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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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erleichtert fest, dass ihr Onkel und ihre Tante nicht anwesend waren. Ob es ihr eigener Wille war oder sie nicht geladen waren, wusste sie nicht.
    Von ihrem Platz aus konnte Genevra den Earl of Northempston und seine Ehrengäste beobachten. Der Herzog und die Herzogin hatten sich auf den Ehrensitzen niedergelassen. Lord William unterhielt sich die meiste Zeit angeregt mit Lancaster, und sie kam nicht umhin, seine sichere Art zu bewundern, die er seinem erlauchten Gast, der jünger war, entgegenbrachte.
    Es fiel ihr auf, dass Lord William in den siebzehn Monaten, die sie ihn nicht gesehen hatte, gealtert war. Es musste für ihn eine schwere seelische Erschütterung gewesen sein, seine letzten Erben durch die Pest verloren zu haben. Obwohl seine Kraft ungebrochen schien und seine Gestalt kräftig war, war seine Melancholie gewachsen.
    Oftmals, wenn sie in seine Richtung blickte, sah sie, dass er sie aufmerksam beobachtete, selbst wenn er sich mit Lancaster unterhielt. Das stärkte ihr Selbstvertrauen. Vielleicht fragte er sich, ob diese Verbindung erfolgreich sei, ob sie sich als würdig erwiesen habe, eines Barons Gemahlin zu sein.
    Sie selbst dachte, dass ihre Verbindung besser sei als die meisten anderen. Vor allem, wenn sie sich an Roberts frühere Erfahrungen und ihre eigene Abstammung erinnerte. Die Schatten der Vergangenheit hatten ihre Beziehung zueinander schwierig gemacht. Vom ersten Augenblick an hatte sie befürchtet, dass ihre ungesetzliche Abstammung die Haltung ihres Gemahls ihr gegenüber beeinflussen könnte, und sie gewann mehr und mehr die Überzeugung, dass dies auch so war.
    Wie die Mutter, so die Tochter. Wie oft hatte sie diese Worte schon gehört? Wäre sie die rechtmäßige Tochter eines Edelmannes von gutem Ruf, würde er sicherlich nicht an ihrem Ansehen zweifeln. Doch sie war es nicht, und er zweifelte. So war auch ihre Verbindung nicht so ideal, wie sie es sich gewünscht hätte. Es schien unmöglich, dass Robert sie jemals wahrhaft lieben und ihr vertrauen konnte.
    Stunden vergingen, und das Bankett nahm seinen Verlauf. Es wurde wärmer, und der Raum war raucherfüllt, das Lachen wurde lauter und das Benehmen unbeschwerter. Robert hatte viel getrunken, er war jedoch nicht betrunken.
    Sie war dankbar, dass ihr Gatte sich niemals durch sein Benehmen entwürdigte und den Abend in trunkenem Zustand beendete. Er hatte den Verfall der Krone ausreichend mit seinem Nachbarn besprochen und war nun in eine Unterhaltung verwickelt, wie man wohl das perfekte Turnier veranstalte. Er nahm kaum Notiz davon, als sich Genevra zurückzog.
    Northempston hatte sein Versprechen gehalten und am nächsten Tag einen Pagen nach ihnen geschickt. Die Kinderfrau, die Will getragen hatte, wurde vom Earl kurz und bündig vor die Tür geschickt, sobald der alte Herr das Kind sicher in seinen Armen hielt.
    Will protestierte dagegen, dass er von den vertrauten Armen in andere gelegt wurde, die seltsam rochen und ihm fremd waren. Genevra wollte ihn nun selber nehmen, doch der Earl lachte nur, als er sie mit einer Handbewegung abwies und sich in seinem schweren Eichenstuhl niederließ.
    Genevra folgte dem stummen Befehl und nahm in einem Stuhl Platz. Nie zuvor hatte sie Northempston so entspannt gesehen, nicht einmal bei seinen Besuchen im Kloster. Hier, in den Privatgemächern seiner Burg, schwanden die letzten Spuren seiner würdevollen Haltung, die sein Rang erforderte.
    „Weiter so, mein Junge“, sagte er. „Zeig uns deine starken Lungen. Lungen, die deines Erbes wert sind. Eines Tages wird diese Stimme auf dem Schlachtfeld erschallen!“
    „Soll ich ihn nicht nehmen, Mylord?“, fragte Genevra, denn sie befürchtete, dass der Earl trotz seiner Güte durch das Kleinkind, dessen Gesicht vom lauten Schreien gerötet war, irritiert werden könnte. Er hatte einen Ruf als strenger und unnachsichtiger Vater.
    Northempston schüttelte nur den Kopf. Er schaukelte das Kind auf den Knien und murmelte beruhigende Worte. Und siehe da, Wills Schreien verebbte zu einem Greinen und verstummte schließlich. Genevra war erleichtert, dass das Kind ruhig war, es ihm sogar auf dem Schoß des alten Herrn gefiel. Es lachte über das ganze Gesicht und griff mit seinen Händchen nach der glitzernden Spange, die das Gewand Seiner Lordschaft verschloss.
    Da bemerkte Genevra auch das Bedauern und die Sehnsucht in den Augen des Earls. Er hatte keine Söhne mehr, keine Enkel und keine Großenkel, niemanden, der eines Tages seinen Titel erben

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