Historical Exklusiv Band 36
Kirby rannten zu ihren Pferden. John David beeilte sich, den Einspänner in Fahrtrichtung zu wenden, und Richard, seines Pferdes beraubt, stürzte auf ihn zu. Die Arbeiter stürmten, jeder so schnell er konnte, hinterher.
Catherine rappelte sich hoch. „James Benjamin, warte!“
Der Reitknecht, gerade im Begriff, sich auf sein eigenes Pferd zu schwingen, blieb wie angewurzelt stehen. Catherine lief zu ihrem Jagdpferd, und er eilte hinterher und half ihr in den Sattel. Sie folgte Adam und Sir Kirby über die Mauer und den Hügel hinauf. Hinter sich hörte sie das Pferd ihres Reitknechtes schnaufen und aufstampfen.
Auf der Hügelkuppe angekommen, sah sie ganz deutlich, dass tatsächlich ein Cottage lichterloh brannte. Ribble galoppierte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit den Hügel hinunter und kümmerte sich weder um Hindernisse noch darum, dass er beinahe aus dem Sattel geworfen wurde. Charles’ Grauschimmel hatte keine Mühe, die anderen hinter sich zu lassen. Catherines Jagdpferd hielt sich gut, sprang mit Leichtigkeit über Zäune und Gräben und hatte Adam und Sir Kirby schon fast eingeholt. Die Reiter preschten den Hügel hinab und über die niedrigen Mauern.
Sie kam gerade am Fuß des Hügels an, als Ribble das Cottage erreicht hatte und vom Rücken des Hengstes sprang. Entsetzt musste sie mit ansehen, wie er durch die Tür in das brennende Haus stürmte. Da hatte auch Charles das Cottage erreicht. Catherine stockte vor Schreck der Atem.
Womöglich würde er Ribble folgen. Ehe es jedoch dazu kam, wankte Ribble bereits wieder nach draußen. Seine Kleidung hatte Feuer gefangen, und er hielt etwas umklammert. Ein paar Schritte vor dem Cottage fiel er auf die Knie.
Charles sprang aus dem Sattel und riss sich beinahe gleichzeitig seinen Rock vom Leibe.
Charles war gerade dabei, den Stoff über Ribbles brennende Kleidung zu werfen und die Flammen zu ersticken, da galoppierten die anderen Reiter in den Hof. Während ihm die Männer zu Hilfe eilten, glitt Catherine aus dem Sattel. Einige besonders schnelle Arbeiter hatten inzwischen die Kuppe des Hügels erreicht und kamen auf das Cottage zugerannt.
Catherine eilte zu dem unglückseligen Mann, aber Charles sprang auf, packte sie und riss sie von dem brennenden Haus weg. Adam und James Benjamin versuchten, Ribble aufzuhelfen und ihn vor den fliegenden Funken in Sicherheit zu bringen.
Sobald die Pächter den Ort des Geschehens erreicht hatten, machten sie sich daran, mit hastig herbeigeholten Eimern Wasser dem Feuer Einhalt zu gebieten. Das Cottage war nicht mehr zu retten, deshalb konzentrierten sie sich auf die Nebengebäude und gossen Wasser auf das Stroh.
Zwei von Ribbles Nachbarn eilten Adam und James Benjamin zu Hilfe und schafften es mit gutem Zureden und vereinten Kräften, den vor Entsetzen fast wahnsinnigen Mann aus der Gefahrenzone zu zerren. Aber sobald sie ihn losließen, stolperte er abermals in Richtung Feuer.
Voller Entsetzen erkannte Catherine, was er da an seine Brust gepresst hielt – eine Leiche, die nackte, verkohlte Leiche einer Frau. Mrs Ribble! Die fröhliche, hilfsbereite und gütige Mrs Ribble. O nein!
Catherine riss sich von Charles los und eilte dorthin, wo der arme Ribble, wieder auf den Knien liegend, das leblose Gesicht hilflos wimmernd anblickte.
„Dorrie … Dorrie … Dorrie …“ Immer wieder rief er ihren Namen.
Auch Catherine musste schluchzen und kniete sich neben den gramgebeugten Mann. Beruhigend legte sie ihm die Hand auf den Rücken. Erst da sah sie, dass auch er Brandwunden hatte, und zog ihre Hand weg. Fassungslos blickte sie ihn und seine tote Frau an.
Charles war von hinten an sie herangetreten und legte ihr schweigend die Hände auf die Schultern. Einer nach dem anderen gaben die Männer den Kampf gegen das Feuer auf und bildeten einen Kreis um das Opfer. Niemand nahm davon Notiz, als John David und Richard mit dem Einspänner in den Hof gefahren kamen.
Doch dann entdeckte Catherine etwas Grässliches.
Dorrie Ribbles Körper war blutverschmiert. Es lief an ihrem schlaff herunterhängenden Arm herab, und auch die Beine waren besudelt. Sie deutete darauf und blickte zu Charles auf. Dieser war einen Moment wie erstarrt. Dann ging er um Catherine herum und kniete sich vor den Ribbles auf den Boden.
Er hob den blutigen Arm hoch und betrachtete ihn einen Augenblick lang. Dann beugte er sich nach vorn und schob sanft den Ehemann zur Seite. Ribble leistete zunächst Widerstand und umklammerte den Leichnam
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