Historical Exklusiv Band 36
er wollte sichergehen, dass ich angemessen versorgt war. Seine Lordschaft war zwanzig Jahre älter als ich, aber ich lernte, ihn zu lieben. Ich hatte zwei Fehlgeburten, genau wie seine erste Frau. Adam glaubt, dass dies bei den Lonsdales in der Familie liegt.“
„Oh, das tut mir so leid. Es muss sehr schlimm für dich gewesen sein.“
„Ja, aber noch viel schlimmer für Lord Lonsdale. Deshalb hat er Vincent alles durchgehen lassen. Es war sein einziges, überlebendes Kind. Doch wie ich schon zu Adam sagte, ich habe mich damit abgefunden.“
Die beiden kamen nun auf alltäglichere Dinge zu sprechen, und nach einer weiteren halben Stunde verabschiedeten sich Helen und Adam. Charles musste ein Gespräch mit seinem Verwalter führen, sodass Catherine genügend Zeit hatte, um über ihre Unterhaltung nachzudenken.
Letztendlich würde Helen wahrscheinlich Adams Antrag annehmen. Es war offensichtlich, dass er in Helen verliebt war. Und auch Helen sah ihn mit einer Zärtlichkeit an, für die es nur eine Erklärung gab. Eine andere Tatsache fiel Catherine erst jetzt auf. Was ihre Ehen betraf, hatten sie und Helen etwas gemeinsam. Und Helen hatte gelernt, ihren Gemahl zu lieben.
Catherine dachte über ihre eigenen Gefühle nach. Sie hatten sich unzweifelhaft seit der Hochzeit gewandelt, aber bedeutete dies, dass sie Charles liebte? Sie wusste seine Fürsorglichkeit und Freundlichkeit zu schätzen, insbesondere, dass er sie getröstet hatte, aber ihr Ärger darüber, welcher Machenschaften er sich bedient hatte, damit sie ihn heiraten musste, war noch immer nicht verflogen. Er hatte nicht die geringste Rücksicht auf ihre Gefühle genommen, von der Mühe, sie zu umwerben, ganz zu schweigen.
Und sie zu gängeln wie ein kleines Kind. Eigenartig. Catherine hatte sich über mangelnde Liebe beklagt, als ihre Tante nicht einmal den Versuch unternommen hatte, ihr Grenzen zu setzen – weil sie wusste, dass sie ihrer Tante gleichgültig war. Caldbeck jedoch verübelte sie es. Natürlich war sie nicht mehr zwölf Jahre alt, eine Tatsache, die er oft zu vergessen schien. Wie Helen schon richtig bemerkt hatte, fühlte sie beides, Empörung und Dankbarkeit, aber Liebe war weder das eine noch das andere.
Schließlich gab es da noch die physische Anziehungskraft. Zweifellos begehrte sie ihn. Der Anblick seines muskulösen Körpers raubte ihr immer wieder den Atem, seine leidenschaftlichen Küsse und seine kundigen Liebkosungen ließen sie erbeben. Ihre Wangen glühten, als sie in ihrer Fantasie Bilder der letzten Liebesnacht sah. Dichter nannten solche Gefühle oft Liebe. Aber war es das wirklich?
Und sie fühlte sich so verlassen, wenn seine Geschäfte ihn von ihr fernhielten. War das Liebe? Oder nur Einsamkeit?
Catherine musste sich eingestehen, dass sie es nicht wusste.
Der stärker werdende Wind wirbelte sein Haar durcheinander, aber er spürte die Kälte nicht, genauso wenig wie den Regen, der ihn bis auf die Haut durchnässte.
Sein Verlangen, draußen in der Nacht zu sein, umgeben von Kälte und Dunkelheit, hatte sich nicht geändert. Aber endlich hatte er mit der Arbeit begonnen! Und es tat gut. So gut! Sie hatte ihn willkommen geheißen – bis sie ihr Schicksal in seinen Augen erkannte. Dann hatte sie vor Schreck gezittert, sich gewunden – erbärmlich, hilflos. Ein wunderbares Entsetzen.
Er hatte sie gezwungen, ihre Schwäche, ihre Niedertracht ans Licht zu bringen, und sie beide davon befreit. Sie gestand es ein, als er sie erlöste. Das Feuer loderte wieder in ihm auf. Er stöhnte. Aber die Verzückung schwand schon dahin. Das Böse packte ihn schon wieder, quälend, alles besudelnd, unersättlich. Es war überall. Überall.
7. KAPITEL
N achdem erst einmal der Anfang gemacht war, ging es mit der Renovierung des alten Herrenhauses schnell voran. Etliche Wochen später hatte Catherine auch die Entscheidungen darüber getroffen, wen sie einstellen wollte, und brachte das Gespräch darauf, während sie mit Charles ein leichtes Mittagessen einnahm.
„Ich habe mich dafür entschieden, Mr Kettlewell zum Verwalter des Gutes zu ernennen und Mrs Giggleswick den Posten der Hausmutter zu geben. Richard hat seinen älteren Bruder Thomas als Lehrer vorgeschlagen. Wie ich höre, ist er bereit, die Stellung anzutreten, da sein letzter Schüler inzwischen nach Eton gegangen ist.“
Charles sah von seinem Omelett auf und nickte. „Kettlewell ist genau der Richtige. Sein eigenes Land hält er ausgezeichnet in Ordnung. Ein
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