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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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aus. Die Bewegungsunfähigkeit schien nicht von Dauer zu sein. Allmählich kehrte, stechend und kribbelnd, das Gefühl in ihre Arme und Beine zurück.
    Gleichzeitig kamen die Erinnerungsfetzen wieder. Ein Boot. Ein Sturm. Ein Tau, das in ihre Taille schnitt. James, der gegen Wind und Regen kämpfte und …
    James!
    Sarah fuhr auf, oder sie versuchte es jedenfalls. Ihr weiches Lager kippte bei der plötzlichen Bewegung. Sie rollte zur Seite und berührte mit den Händen eine harte Oberfläche. Schmerz schoss durch ihre Handgelenke.
    Mühsam richtete sie sich auf und hielt sich die Arme. Panik durchzuckte sie bei jedem Atemzug.
    Wo war James? Gütiger Himmel, wo mochte er nur sein?
    Unbeholfen versuchte sie, sich hinzustellen, und hatte es gerade geschafft, sich bis auf die Knie zu erheben, als sie seine Stimme hörte.
    "Du bist also endlich aufgewacht?"
    Sarah fuhr herum. James kam auf sie zu. Er war barfuß und trug kein Hemd, nur seine schmutzige, zerrissene Hose. Das schwarze Haar stand wie Stacheln von seinem Kopf ab, und seine Schultern waren weiß überkrustet, doch in ihren Augen sah er herrlich kräftig und lebendig aus. Wogen der Erleichterung erfassten sie, mit derselben Kraft wie die Wellen, die an den Strand schlugen. Sie ließ sich zurücksinken. Ihre Kehle brannte.
    Er ließ die Last fallen, die er trug, und kniete neben ihr nieder. "Hier, trink das. Es wird das Salz aus deiner Kehle spülen."
    Er hielt ihr eine halbe Fruchtschale an die Lippen. Eine milchige Flüssigkeit tropfte in ihren Mund und lief angenehm beruhigend ihre Kehle hinab. Plötzlich konnte Sarah nicht genug davon bekommen. Sie leerte die Schale, dann knabberte sie gierig an dem feuchten Fruchtfleisch.
    "Langsam, Sarah, langsam. Da, wo diese hier herkommt, gibt es genug."
    Er bewies es, indem er eine weitere Kokosnuss von dem Stapel neben ihrem Lager nahm, den sie erst jetzt bemerkte. Mit einer kurzen, harten Bewegung schlug er sie gegen die Steine unter Sarahs Lager. Die Kokosnuss zerfiel in zwei Hälften. Eine davon reichte James Sarah, die andere führte er an seine Lippen.
    Sarah umfasste die haarige Schale mit ihren wunden Händen und trank, etwas langsamer diesmal. Die Flüssigkeit linderte den Schmerz in ihrem Hals und gab ihr den Mut, die Frage auszusprechen, die sich ihr immer dringlicher stellte.
    "Wo sind wir?"
    James warf seine Schale beiseite. "Auf einem Korallenatoll, nördlich von Batavia und östlich von Sumatra, würde ich sagen."
    Würde er sagen? Das klang nicht sehr zuverlässig. Sarah leckte sich über die Lippen. "Und das Boot?"
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. "Zersplittert."
    "Ich verstehe", meinte sie schwach.
    Natürlich verstand sie überhaupt nichts. Sie wusste nicht, warum das Boot zersplittert war, auch nicht, wie sie auf dieses Korallenatoll gekommen waren. Und schon gar nicht, wie lange sie hier schon waren.
    Aber sie erinnerte sich an den Sturm. An den Wind und den Regen. Wie James' Muskeln sich angespannt hatten, als er darum kämpfte, das Boot am Kentern zu hindern. Sie erinnerte sich, gebetet zu haben, sich mit ihren bandagierten Händen am Rand festgeklammert zu haben. Vage erinnerte sie sich an James' Warnruf und an die weiße Woge, die sich aus dem grauen Wasser erhob.
    Sie erinnerte sich nicht, über Bord gegangen zu sein, auch nicht daran, am Ende des Taues festgebunden worden zu sein, obwohl jetzt, da sie daran dachte, sie den Schmerz um ihre Mitte fühlte. Ganz gewiss erinnerte sie sich nicht, wie sie an Land gespült worden war, und auch nicht daran, wie sie mit Schrecken feststellte, nicht einmal einen Schatten der Phoenix gesehen zu haben.
    Sie drehte sich auf ihrem Lager aus Blättern herum und suchte ihre Umgebung nach weißen Segeln und hohen Masten ab. Hinter den schäumenden Wellen, die das Atoll begrenzten, lag nichts als das ruhige, glatte Meer.
    "Gütiger Himmel!" rief sie. "Wo ist die Phoenix?"
    James drehte sich um und blinzelte zum Horizont. "Irgendwo nördlich von Batavia und östlich von Sumatra, vermute ich."
    "Ich verstehe."
    Neue Panik erfasste sie. Ihre Geschwister waren allein an Bord des Schiffes und ohne Zweifel außer sich wegen ihres Verschwindens. Und das, nachdem sie erst vor so kurzer Zeit ihren Papa verloren hatten! Wie würden sie das verkraften? Wer würde für sie sorgen?
    Sarah schloss die Augen und kämpfte gegen das aufsteigende Mitleid mit ihren Geschwistern an. Diesmal würde sie nicht da sein, um Charlie tröstend zu umarmen oder Abigails Tränen

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