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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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Bibliothek ihres Vaters gesehen hatte.
    Sie sollte sich abwenden, das wusste sie. Sie sollte die Situation nicht dadurch erschweren, dass sie es zuließ, dass sich dieser höchst ungehörige Anblick ihrem Gedächtnis einprägte. Schließlich wandte sie den Blick ab, doch nicht ehe ihr unter dem unbequemen Kleid sehr heiß geworden war.
    Der Sturm, der am Nachmittag über die kleine Insel hinwegfegte, brachte ihr etwas Erleichterung. Warmer Regen spülte das Salz aus ihrem Haar, von ihrer Haut, aus ihrem Kleid. Er zerstörte auch das Dach aus Palmwedeln.
    Unbeirrt machte James sich daran, einen dauerhaften Schutz zu errichten. Aus scharfkantigen Korallenstücken baute er eine Art Axt. Mit diesem primitiven Hilfsmittel bahnte er sich einen Weg durch das dichte Unterholz, schnitt Äste ab, die ihm passend erschienen, und baute daraus unter einem Baum, dessen dichte, tief hängende Zweige ein natürliches Dach bildeten, einen Rahmen, der, wenn man Palmblätter darum flocht, als Seitenwand einer kleinen Hütte dienen konnte.
    Einer sehr kleinen Hütte.
    Schweiß lief über seinen Oberkörper, als er das letzte Palmblatt mit Hilfe einer grünen Ranke befestigte. Die Hände in die Hüften gestemmt, lehnte er sich dann zurück, um zu betrachten, was er gebaut hatte.
    "Nicht schlecht", befand er. "Gar nicht mal so schlecht."
    Sarah bewunderte seine Arbeit und fragte sich dabei, wo er wohl zu schlafen beabsichtigte. Ihre unausgesprochene Frage wurde beantwortet, als er begann, Blätter hineinzutragen, um daraus zwei Lager zu bauen. Zwei sehr eng nebeneinander stehende Lager.
    Ein Schweißtropfen rann zwischen Sarahs Brüsten hinunter. Sie vermutete, dass sie in dieser Nacht nicht besser schlafen würde als in der vorhergehenden.
     
    Sie sollte Recht behalten. Stundenlang lag sie reglos da, voller Sorge um Abigail, Charlie und die beiden älteren Brüder in England, lauschte auf die deutlich hörbaren Atemzüge ihres Bettnachbarn und widerstand dem Wunsch, sich auf die Seite zu drehen, damit ihre Beine nicht an seine stießen.
    Am nächsten Morgen erwachte sie steif und sehr reizbar. Es hob ihre Laune auch keineswegs, dass James ihre Lage von der heiteren Seite zu nehmen schien. Als sie aus der Hütte trat, begrüßte er sie mit einem Lächeln.
    "Ich habe einen Strauch mit 'Water-me-eyes' gefunden", meinte er zu ihr. "Möchtest du denn ein paar davon zum Frühstück?"
    "Sicher, gern", erwiderte sie und zupfte an ihrem kratzigen Mieder, "wenn ich wüsste, was das ist."
    Er deutete mit einer Kopfbewegung auf einen kleinen Haufen gelber Früchte, die geformt waren wie Fäuste. "Es ist eine Frucht. Ich kenne den richtigen Namen nicht, nur den, den die Seeleute ihnen gegeben haben wegen des intensiven Geschmacks. Sie riechen etwas streng, aber das Fruchtfleisch ist sehr schmackhaft."
    Streng, stellte Sarah fest, als sie sich den seltsam geformten Dingen näherte, ist eine glatte Untertreibung. Die gelblichen Bälle verbreiteten den übelsten Gestank, den sie jemals gerochen hatte.
    Sie rümpfte die Nase und trat rasch zurück. "Du kannst das nicht wirklich essen wollen."
    "Doch. Es ist köstlich." Er nahm eine Frucht, brach sie auf und riss ein Stück des weißen Fleisches heraus. "Hier, versuch es."
    "Nein, danke", wehrte sie ab.
    "Nimm ein Stück davon, Sarah. Es wird dich erfrischen."
    "Ich will nicht, ich sagte es doch!"
    Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme wie die von Charlie, wenn er trotzig war. Solcher Eigensinn lag sonst nicht in ihrer Natur. Es konnte nur an den schlaflosen Nächten liegen, an der Sorge um ihre Geschwister und an der erzwungenen Nähe zu James.
    "Du wirst bald sehen, was dir entgeht", meinte er gut gelaunt.
    "Ich habe einen Weg zu einem kleinen Teich frei geschlagen", fuhr er fort. "Du kannst dort baden. Ich werde gleich nachkommen und dir beim Waschen behilflich sein."
    "Das wirst du ganz gewiss nicht tun!"
    "Du kannst deine Hände nicht benutzen", erklärte er geduldig. "Ich möchte dir nur helfen."
    "Ich werde es schon schaffen."
    Der Teich war, wie sich zeigte, kaum mehr als eine Vertiefung in den Korallen, in der sich Regenwasser gesammelt hatte. Rasch säuberte Sarah sich. Sie rieb sich mit ein paar Blättern ab und benutzte einen abgebrochenen Zweig zum Zähneputzen, aber sie vermisste einen Kamm. So versuchte sie, ihr verfilztes Haar mit den Fingern zu entwirren und dabei nicht daran zu denken, wie lächerlich sie aussehen musste mit ihrem Hut und den Schuhen aus Palmblättern.
    Ihre

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