Historical Exklusiv Band 36
Ihr dem unleugbaren Charme meines Bruders nicht hättet erliegen können?“, fragte er fordernd. „Und dass nicht sein Samen in Eurem Schoß reift? Ich zweifle nicht, dass dies seine Absicht war, von dem Augenblick an, da er hier eintraf.“
„Und wenn es das war, er hat sein Ziel nicht erreicht, Mylord!“ Genevra unterdrückte ein Schluchzen. Wie konnte sie ihn überzeugen? Sie war in der Woche, bevor sie ihre Tage erwartete, bei einigen Anlässen ohne Begleitung gewesen. Niemand anders als sie konnte schwören, dass Drogo sie weder hier im Schlafgemach, noch sonst an einem geheimen Ort in der Burg verführt hatte.
„Ihr müsst mir Glauben schenken, Gemahl“, drängte sie, „zu Eurem eigenen Wohle und zu meinem und zum Wohle unseres ungeborenen Kindes. Ich würde Euch niemals belügen. Ich fand Sir Drogo widerlich und abstoßend.“
Als sie Roberts ungläubigen Blick sah, rief sie aus: „O ja, das ist er! Er versuchte, mich mit schmachtenden Blicken und schönen Worten zu verführen, ja selbst mit aufreizenden Gebärden …“, sie schloss die Augen, da sie bei der Erinnerung daran ein Schauder überlief, „… indes, er hat sein Ziel nicht erreicht!“, rief sie und hob die Hände in einer flehenden Geste empor. „Warum sonst versuchte er, mir Gewalt anzutun?“
„Tat er das?“
Ängstlich nickte sie. „So war es.“ Sie atmete tief durch. „Die Hunde haben mich gerettet. Ihr solltet Gott dafür danken, nicht mich der Lüge bezichtigen! Wenn die Hunde nicht gewesen wären, dann hättet Ihr einen Grund, Euch Sorgen zu machen. Selbst wenn es Drogo gelungen wäre, mir Gewalt anzutun, wusste ich zu diesem Zeitpunkt bereits, dass ich Euer Kind unter dem Herzen trage. Es kann von keinem anderen Mann stammen als von Euch, Robert.“
Sie streckte flehentlich ihre Arme nach ihm aus, aber er ergriff sie nicht. „Janes Kind war das seine.“ Die Worte kamen stoßweise über seine Lippen. „Ich war außer Landes, als mein angeblicher Erbe gezeugt wurde.“
Genevra stockte der Atem. Das war schlimmer, als sie geglaubt hatte. Wie sehr musste ihn das verletzt haben. Er schien das Mitgefühl, das in ihr aufstieg, in ihrem Gesichtsausdruck zu lesen.
Er jedoch verhielt sich ungeduldig, zurückweisend. „Ich brauche nicht Euer Mitleid, Mylady. Nur Eure Treue.“
Offen blickte sie ihn an. „Und doch schenkt Ihr mir keinen Glauben, wenn ich Euch meiner Treue versichere!“
„Ich kenne meinen Bruder“, sagte er bitter. „Ich weiß, wie leicht er Frauen verführen kann, und ich kenne seine Rachsucht. Nicht leicht lässt er sich von seinem Vorhaben abhalten.“
Genevras Atem ging so schnell, als wäre sie gelaufen. Sie trat zu ihm und legte ihre Hände auf seine Brust. „Er hat mich nicht verführt, Robert. Ich schwöre es bei der Heiligen Jungfrau, und ich bin bereit, diesen Schwur auf die Heilige Bibel zu wiederholen, wenn Ihr es wünscht. Und selbst wenn es ihm heute Morgen geglückt wäre, mir Gewalt anzutun, das Kind wäre Euer rechtmäßiger Erbe!“
Behutsam wiederholte sie, was sie eben gesagt hatte, denn er schien nicht verstehen zu können, was sie sprach. „Das Kind, das in meinem Schoß wächst, ist Euer.“
Sie hob die Arme, legte sie um seinen Nacken und schmiegte sich an seine Brust, vor der er noch immer seine Arme verschränkt hatte. Er hatte sich keine Zeit genommen, zu baden, und so roch sein Körper nach Schweiß und den Pferden, ein Geruch, den sie untrennbar mit ihrem geliebten Gemahl verband.
Sie schloss die Augen, da eine Welle der Leidenschaft sie durchströmte und erzittern ließ. Er war zurückgekommen. Sie sehnte sich danach, in seinen Armen zu liegen, von ihm geliebt zu werden, und wollte nicht diese ungeheuerlichen Anschuldigungen von ihm hören.
„Robert“, flüsterte sie und zog seinen Kopf an sich. Sein Bart, nunmehr drei Wochen alt, war lang genug gewachsen, dass die Haare nicht mehr borstig waren. Sie spürte ihn auf ihrer Wange, als ihre Lippen die seinen suchten.
Einen Augenblick lang versuchte er, Widerstand zu leisten. Dann stieß er einen kurzen Fluch aus, der fast wie ein Knurren klang, legte die Arme wie ein Eisenband um sie und erwiderte ihren Kuss. Es war ein harter, bestrafender Kuss, in den er all seine Enttäuschung, seinen Ärger und seine Begierde legte.
Genevra wich nicht zurück, obwohl seine Zähne ihr wehtaten und sie Blut an ihrer Lippe schmeckte. Das war ihr gleich. Sie erwiderte seine Leidenschaft, getrieben von dem verzweifelten Versuch, ihn
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