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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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liegen.“
    „Ich wünschte, ich wüsste, warum man sie errichtet hat. Mich überkommt hier ein so sonderbares Gefühl.“ Catherine setzte sich auf einen der niedrigen Steine und stützte das Kinn auf die Hand.
    Charles nahm auf dem grasbewachsenen Erdwall neben ihr Platz. „Du hast ein viel feineres Gespür für die Atmosphäre als ich, allerdings fühle ich an solchen Orten, dass …“ Er sprach nicht weiter, denn er sah aus dem Augenwinkel, wie sich hinter der Hügelkuppe etwas bewegte.
    Eine Gestalt sprang auf und verschwand blitzschnell. Charles drückte leicht Catherines Hand. „Lass dir nichts anmerken, aber ich glaube, wir werden beobachtet.“
    Catherine rutschte auf dem Stein hin und her, so als wollte sie sich bequemer hinsetzen, und blickte in die Richtung, in die er mit einer kaum wahrnehmbaren Kopfbewegung gewiesen hatte. „Ja“, flüsterte sie, „du hast recht. Ich meine, sein Kopf ist noch zu sehen.“
    „Das kommt mir auch so vor.“ Charles stand auf und klopfte sich scheinbar völlig gleichmütig den Staub von seinen Rockschößen. Im nächsten Moment jedoch sprang er unvermittelt über den Erdwall und rannte über die Hügelkuppe. Eine kleine Gestalt flüchtete vor ihm, flitzte über den Felsvorsprung und verschwand.
    Als Charles diesen erreicht hatte, hielt er einen Moment inne, um zu überlegen, wohin der Flüchtende wohl verschwunden war. Er blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen, und hörte leises Flüstern und ein schwaches Seufzen. Die Geräusche schienen direkt unter seinen Füßen zu ihm zu dringen. Vorsichtig rutschte er über den Fels. Unmittelbar darunter lag eine dunkle Felsspalte. Er lauschte angestrengt.
    „Komm schon, Timmy. Beeil dich!“
    Wieder das unterdrückte Schluchzen.
    „Reiß dich zusammen. Es ist doch nicht weit. Sonst findet er dich!“
    Gemurmel, das er nicht verstehen konnte.
    Charles beugte sich weiter über die dunkle Öffnung. Das Weinen war jetzt deutlicher zu hören. Sehen konnte er den Stoff eines zerfetzten Hemdschoßes. Blitzschnell packte er zu und zog daran. Das Hemd kam zum Vorschein, und darin steckte ein zappelnder Körper. Ein Angstschrei zerriss die morgendliche Stille.
    Charles zog das Kind aus dem Hohlraum und achtete darauf, seinen Griff nicht zu lockern. Für diese Anstrengung wurde er mit einem Hagel von Faustschlägen und Fußtritten belohnt. Dazu gellte ein entsetzliches Geschrei durch die Luft. Ehe er sich’s versah, sprang eine zweite, etwas größere Gestalt aus dem Versteck und schlug ebenfalls laut schreiend auf ihn ein.
    „Loslassen! Lass ihn frei. Du hast kein Recht …“
    Charles fragte sich schon, was aus dieser Begegnung werden sollte, da hörte er Catherines Stimme und sah, wie sich einer seiner kleinen Angreifer auf sie stürzte. „Wir tun euch doch nichts. Au! Lass das!“
    Schließlich hatte Charles seinen kleinen, aber ungestümen Gegner bezwungen und bemerkte, dass Hardraw sich vor Erschöpfung keuchend näherte. Der Kammerdiener eilte zu Catherine und packte das schmutzige Gassenkind, das sie festzuhalten versuchte, am Kragen. Während alle damit beschäftigt waren, wieder zu Atem zu kommen, herrschte angespanntes Schweigen.
    „Nun“, sagte Catherine nach einer Weile, „da haben wir also die Ausreißer aus Grassington.“
    Charles nickte. „Das dürfte stimmen.“ Er betrachtete den älteren Knaben mit durchdringendem Blick. „So, mein Junge, was hast du dazu zu sagen?“
    Er mochte zehn Jahre alt sein, war dünn, blass und unglaublich schmutzig. Trotzig hob er das Kinn. „Wir haben nichts getan. Lassen Sie uns laufen.“ Dann murmelte er mit sanfterer Stimme: „Ach Timmy, nun stell dich doch nicht so an.“
    „Das ist also Timmy, nicht wahr?“ Charles zeigte auf das schluchzende Kind, das er fest umklammert hielt. „Und wie heißt du?“
    „Das geht Sie nichts an …“ Der Junge sah Charles an und schien sich daraufhin schnell eines Besseren zu besinnen. „Thom“, antwortete er mürrisch.
    „Seid ihr tatsächlich aus der Bleimine ausgerissen?“
    Thom presste zunächst die Lippen störrisch zusammen, überlegte es sich dann aber anders und seufzte. „Sie finden es ja sowieso heraus. Es ist wegen Timmy. Er hat solche Angst im Dunkeln. Er heult den ganzen Tag. Ich musste ihn da rausholen.“
    „Ich verstehe. Seid ihr Brüder?“
    „Jawohl.“ Thom nickte.
    „Aber er ist doch noch so klein!“ Catherine war fassungslos. „Er kann doch unmöglich in einem Bergwerk arbeiten!“
    „Er arbeitet als

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