holzscheiten, die mit Schnüren zusammengehalten wurden.
    "Das ist Sandelholz, Miss. Wir haben es von den Sandwich Inseln mitgenommen."
    Sarah schnupperte genüsslich, als die Mannschaft Bündel um Bündel des leichten, duftenden Holzes heraufbrachte. Sein Öl, das man durch Dampfdestillation gewann, wurde in Seifen, Parfüms und Weihrauch verarbeitet. Das Holz selbst wurde, wie sie wusste, von den Chinesen gern für kunstvoll geschnitzte Kisten und Schachteln verwendet.
    Aber die letzte Kiste, die aus dem Frachtraum geholt wurde, veranlasste Hardesty zum Lachen. Als Sarah neugierig fragte, was sich darin befand, schluckte er und errötete ein wenig.
    "Das … nun ja …"
    "Was?"
    "Nun, es sind … bestimmte Teile, wenn Sie verstehen, was ich meine. Von Tigern."
    Sie sah ihn verständnislos an. "Oh!" Sie wurde so rot wie er. "Gütiger Himmel!"
    Einen Moment lang starrte sie die Kiste an, bis die Neugier sie veranlasste zu fragen: "Warum will jemand so etwas … so etwas Eigenartiges haben?"
    Hardesty errötete noch mehr. "Nun, sehen Sie, Miss, es ist so: Wir haben ein gewisses Buch an Bord, von einem dieser päpstlichen Langröcke."
    "Sie meinen, von einem Jesuiten?"
    Der Seemann nickte. "Es ist eine Übersetzung aus dem Chinesischen."
    "Eine Übersetzung wovon?"
    "Man könnte sagen, nun ja, von Bettgeschichten."
    Hardesty beobachtete sie voller Unbehagen aus seinem einen Auge. Als er sah, dass sie vor Schreck nicht gleich in Ohnmacht fiel, wurde er etwas ausführlicher.
    "Unserem Buch zufolge muss ein Mann diese … nun, diese Teile hier zu Pulver verreiben. Wenn er ein oder zwei Prisen davon in ein Glas Wein gibt, der aus Pflaumen gewonnen wurde, die am fünften Tag des fünften Monats geerntet wurden, dann, nun … wird er länger

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