Historical Exklusiv Band 36
wir uns miteinander vergnügt hätten.“
„Vergnügt!“, entfuhr es Genevra. „Beschreibt Ihr so die Gewalt, die Ihr mir antun wolltet? Ihr müsst doch gewusst haben, dass nur der Gedanke an Eure Gegenwart mir schon Übelkeit bereitete!“
„Welch hochtrabende Worte, Schwester! Wenn ich nur die Kraft hätte, Euch dafür bezahlen zu lassen. Eure unangebrachte Ergebenheit für Robert hatte mich daran gehindert, einmal mehr Rache an ihm zu üben.“
Genevras Stimme wurde scharf. Ihre Finger krallten sich krampfhaft in den Vorhang, denn sie spürte den dringenden Wunsch in ihrer Wut, den Kranken zu schütteln. „Was hat er Euch getan, dass Ihr ihn so sehr hasst?“
„Er ist fünf Jahre vor mir geboren.“
„Und deshalb wolltet Ihr Euer beider Leben zerstören?“, rief Genevra ungläubig. „Was konnte er dafür? Deshalb habt Ihr ihn mit seiner ersten Frau betrogen und ihm einen Bastard als Erben untergeschoben. Und dann wolltet Ihr ihn davon überzeugen, dass Euch ein Gleiches mit mir geglückt sei. Was war Euer Ziel?“, fragte sie. „Wolltet Ihr sicherstellen, dass dereinst Euer Sohn Thirkall erbt, und nicht der seine?“
„Ihr seid sehr klug, meine teure Schwester.“ Drogo schien das Sprechen Mühe zu bereiten, und doch klang seine Stimme böse und gehässig. „Ja, ich wollte ihm Hörner aufsetzen, wollte meinen Samen in Euren Schoß pflanzen, damit mein Sohn erben sollte, was mein gewesen wäre, hätte mich nicht die Laune des Schicksals bei der Geburt benachteiligt.“
„Euer Geist ist wirr, Drogo. Ihr hattet kein Recht auf den Titel.“ Genevra beugte sich über ihn und bezwang seinen umnebelten Blick. „Und wenn ich eine Tochter zur Welt gebracht hätte?“
„Nun, teure Schwester, dann hätte ich Euch eben nochmals verführen müssen.“
Drogos Worte waren undeutlich, die Bosheit in ihnen war jedoch so stark, dass seine Absicht bis zu der hellhörigen, heimlichen Zeugin getragen wurde.
Er war sich der Anwesenheit Alidas hinter den Vorhängen nicht bewusst, oder hatte es vergessen, oder es bekümmerte ihn nicht. Der leise Ausruf ihres Entsetzens wurde von ihm nicht gehört. Sein schwindendes Bewusstsein konzentrierte sich auf das kalte, schöne Gesicht, das er mit fiebrigen Augen ansah. Genevra achtete nicht auf den Ausruf. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf den Mann gerichtet, der hier im Bett lag.
„Es ist Euch indes nicht geglückt, Sir Drogo“, sagte sie eindringlich.
„Ja, Mylady, Ihr habt meine Absichten zunichtegemacht. Doch ich wette, ich habe meinem Bruder nicht wenig Unruhe beschert, und er zweifelt, ob sein Erbe auch sein eigener Sohn ist.“
„Nein, das tut er nicht. Nicht mehr. Ich will nicht leugnen, dass Ihr ihm Seelenqualen bereitet habt, wie es Euer Wunsch war. Ich hoffe, Ihr seid darüber glücklich und bereit, mit solch einer abscheulichen Tat auf Eurem Gewissen vor Euren Schöpfer zu treten.“
Genevra bemerkte, dass sich Drogos Blick von Neuem verwirrte und er das Bewusstsein verlor. Sie fühlte, wie Alida an ihre Seite trat. Sie musste indes sagen, was sie zu sagen hatte. Vielleicht konnte er ihre Worte verstehen.
„Robert hegt nicht mehr den geringsten Verdacht“, versicherte sie. „Euer Ränkespiel war also nutzlos. Das Kind ist sein rechter Erbe, und er ist sich dessen sicher.“
Sie sprach mit einer Überzeugung, die jedoch nicht aus ihrem Herzen kam. Robert hatte zwar seinen Glauben in ihre Treue beteuert, und sie wertete diese Erklärung höher als alles andere. Eine kleine düstere Wolke jedoch blieb in ihrer Seele, dass er nicht voll und ganz überzeugt wäre. Jetzt indes wünschte sie nur noch, Drogo zu beweisen, dass seine Intrige fehlgeschlagen war.
„Robert hatte immer Glück“, murmelte er fast unverständlich. Er fuhr fort, kaum bewusst, was er sprach. Die Worte kamen aus dem tiefsten Winkel seines Geistes, wo die verirrten und dunklen Gedanken in all den Jahren gereift waren. „Er hat den Titel geerbt, sich in Schlachten ausgezeichnet, Turniere gewonnen, die schönsten Frauen verführt. Bekam Euch zur Gemahlin, eine reiche Beute, auch wenn Ihr nur ein Bastard seid.“
Alidas leiser Ausruf der Entrüstung drang an Genevras Ohr. Drogo indes war wieder in Bewusstlosigkeit verfallen. Seine verwirrten Worte ergaben keinen Sinn mehr.
„Wie konnte er nur?“, rief Alida und legte die Arme um Genevra. „Ich hätte nie geglaubt, welch Teufel mein Bruder war. Und Euch ins Gesicht zu sagen, dass Ihr ein Bastard seid!“
„Das trifft mich
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