Historical Exklusiv Band 36
Tisch. „Hätte er mich doch gewarnt“, sagte sie missmutig, „dann hätte ich Drogo niemals den Zutritt zu diesen Mauern gewährt. Meg, Drogo ist ein Teufel. Er hat ihm mit seiner ersten Frau Hörner aufgesetzt, schob ihm seinen Bastard als Erben unter und hat nun das Gleiche bei mir versucht.“
Meg stieß einen kurzen Schrei der Empörung aus. „Deshalb haben sie miteinander gekämpft?“
„Es musste sein. Wie kann ich also meinem Gemahl böse sein, dass er jetzt das Schlechteste von mir denkt? Ich habe alles versucht, ihn von meiner Unschuld zu überzeugen, doch ich bin nicht sicher, ob es mir wirklich geglückt ist. Er hat mich angelächelt mit einem Lächeln, das nicht aus seinem Herzen kam.“
„Mein armes Täubchen!“ Meg legte besorgt einen Arm um sie. „Ich werde ihm sagen, dass er nichts zu befürchten hat!“
„Nein, Meg, das hätte keinen Sinn. Ihr wart nicht jeden Tag zu jeder Stunde an meiner Seite. Niemand war es. Und wenn er nicht meinen Worten glauben kann, dann muss ich lernen, mit seinem Misstrauen zu leben. Es wird schwer werden, aber nicht unmöglich. Und eines Tages wird er die Wahrheit erkennen.“
„Das ist eine Todsünde“, sagte Meg und reichte Genevra ein neues Gewand. „Ihr seid füreinander geschaffen! Dieser Drogo!“
Wenn Blicke töten könnten, Drogo wäre tot umgefallen, wo immer er sich gerade befand. Genevra schüttelte den Kopf und lächelte, als sie aus ihrem verknitterten Kleid schlüpfte.
„Wenigstens glaube ich nicht, dass Lord Robert mich schlecht behandeln wird, Meg. Noch wird er meine Gegenwart an seiner Seite ablehnen. Er wird, denke ich, den Vorfall unbeachtet lassen. Wenigstens nach außen hin.“
„Wartet, bis Euer Kind geboren wird, mein Täubchen. Das wird ihn von seinen Zweifeln heilen!“
„Ich bete, dass du recht hast, Meg. Doch neun Monate sind eine lange Zeit.“
„Die gehen schnell vorüber, Ihr werdet sehen. Und ich muss Euch etwas gestehen, Mylady.“ Meg war rot geworden und ungewohnt nervös. „Ich glaube, auch ich bin schwanger.“
„Meg! Aber bist du dafür nicht zu alt?“
Meg lachte, doch es klang ein wenig bitter. „Ich bin noch nicht schwach und betagt, Mistress Genny!“
Genevra lächelte entschuldigend. „Es tut mir leid, Meg! Du warst immer so erwachsen für mich!“
„Ihr habt recht. Ich bin alt für mein erstes Kind. Doch Bernard ist so erfreut, dass ich es nicht bedauere, dieses Wagnis einzugehen. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir innerhalb weniger Tage niederkommen. Ich bedauere nur zutiefst, dass ich dann nicht in der Lage sein werde, Euch beizustehen.“
Genevra zog das neue Kleid über, und Meg schnürte es am Rücken zu. „Annys wird mir helfen, und sie wird auch andere Frauen kennen, die Erfahrung darin haben.“
„Die alte Frau, die von Zeit zu Zeit Kräuter in die Burg bringt, erzählte, dass sie schon mehr Kinder zur Welt gebracht habe, als sie zählen könne. Sie hatte Annys bei all ihren Kindern beigestanden und wird ihr auch beim nächsten zur Seite stehen. Ich möchte, dass sie bei der Geburt meines Kindes hilft.“
„Ich muss mit ihr sprechen“, sagte Genevra nachdenklich. „Vielleicht kann sie auch mir beistehen.“
„Wenn Seine Lordschaft es erlaubt. Manche behaupten, sie sei eine Hexe.“
Genevra wandte sich um und blickte Meg fragend an. „Du glaubst nicht daran?“
„Nein, Mylady, sie hat die Gabe des Zweiten Gesichtes, so behauptet man zumindest, und sie versteht es, mit Kräutern zu heilen. Da ist nichts Teuflisches an Old Mariel. Lord St. Aubin indes möchte vielleicht lieber einen Arzt zu Eurem Beistand sehen.“
„Woher?“, fragte Genevra mit einem Schulterzucken. „Der nächste Arzt befindet sich in Barnstaple, wenn nicht noch weiter entfernt. Ich werde zufrieden und glücklich sein, mich Old Mariel anzuvertrauen, vor allem, da sie so gute Empfehlungen hat.“
„Da ist noch etwas, mein Täubchen. Wenn Ihr es wünscht, kann ich Euer Kind stillen, gemeinsam mit meinem.“
Genevra war mit dem Ankleiden fertig, und Meg ordnete das Haar unter der Haube. Sie legte die Hand auf ihre Brust. „Ich habe darüber nachgedacht, Meg. Ich weiß, dass es Damen nicht zusteht, doch ich möchte mein Kind selber stillen.“
Sie wusste nicht, ob das Stillen des Kindes an ihrer Brust ähnliche Gefühle in ihr erweckte wie die Leidenschaft, die sie spürte, wenn Robert die Spitzen ihrer Brust liebkoste. Sie hatte viele Frauen gesehen, die ihre Kinder stillten, und die Liebe und
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