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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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Sarah auf und sah über das Wasser zu der verschwommenen Küstenlinie. Eine breite Flussmündung teilte die Küste in zwei Teile und bildete ein weitläufiges Delta. An jedem Ufer erstreckten sich steile Hügel. Reihen um Reihen fruchtbarer Reisfelder bedeckten die Hänge. Jenseits der Felder stiegen die Hügel steiler an, und auf dem höchsten Gipfel erhob sich eine Pagode, deren rote Ziegel und vergoldeten Drachen auch aus der Ferne noch sichtbar waren.
    Es war ein Anblick von unglaublicher Schönheit. Sarah hatte das Gefühl, einen Blick auf ein Stück Ewigkeit erhascht zu haben, und hoffte nur, dass sie irgendwo in diesem grünen, geheimnisvollen Land ihren Vater finden würde.
     
    Während der nächsten Tage fragte Straithe in jedem Hafen herum, in dem die Phoenix vor Anker ging. Wie John Hardesty Sarah erzählte, teilte er auch reichlich Bestechungsgelder aus, jedoch ohne Ergebnis.
    Ihr Empfinden, eins zu sein mit dem Himmel und dem Meer, schwand mit jeder Meile dahin, die sie weiter die Küste hinauffuhren. Die alten Sorgen kehrten zurück und belasteten Sarah, während sie auf Nachricht von ihrem vermissten Vater wartete. Hatte China den Reverend Josiah Abernathy geschluckt, so wie es vielen anderen ergangen war, die sich auf eigene Faust ins Landesinnere begeben hatten? Wenn ja, wie sollte Sarah dann für ihre Brüder und die Schwester sorgen? Wovon sollten sie leben?
    Eines Morgens näherte sich die Phoenix einer holländischen Brigg, die denselben illegalen Geschäften an der Küste nachging. Die beiden Schiffe hielten kurz im Windschatten einer kleinen Insel, und die Kapitäne tauschten Neuigkeiten aus. Sarahs Herz tat einen Sprung, als Straithe zurückkehrte und ihr sagte, dass der Holländer Gerüchte gehört hatte über einen fremden Teufel, der in Dong Lo festgehalten wurde, etwa eine halbe Tagesreise mit dem Schiff nach Norden und dann ein paar Meilen von der Küste entfernt ins Landesinnere.
    Sarah presste die Handflächen gegeneinander. "Könnte es sich bei dem fremden Teufel um meinen Vater handeln?"
    "Daran besteht kein Zweifel", erwiderte Straithe mit boshaftem Lächeln. "Wenn man den Gerüchten glauben darf, ist es dem Fremden gelungen, die Bevölkerung vor den Kopf zu stoßen, ebenso wie den Mandarin, der ihn eingeladen hat."
    "Darf ich fragen, wie es dazu gekommen ist?"
    "Es heißt, er hätte an einer Götterstatue Anstoß genommen, die die Bewohner von Dong Lo verehren. Er hat sich bei ihnen äußerst unbeliebt gemacht, indem er darauf bestand, dass sie vor solch heidnischen Götzenbildern nicht den Kotau machen dürften."
    "Oje", murmelte Sarah, "das klingt tatsächlich ganz nach Papa. Ich hoffe, wir haben Zeit, ihn da herauszuholen."
    "Nein, wir werden das nicht tun."
    Sie sah ihn an, erschrocken über seinen entschiedenen Tonfall. Gewiss würde er sich doch nicht aus ihrer Vereinbarung zurückziehen?
    "Aber du hast es versprochen!" erinnerte sie ihn.
    Sein Blick wurde kühl. "Ja, und ich werde mein Versprechen auch halten."
    Vor lauter Sorge um ihren Vater achtete Sarah nicht auf den warnenden Unterton in seiner Stimme, der ihr zeigte, dass sie Straithes empfindliches Ehrgefühl verletzt hatte. "Und wie willst du das anstellen?"
    "Ich werde mit Wang Er und einigen anderen Besatzungsmitgliedern an Land gehen und die Küste nach ihm absuchen. Du wirst an Bord der Phoenix bleiben."
    "Aber …", begann sie.
    "Kein Aber, Sarah. Wenn dein Vater für so viel Unruhe gesorgt hat, wie die Gerüchte vermuten lassen, dann werden die Einheimischen weitere fremde Teufel nicht gerade mit offenen Armen empfangen."
    "Wir haben darüber schon früher gesprochen", meinte sie besorgt. "Mein Vater lässt zuweilen nicht mit sich reden, wenn der Eifer ihn gepackt hat. Er wird vielleicht nicht mit dir gehen wollen."
    "Und ob er das tun wird", versicherte Straithe ihr, und seine Miene wirkte dabei so entschieden, dass Sarahs Sorgen um ihren Vater nur noch größer wurden.
    Spät am Nachmittag gingen sie in einer kleinen, abgelegenen Bucht voller Fischerdschunken vor Anker. Am Ufer erstreckte sich ein Dorf mit strohgedeckten Hütten und verschiedenen Pagoden. Der Dorfälteste weigerte sich, zur Phoenix zu kommen, daher begaben sich der Kapitän und Wang Er zu ihm. Als sie etwas später zurückkehrten, waren ihre Mienen sehr ernst.
    "Ist mein Vater hier?" fragte Sarah mit klopfendem Herzen.
    "Er ist hier", bestätigte Straithe finster. "Oder genauer gesagt, etwa zwei Meilen von hier entfernt." Er nahm ihren Arm

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