Historical Exklusiv Band 06
den vergangenen Jahren genügend Erfahrung mit Frauen gesammelt, um das Verlangen zu sehen, das sie nicht verbergen konnte. Er könnte sie in die Koje legen und sie nehmen. Die Lust schoss wie eine Flamme in seine Lenden bei der Vorstellung, diese verführerische Frau zu besitzen. Voller Verlangen zog er sie in die Arme.
Als Straithe Sarah durch die Kabine trug, erinnerte sie sich an die Predigten ihres Vaters, die sie ihr Leben lang gehört hatte. Dies hier war falsch. Es war sündhaft und böse. Wenn sie Straithe gestattete, sie noch einmal zu küssen und sie dort zu berühren, wo kein Mann sie je zuvor berührt hatte, und wonach sie sich doch so verzweifelt sehnte, dann wäre sie eine Ausgestoßene, eine Sünderin vor den Augen Gottes und vor sich selbst.
Doch die Frau in Sarah rief ihr eine andere Botschaft zu. Wie konnten diese Küsse Sünde sein? Wie dieses Brennen der Sinne böse? Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie die Leidenschaft der Frau, die Gott erschaffen hatte. Sie war Ying für das Yang dieses Mannes. Der grüne Drache, dessen Glut und Lebenskraft zu dem weißen Tiger in ihm gehörte.
Später würde Sarah sich immer wieder fragen, was geschehen wäre, wenn sie sich in dem Augenblick, da Straithe sie auf die Koje legte, nicht solchen philosophischen Betrachtungen hingegeben hätte. Denn dabei fiel ihr Blick auf die Hose des Kapitäns. Sarah hätte vielleicht vom Mädchen zur alten Jungfer werden können, ohne etwas von den Intimitäten des Ehebettes zu erfahren, aber sie hatte drei Brüder aufgezogen. Und sie sah, dass Straithe erregt war.
Und in diesem Augenblick erkannte Sarah, dass der Kapitän mehr von ihr wollte als nur Küsse, als nur Berührungen.
Ganz genau wie sie.
Diese Erkenntnis traf sie wie ein Degenhieb. Sie konnte, durfte ihren Wert nicht so niedrig einschätzen, dass sie solch unwürdigem Verlangen nachgab. Sie stieß einen halb erstickten Schrei aus.
Der Kapitän verharrte reglos mitten in der Bewegung.
Sarah hob den Kopf. Als sie sah, dass er bemerkt hatte, auf was sie bisher ihre Aufmerksamkeit gerichtet hatte, errötete sie.
"Hast du etwas gefunden, das dich erheitert?" fragte er und zog eine Braue hoch.
Glaubte er, sie hätte gelacht? Angesichts ihrer bedauernswerten Angewohnheit, dies in den unpassendsten Augenblicken zu tun, konnte Sarah ihm keinen Vorwurf deswegen machen.
"Nein, nein", versicherte sie hastig. "Nur … ich dachte …"
"Du dachtest was?"
"Nur, dass du keine …" Sie stockte.
"Was?"
Ihre Röte vertiefte sich. "Nun, dass du keine … gewissen Dinge von Tigern benötigst."
Er sah sie fassungslos an. Sarah hatte das Gefühl, als würde ihr ganzer Körper mit Röte überzogen. Die Verlegenheit verdrängte jede Spur der Leidenschaft, die sie noch vor wenigen Augenblicken empfunden hatte.
"Es tut mir Leid", stieß sie mit erstickter Stimme hervor. Dabei spürte sie nur zu deutlich seine Hände, die noch auf ihren Brüsten ruhten. "Ich weiß nicht, warum ich über solche Dinge spreche, aber John Hardesty erzählte mir von der Kiste, weißt du, und was sich darin befindet, und auch von seiner Wirkung auf …"
"Zum Teufel!" James richtete sich auf und runzelte die Stirn. "Hardesty hat dir von der Kiste erzählt?"
Sarah erhob sich auf die Knie. "Ja. Er wollte es eigentlich nicht, aber ich habe ihn so lange bedrängt, bis er mir von dem Inhalt erzählte und von dem Buch, das der Jesuit übersetzt hat."
Straithe lehnte sich zurück. "Willst du damit sagen, dass dieser Narr auch darüber seinen Mund nicht halten konnte?"
Ernsthaft in Verlegenheit und voller Sorge, dass sie den Zorn des Kapitäns auf den freundlichen einäugigen Hardesty gelenkt hatte, plapperte Sarah aufgeregt weiter. "Der Gedanke, dass du … mit solchen Dingen Handel treibst, gefällt mir nicht sehr, aber ich verstehe, dass manche Männer es brauchen – nicht du natürlich! –, aber manche Männer vielleicht …"
Ihre Stimme versagte. Sie konnte diese lächerliche Erklärung unmöglich zu Ende bringen. Nicht, solange ihre Lippen noch heiß waren von seinen Küssen und ihre Haut überall prickelte, wo er sie berührt hatte. Als wäre das noch nicht schlimm genug, wurde sie von Verlangen und Schuldgefühlen heimgesucht. Und der Verursacher dieser heftigen Emotionen befand sich nur einen Fuß von ihr entfernt, und seine Augen glitzerten auf höchst beunruhigende Weise.
Ihr Gefühl für das Lächerliche gewann die Oberhand. Sie verzog das Gesicht und wandte sich ab.
"Das ist
Weitere Kostenlose Bücher