Historical Exklusiv Band 36
äußerst fähiger Mann.“
„Ja, den Eindruck habe ich auch.“ Catherine lächelte zufrieden. „Er hat etwas von einem Großvater an sich. Die Kinder werden ihn mögen.“
„Ich denke, Thomas Middleton wird seine Arbeit gut machen, wenn du wirklich einen Lehrer brauchst.“ Charles trank einen Schluck Tee. „Ich kenne ihn. Ein sehr angenehmer junger Mann und ein ausgezeichneter Gelehrter. Nur was Mrs Giggleswick betrifft, bin ich etwas skeptisch. Sie hat sich bei einem Unfall vor einigen Jahren verletzt und humpelt jetzt sehr stark.“
„So sehr fällt das gar nicht auf.“ Entrüstet sah Catherine ihn an und verteidigte sofort ihre Wahl. Sie hatte Charles nicht um seine Meinung gebeten. Er sollte sich ja nicht einfallen lassen, ihr bei den Einstellungen für ihr Waisenhaus Vorschriften zu machen. „Das dürfte kein Problem sein.“
„Aber kann sie die Arbeit schaffen? Ihr Bein ist nie richtig ausgeheilt. Ich hatte eher an Mrs Clapham gedacht. Sie hat eine gute Ausbildung.“
Also hatte er sich doch für ihre Bewerberinnen interessiert. Er hatte versprochen, es ihr zu überlassen. Meinte er etwa, er könnte alles an sich reißen? Catherine hob trotzig das Kinn. „Es fehlt ihr an Freundlichkeit im Umgang mit Kindern. Mrs Giggleswick ist so mütterlich. Deshalb habe ich mich gegen Mrs Clapham entschieden.“
Charles ließ seinen Blick einige Sekunden lang auf Catherines Gesicht ruhen. „Ich verstehe“, sagte er schließlich. „Vielleicht hast du recht. Wenn du dir sicher bist, dass Mrs Giggleswick nicht überfordert ist …“
„Aber nein!“ Catherine ließ sich nicht davon abbringen. „Sie hat mir erzählt, dass sie nach dem Unfall noch viele Jahre ihren Mann und ihre Kinder versorgt hat. Aber jetzt, da die Kinder erwachsen sind und ihr Mann nicht mehr lebt, braucht sie etwas zu tun – Menschen, um die sie sich kümmern kann. Sie wird ihre Aufgabe hervorragend erledigen, davon bin ich überzeugt.“
„Gut möglich. Mach alles so, wie du es für richtig hältst.“ Charles beendete seine Mahlzeit und erhob sich. „Möchtest du heute mit mir nach Buck Manor reiten und dir ansehen, wie weit die Renovierungsarbeiten gediehen sind?“
Überrascht, dass er sich so schnell geschlagen gab, geriet Catherine ein wenig aus der Fassung. „Aber j… ja. Natürlich. Ich würde sehr gern mitkommen.“
„Gut. Dann reiten wir los, sobald du fertig bist.“
Während Catherine nach oben ging, um sich umzuziehen, dachte sie über ihren kleinen Schlagabtausch mit Charles nach. Sie war sich so sicher gewesen, dass er ihr einen seiner eisigen Blicke, der keinen Widerspruch duldete, zuwerfen würde. Sie hasste es, wenn er das tat. Damit brachte er sie jedes Mal völlig aus dem Konzept, und das erboste sie noch viel mehr. Stattdessen hatte er sich ihrem Urteil gebeugt. Sie hatte sich ganz unnötig für einen Kampf gewappnet. Catherine lachte befreit auf und eilte die Treppe hinauf.
Im alten Herrenhaus bot sich ihnen ein Bild hektischer Betriebsamkeit. Zwei Männer tünchten die Wände in der Eingangshalle, während mehrere andere irgendwo in den hinteren Räumen desselben Flügels beim Einschlagen von Nägeln viel Lärm machten. Catherine sah zwei Mädchen kichernd beim Fensterputzen, eine rundliche Frau rutschte auf den Knien auf dem Boden herum und schrubbte kraftvoll die alten Dielen.
Als Catherine und Charles näher kamen, rappelte sie sich eilfertig auf, schob sich mit der nassen Hand ein paar Strähnen ihres Haares aus dem Gesicht und knickste.
Charles führte Catherine zu ihr und stellte sie vor. „Lady Caldbeck, ich möchte Ihnen Mrs Ribble vorstellen. Sie ist für die Reinigung des Gebäudes verantwortlich.“
Liebenswürdig blickte Catherine sie an, und Mrs Ribble knickste abermals. „Guten Tag, Mylady.“ Die stämmige Frau lächelte freundlich und machte eine weit ausholende Handbewegung. „Gefällt es Ihnen?“
„Aber ja. Es wird ein wunderschöner Raum.“
Genau das hatte Mrs Ribble hören wollen. „So ist es. Ein wundervoller Platz für die armen Würmchen. Wir schaffen auch noch den Nachbarraum, bevor es dunkel wird.“ Mrs Ribble blickte zu einer der Türen hinüber, aber Catherine war sich nicht sicher, welche sie meinte. Sie wollte schon nachfragen, da fiel ihr plötzlich auf, dass ihre Verwirrung mit der Tatsache zu tun haben musste, dass Mrs Ribble mit einem Auge schielte.
Catherine wollte die gute Frau nicht in Verlegenheit bringen und fragte nicht nach. „Wie schön, dass
Weitere Kostenlose Bücher