Historical Exklusiv Band 36
Trapper.“
Verwirrt runzelte Catherine die Stirn. Thom hatte nur Verachtung für so viel Unwissenheit übrig.
„Er öffnet die Wettertüren, damit wir durchkönnen. Er ist erst fünf. Ich bin ein Hurrier“, fügte er stolz hinzu. „Ich bin stark.“
„Das kann ich bestätigen.“ Charles setzte Timmy auf den Boden und wandte sich an Catherine. „Ein Hurrier schiebt die beladenen Karren. Wie alt bist du?“
Thom zögerte und schien zu überlegen. „Ich bin zehn, glaube ich.“
Charles warf Catherine einen fragenden Blick zu.
„Natürlich! Ganz sicher nehmen wir sie mit.“
„Sie bringen uns doch nicht zurück?“ Es klang verzweifelt.
„Nein!“ Catherine kniete neben den Brüdern nieder. „Ihr kommt mit uns nach Wulfdale. Dort haben wir ein Heim für Kinder. Timmy braucht keine Angst mehr vor der Dunkelheit zu haben, und ihr werdet beide lernen, wie ihr besser für euch selbst sorgen könnt. Leben eure Eltern noch?“
Thom schüttelte den Kopf. Er war immer noch misstrauisch. Catherine zerbrach sich den Kopf, wie sie die Brüder am besten überzeugen könnte. Ihr Blick fiel auf Thoms magere Gestalt.
„Mrs Gigglewick kocht ganz ausgezeichnet.“
„Wirklich?“ Das Interesse im Gesicht des Kindes war unverkennbar.
„Ganz bestimmt.“
„Na gut. Dann können wir’s ja versuchen.“
13. KAPITEL
C atherine war nachdenklich geworden, denn sie spürte, wie sehr sich ihre Beziehung zu Charles veränderte. Immer öfter suchte sie seine Nähe und stellte erfreut fest, dass er viel aufgeschlossener geworden war und sie immer mehr an seinen Gedanken teilhaben ließ. Auch andere Einzelheiten fielen ihr auf. Zärtliche Berührungen, gemeinsames Lachen.
Ja, ihre Hoffnungen auf Liebe schienen sich zu erfüllen, und sie erlaubte es sich, nicht mehr ständig auf der Hut zu sein. Aber ehe sie sich Hals über Kopf in Charles Randolph verliebte, brauchte sie die Antwort auf eine Frage, die ihr Angst machte.
Hatte er nun eine Affäre oder nicht?
Eigentlich gab es kaum einen Anlass für einen solchen Verdacht. Regelmäßig besuchte er sie abends in ihrem Schlafzimmer. Allerdings verschwand er gelegentlich in ‚geschäftlichen Angelegenheiten‘ und erzählte ihr kaum etwas darüber, weil er meinte, es würde sie nicht interessieren.
Wahrscheinlich hatte er recht.
Aber das hing natürlich davon ab, was er an solchen Tagen machte. Ein Besuch bei ihrer Schwägerin war also angebracht.
Das Gespräch mit Helen, einige Tage nach ihrer Rückkehr aus Skipton, war sehr viel aufschlussreicher, als Catherine es sich jemals hätte träumen lassen. Sie nippte gerade an ihrem Tee und überlegte, wie sie das fragliche Thema zur Sprache bringen könnte, da fragte Helen beiläufig: „Und wie benimmt sich Charles?“
Catherine fühlte sich ertappt und verschluckte sich beinahe. Nachdem Helen ihr schnell auf den Rücken geklopft hatte, fügte sie hinzu: „Versucht er immer noch, dein Leben so zu regeln, wie es für dich am besten ist?“
„Ach das.“ Catherine tupfte sich etwas verlegen mit der winzigen Serviette den Mund ab. „Man könnte schon sagen, dass es besser geworden ist. Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung, und ich habe ihm gesagt, wie ich mich fühlte. Er hat mir versichert, dass er nicht über mich bestimmen will, und ich glaube, er gibt sich große Mühe, sein Versprechen zu halten.“
„Weißt du, ich glaube, du bist genau die Richtige für ihn.“
„Das hoffe ich.“ Catherine zupfte versonnen an ihrer Serviette und sah einen Augenblick aus dem Fenster. „Ich möchte dich gern etwas fragen. Nur weiß ich nicht … wie ich es am besten formulieren soll.“
„Warum redest du nicht einfach so, wie es dir in den Sinn kommt?“
„Es … es geht um ein sehr heikles Thema.“ Catherine holte tief Luft und gab sich einen Ruck. „In London war nie etwas darüber zu hören, dass Charles eine Geliebte hatte.“
„Ach so.“ Helen schien zu verstehen. „Und jetzt willst du wissen, ob er eine in Yorkshire hat.“
„Ja.“ Catherine blickte ihrer Schwägerin fest in die Augen. „Ja, so ist es.“
Helen beugte sich zu Catherine und tätschelte ihre Hand. „Du machst dir ganz unnötig Sorgen. Ich bezweifle, dass er ganz enthaltsam gelebt hat, aber er hat seit Jahren keine Freundin mehr gehabt.“
„Seit Jahren?“
Helen sah in die Flammen des Kaminfeuers, so als müsste sie sich ihre nächsten Worte genau überlegen. Schließlich wandte sie sich wieder zu Catherine. „Seit vielen Jahren.
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