Historical Exklusiv Band 36
fand nichts dabei, sich einmal ohne schlechtes Gewissen ein Frühstück im Bett zu gönnen. Es war gestern sehr spät geworden, die Aufregungen während des Empfanges, ihre Auseinandersetzung mit Charles und die Versöhnung.
Letzte Nacht hatte er so offen mit ihr gesprochen wie noch nie zuvor, hatte versucht, ihr zu erklären, wie sehr ihn Gefühle bewegten, obwohl er sie nicht zeigen konnte. Sie hatte nicht bedacht, dass er es für seine Pflicht hielt, seine nicht gerade begeisterte Braut, die er nach Wulfdale gebracht hatte, glücklich zu machen.
Ihre Antwort, sie wisse nicht, was sie wolle, hatte nicht unbedingt der Wahrheit entsprochen. Sie wusste sehr wohl, was sie wollte. Was sie nicht wusste, war, ob sie tatsächlich darauf hoffen durfte. War dies endlich ihre Chance auf einen liebevollen Ehemann und eine Familie, nach der sie sich so sehr sehnte?
Charles erschien ihr heute Morgen in einem ganz anderen Licht. Sie dachte daran, wie er ihr die Schäferin gereicht hatte, und musste laut auflachen. Ja, Charles kann in mir lesen wie in einem offenen Buch. Vor meinen Wutanfällen hat er jedenfalls keine Angst. Und ich fürchte mich nicht mehr vor ihm. Dafür spürte sie oftmals ganz deutlich die Kraft, die von ihm ausging.
Und er löste Gefühle in ihr aus, die sie nie zuvor erlebt hatte. Er brauchte sie nur zu berühren. Eine heiße Röte stieg ihr in die Wangen bei dem Gedanken daran, wie er mit seinen kundigen Händen ihren Körper erforschte. Wie hilflos sie sich fühlte, wenn der Rausch der Leidenschaft sie überkam.
Sie ertappte sich dabei, wie sie jede Nacht auf seine Schritte horchte. Und sie war freudig erregt, wenn er zu ihr kam, und enttäuscht, wenn er abwesend war. Und ihr Herz schlug heftiger, sobald sie ihn sah. Eine Erkenntnis durchfuhr Catherine. Der Himmel soll mir gnädig sein, ich bin dabei, mich in ihn zu verlieben!
Der Earl of Caldbeck war mit sich äußerst zufrieden, vielleicht sogar ein wenig selbstgefällig. Er hatte sich in Catherine nicht getäuscht. Seine Countess war genau die Frau, die er gewollt hatte, nachdem er ihr das erste Mal begegnet war. Während er sich rasierte, erinnerte er sich noch einmal an die vergangene Nacht. Er hatte Catherines Gefühlsausbruch vorausgeahnt, und er hatte ihn genauso genossen, wie er es sich in seinen kühnsten Träumen vorgestellt hatte.
Himmel, wie schön sie war – blitzende Augen, gerötete Wangen, flammendes Haar und glühend vor Leidenschaft. Ob sie nun mit Gegenständen um sich warf oder sich verzückt unter ihm wand, seine feurige Lady wühlte ihn auf bis in die Tiefen seiner Seele.
Er lächelte in sich hinein. Vielleicht hatte er sie nicht gerade zum Aufheulen gebracht, aber allein die Erinnerung an ihr leises Keuchen und ihr verlangendes Stöhnen reichte aus, um ihn schon wieder zu erregen.
Während er sein ältestes Hemd und eine abgetragene graue Wildlederhose überstreifte, blickte sein Kammerdiener missbilligend drein. Charles wusste, dass es für den selbst stets makellos gekleideten Hardraw kaum zu ertragen war, wenn ein Gentleman die Arbeit eines einfachen Handlangers verrichtete. Seinen Herrn jedoch anders als in ausgesucht geschmackvoller Garderobe zu sehen, brachte den armen Hardraw völlig aus der Fassung.
Amüsiert winkte Charles ihn zu sich heran. „Kommen Sie schon, Hardraw. Machen Sie nicht solch ein Gesicht, und suchen Sie mir meine Arbeitsstiefel.“
Hardraw rümpfte die Nase. „Mit diesen Stiefeln können sie sich wirklich nicht mehr sehen lassen, Mylord.“
Charles ließ das völlig unbeeindruckt, er verlangte dennoch nach der Anstoß erregenden Fußbekleidung. „Ach Hardraw. Ich bin recht zuversichtlich, dass mein guter Ruf durch ein Paar abgewetzte Stiefel nicht gefährdet wird.“
„Gewiss, Mylord.“ Mit spitzen Fingern holte der Kammerdiener die alten Schuhe aus einem Schrank im Ankleidezimmer. „Ich kann sie nicht einmal mehr richtig sauber bekommen. Es ist mir einfach unverständlich, warum gute Kleidung durch manuelle Arbeit ruiniert werden muss.“ Er stellte das Schuhwerk vor Charles hin, trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme.
Charles verzichtete auf seine Hilfe beim Anziehen der Stiefel. Er schlüpfte allein hinein, was natürlich leicht war, da sie schon herrlich ausgetreten waren. Er maß den Kammerdiener mit einem abschätzenden Blick.
„Ich habe es Ihnen doch schon oft genug erklärt, Hardraw, man verweichlicht, wenn man seine Muskeln nicht trainiert.“ Dann
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