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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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und führte sie an die Reling. "Dong Lo liegt auf einem Plateau. Der Mandarin, der die Provinz regiert, hat dort seine Residenz."
    Sarah starrte zu dem weit entfernt gelegenen Hügel hinüber. Sie konnte die Mauer, die die Stadt umgab, kaum erkennen. Darüber erhoben sich deutlich sichtbar die geschwungenen Dächer eines Tempels des Palastes.
    "Hast du Neuigkeiten von ihm?" fragte sie besorgt und drehte sich um, so dass sie Straithe ansehen konnte. "Geht es ihm gut?"
    "Im Augenblick schon."
    "Gott sei es gedankt!"
    Ihre Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Der ernste Ausdruck im Gesicht des Kapitäns sagte ihr, dass das nicht alles war, was er wusste.
    "Was bedrückt dich so?"
    "Die Situation deines Vaters ist etwas schwierig."
    Ihr stockte der Atem. "Inwiefern?"
    "Anscheinend hat er die Statue einer Göttin zerschmettert, die in Dong Lo verehrt wird."
    "O nein!"
    "Der Mandarin, der diese Gegend regiert, ist alt und ein wenig sonderbar geworden. Die Menschen werfen ihm vor, dass er dem Ausländer erlaubt hat zu bleiben und damit Unglück über sie gebracht hat. Das und natürlich noch den Verlust ihrer Götterstatue. Es sind Gerüchte im Umlauf, nach denen der zweite Sohn des Mandarins einen Anschlag geplant hat. Man fordert den Kopf des Barbaren."
    Sarah fasste nach ihrer Kehle. "Du musst sofort aufbrechen!"
    James sah sie stirnrunzelnd an. Sie meinte von seinem Gesicht ablesen zu können, was er dachte: Er hielt sie für eine Belastung, und ihren Vater erst recht.
    "Ja", erwiderte er missmutig, "ich werde gehen."
    Sie lehnte sich gegen die Reling, hin und her gerissen zwischen Sorge und Erleichterung.
    Der Kapitän wies den zweiten Maat an, eine Landmannschaft zusammenzustellen, dann ging er, um sich mit Liam Burke zu besprechen, der in der Zwischenzeit das Kommando über die Phoenix innehaben sollte. Das halbe Dutzend Männer, das an Land gehen würde, bewaffnete sich bis an die Zähne mit Pistolen, Musketen und Messern. Als sie an den Fallreeps hinabkletterten in die Sampans, die längsseits angelegt hatten, war Sarah überzeugt, nie eine Gruppe von Männern gesehen zu haben, die sie mehr an Piraten erinnerte. Ihre Hände waren feucht vor Aufregung, als sie zusah, wie der kleine Trupp wenig später an Land ging und sich den Weg durch die zusammenströmenden Fischer bahnte. Kurz darauf begannen die Männer, den schmalen, gewundenen Pfad zu dem Plateau hinaufzusteigen.
    Gütiger Gott, auf was hatte ihr Vater sich da eingelassen? Sarah schritt an Deck hin und her und betete für seine sichere Rückkehr. Dass ein gewisser sehr arroganter Kapitän und seine Männer in ihren Gebeten genauso häufig auftauchten wie der Reverend, bemerkte sie nicht einmal.
    Unerträglich langsam schleppten die Stunden sich dahin. Die Sonne versank mit glutrotem Schein hinter den Bergen. Der Himmel wurde schwarz. Die Lichter von Dong Lo schienen in der Finsternis zu schweben.
    Sarah starrte in die Nacht, sorgte sich und betete weiter. Nach einiger Zeit stellte Burke sich neben sie an die Reling und blickte mit ernster Miene in die Dunkelheit.
    "Das gefällt mir nicht", meinte er leise, mehr zu sich selbst als zu ihr.
    "Mir auch nicht, Mr. Burke."
    "Die Nacht ist zu still, und die …"
    Plötzlich erstarrte er und stieß leise einen so schrecklichen Fluch aus, dass Sarah tief errötet wäre, hätte sie sich nicht so viele Sorgen gemacht.
    "Was ist los? Was haben Sie … oh!" Sie starrte konzentriert auf die kleinen Blitze, die wie Leuchtkäfer in der Ferne aufflackerten. "Ist das ein Feuerwerk?"
    "Ich denke, das sind Mündungsfeuer", erwiderte Burke finster.
    "Mündungsfeuer?"
    "Ja, es wird geschossen."
    Sarah krampfte die Hände zusammen. Dann hörte sie, wie die übrige Mannschaft zusammenlief, um die Blitze ebenfalls zu betrachten.
    "Sieht aus, als findet da eine verdammte Schlacht statt", meinte John Hardesty mit zusammengekniffenem Auge. "Die Jungs müssen einer ganzen verfluchten Armee in die Arme gelaufen sein – verzeihen Sie, Miss."
    Sarahs Magen zog sich zusammen. Sie warf dem ersten Maat einen verzweifelten Blick zu. "Sie müssen gehen und ihnen helfen, Mr. Burke!"
    "Nein, das kann ich nicht, Mädchen", erwiderte er.
    "Warum nicht, um Himmels willen?"
    Burke wandte den Blick von der Küste ab. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. "Der Befehl des Kapitäns ist eindeutig. Wenn er bis zur einsetzenden Flut nicht wieder da ist, mit oder ohne Ihren Vater, dann habe ich volle Segel zu hissen und Sie von hier

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