Historical Exklusiv Band 36
die rechtmäßige Erbin von allem, was Lord William Egerton besitzt, außer Ardingstone und den Besitzungen, die an den Titel des Earl of Northempston geknüpft sind.“
Als er geendet hatte, fiel Genevra vor dem Priester auf die Knie und ergriff seine Hände. „Ich danke Euch, teurer Father John! Wie kann ich jemals gutmachen, was Ihr für mich getan habt? Wir werden niemals erlauben, dass Ihr uns verlasst. Ob Ihr hierbleiben wollt oder Euch entscheidet, nach Merlinscrag zurückzukehren, Ihr sollt immer Euer Auskommen haben!“
Father John lächelte. Seine Müdigkeit war geschwunden. „Ich habe die Tage dieser Reise genossen, Mylady, doch sobald ich meine Kräfte wiedererlangt habe, gestattet, dass ich zu denen zurückkehre, die ich kenne. Ich werde Euren Besuch erwarten, werde mich freuen, wenn Ihr und Lord St. Aubin mit Eurer Familie nach Merlinscrag zurückkehrt. Ich habe darum gebetet, und die Leute dort brauchen mich, glaube ich, mehr als hier.“
„Dann gibt es keinen Zweifel, dass Ihr gehen müsst. Ihr könnt noch nicht wissen, dass Lord Northempston verstorben ist und mein Gemahl abwesend ist, um dem Begräbnis beizuwohnen. Deshalb war er nicht da, um Euch bei Eurer Rückkehr zu empfangen.“
„Der Earl ist gestorben? Es betrübt mich sehr, dies zu hören. Das macht Euch jedoch, meine Liebe, zu einer sehr reichen Frau!“
„Was immer ich besitze, gehört meinem Gatten. Ich habe einen Boten geschickt, um ihn von Sir Drogos Ankunft zu unterrichten. Er könnte sich bereits auf dem Heimweg befinden.“
„Er wird über den Tod seines Bruders traurig sein“, sagte Father John. „Indes, er wird Freude empfinden über die Nachrichten, die ich brachte.“
„Das wird er in der Tat. Es ist betrüblich, dass mein Großvater nicht noch wenigstens einige Wochen lebte, um von dem Erfolg Eurer Reise zu erfahren, Father.“
„Das hätte ihn gewiss sehr glücklich gemacht. Doch tief in seinem Inneren war er sich dessen sicher. So macht Euch keine trüben Gedanken, Mylady.“
„Nein. Wollt Ihr mit mir beten, Father? Ich möchte Gott für seine Gnade danken.“
„Lasst uns beten“, sagte Father John.
15. KAPITEL
A m nächsten Tag betrat Genevra das Gemach der Lady, in dem Drogo lag. Ihre Ladyschaft hatte die ganze Nacht an der Seite ihre Sohnes gewacht und sich nun in die angrenzende Kammer zurückgezogen, um zu ruhen. Alida hielt statt ihrer am Krankenbett Wacht. Auch wenn Alida nichts sehen konnte, so spürte sie doch jede Veränderung in Drogos Atem, hörte die Unruhe, die das Fieber bringen könnte, und konnte die junge Dienerin, die an ihrer Seite war, um Hilfe senden.
Genevra wollte Alida eine Erfrischung bringen. Sie hatte nicht den Wunsch, einen Mann mit schwesterlicher Liebe zu pflegen, der versucht hatte, ihr Gewalt anzutun und der ihr und ihrem Gatten Robert so viel Herzeleid zugefügt hatte. Doch konnte sie schwerlich seine Anwesenheit in diesem Haus übergehen.
Leise murmelte sie eine Begrüßung, sodass Alida wusste, wer eintrat. Das Stroh auf dem Boden raschelte unter ihren Füßen, als sie näher trat und Brot und Bier auf einen Tisch stellte, wo Alida es leicht erreichen konnte.
„Lass uns allein und warte vor der Tür“, befahl sie dem Mädchen, bevor sie Alida leise fragte: „Hat sein Zustand sich verändert?“
„Ich glaube nicht. Mutter sagte, er sei die ganze Nacht sehr unstet und ruhelos gewesen, nun scheint er ruhig zu sein. Seht doch für mich nach, Genevra.“
Genevra trat an das Bett und schob den Vorhang zur Seite. Sie fand Drogo bei Bewusstsein, seine Augen waren weit geöffnet, und sein Blick war auf den Baldachin gerichtet.
Als das Licht durch den geöffneten Vorhang fiel, wandte sich sein Blick langsam zu ihr. Er starrte sie mit fiebrigen Augen an, und langsam dämmerte das Erkennen in seinem Blick.
„Sieh da“, sagte er mit heiserer Stimme. „Meines teuren Bruders Weib. Wo ist Robert, meine Liebe? Hat er Euch schon wieder allein gelassen? Warum kommt Ihr nicht näher? Hätte ich nicht diese teuflische Wunde, könnte ich jetzt vollenden, was ich in Merlinscrag begonnen hatte.“
Er schien bei vollem Bewusstsein. Genevra schluckte die zornigen Worte hinunter, die schon auf ihren Lippen lagen. „Ihr würdet jetzt nicht mehr Erfolg haben als damals, Sir Drogo“, war alles, was sie antwortete.
„Die Hunde sind nicht bei Euch, oder? Schade, dass Ihr so schwer zu verführen wart, Schwester. Ein Wort von Euch damals, und sie wären ruhig geblieben, während
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