Historical Exklusiv Band 36
gegenüber, allein, ohne Zeugen. Sie brachten ihre Pferde Seite an Seite.
„Mein geliebtes Herz“, grüßte er sie, und seine Augen leuchteten voll Wärme. „Wie sehr habe ich Euch vermisst!“
„Und ich Euch nicht minder, Robert.“
Freudig reichten sie sich die Hände. Genevra wünschte, sie könnten sich küssen, doch das war in der Gegenwart anderer unmöglich.
„Der Bote erwähnte, Father John habe Drogo schwer verwundeten mitgebracht. Gibt es auch erfreulichere Nachrichten?“, fragte Robert.
„O ja, er hat den Beweis, dass meine Eltern verheiratet waren. Doch, mein Geliebter, wie schrecklich waren diese letzten Tage! Sir Drogo ist nicht mehr. Father John konnte ihn nicht retten.“
Ohne Umschweife berichtete sie ihm. Es gab keine Möglichkeit, ihm die Neuigkeiten schonend beizubringen.
Er nickte, doch die Freude war aus seinem Gesicht gewichen. „Ich hatte es befürchtet“, sagte er grimmig. „Und Ihre Ladyschaft, meine Mutter? Wie nahm sie seinen Tod auf?“
„Sehr schlecht“, gab Genevra zu. „Es hat sie so sehr getroffen, dass sie das Bett hüten muss.“
„Ein Jammer.“ Er klang nicht sehr betroffen. Sie glaubte sogar, ein Lächeln in seinem Gesicht bemerkt zu haben. „Alles andere scheint indes in Ordnung zu sein. Die Eheschließung Eurer Eltern ist bestätigt.“
„Das ist sie in der Tat.“
„Ihr wisst jedoch, dass die Umstände Eurer Geburt nicht den geringsten Unterschied in meinen Gefühlen zu Euch machen?“
„Ich hoffe und glaube es, Mylord. Für mich macht es indes einen Unterschied. Ich bin sehr froh, dass ich Euren Erben nun eine rechte und noble Abstammung bieten kann.“
Er lächelte und drückte ihre Hand, bevor er sie losließ. „Deshalb, und nur aus diesem Grund, bin auch ich darüber erfreut.“
Sein Gefolge hatte aufgeschlossen, Sir Alan an der Spitze. In gebührlichem Abstand warteten sie. Genevra winkte dem jungen Ritter einen Gruß zu, dann wendete sie Chloe, und Seite an Seite ritten sie weiter.
„Doch, was ist mit Euch, Robert? War das Begräbnis, wenngleich auch ein trauriger Anlass, prächtig, wie es eines Earls würdig ist? Wer alles war anwesend?“
„Northempston wurde mit allen Ehren bestattet, und fast alle Noblen von Rang und Namen wohnten dem Gottesdienst in der Kathedrale von St. Albans bei. Auch Lancaster war anwesend.“
„Lancaster?“ Genevra wollte nicht zu neugierig wirken, falls doch Enttäuschung auf sie wartete, nun aber konnte sie sich nicht länger beherrschen. „Und der Titel, Robert?“
Auch er konnte seine überschäumende Freude nicht mehr zurückhalten. „Er ist mein, Gemahlin. Und Ihr seid nun Countess of Northempston!“, rief er strahlend aus.
Genevras fröhliches Lachen drang durch die Luft. „Wie sehr wird das Hannah betrüben! Nun schuldet mein Onkel Euch Lehensgehorsam!“
„Ist das alles, was Ihr zu sagen habt, Liebste?“ Sein Gesicht zeigte Missbilligung, seine blauen Augen leuchteten indes vor Freude.
„Nein, ich freue mich für Euch, Robert. Ich hatte mir jedoch immer gewünscht, über Hannah zu triumphieren! Sie hat mir als Kind so viel Leid bereitet.“
„Nun hat sie keine Macht mehr, Euch wehzutun, geliebte Frau.“
„Und Drogo kann Euch nicht mehr verletzen, mein geliebter Gemahl!“
Robert wurde ernst. „Ja. Ist das Begräbnis vorbereitet?“
„Die Geistlichen kümmern sich darum. Im Haus türmen sich die dunklen Stoffe, um daraus Trauerkleidung zu nähen. Drogo wird bei seinen Ahnen im Kirchhof beigesetzt, mit allen Ehren, die eines Ritters würdig sind, auch wenn er es nicht verdient. Sein Pferd wird die Sporen und das Schwert vorantragen, wie es Brauch ist. Eurer Mutter würde es zu viel Schmerz bereiten, wenn wir den Trauerzug verbieten.“
Sie schwieg, als sie Chloe um einen Stein herumführte, dann warf sie Robert einen Blick zu und sah, dass er zustimmend nickte. „Sein Gefolge ist auf seinen Besitzungen. Ich hatte ihnen den Zutritt zu Thirkall verweigert“, sagte sie.
Er warf ihr ein Lächeln zu. „Eine kluge Entscheidung, Gemahlin. Sie sollen dem Begräbnis beiwohnen, danach werde ich die Eskorte auflösen und die Männer auf verschiedene Festungen unter meinem Kommando verteilen, wo die Kastellane ihnen Zucht und Ordnung beibringen können. Wenn ich sie alle aus den Diensten entlasse, könnten sie eine führerlose, wilde Bande bilden, die eine Plage für das ganze Land wird. Hier in Thirkall will ich sie nicht haben.“
„Ich werde froh sein, wenn sie unser Gebiet
Weitere Kostenlose Bücher