Historical Exklusiv Band 36
Harnisch angelegt und trug darüber seinen Wappenrock.
Und so ritt Genevra an der Seite des Goldenen Adlers, der einen glänzenden Kaskett auf dem Kopf trug, an dem der Harnisch befestigt war, der seine Kehle schützte. Goldene Helme mit Wappenzeichen wurden nur bei Turnieren oder feierlichen Zeremonien getragen.
Genevra strahlte vor Stolz, als der lange Tross in den Burghof einritt. Es war nicht leicht gewesen, für alle auf der Reise eine Unterkunft in den Landgütern, Burgen oder Klöstern zu finden, und oftmals hatte das Gefolge in Zelten übernachten und hatten die Stallknechte bei den Pferden schlafen müssen.
Auch hier sollte es ein Gleiches sein, dachte sie. Im äußeren Burghof hatte man bereits Zelte aus Seidenstoff für die Ritter aufgestellt und kleine Zelte aus Tierhäuten für die Bewaffneten und Händler.
Der Tross des Duke und der Duchess of Lancaster, dem selbst ernannten König von Kastilien, war gewiss weitaus länger und prächtiger gewesen als der ihre. Prince John hatte ohne Zweifel eine Anzahl seiner reichsten Vasallen und viele Ritter in seinem Gefolge gehabt.
Er verbrachte nicht viel Zeit in England, denn er war beim Volk sehr unbeliebt. Man hielt ihn für grausam und machthungrig. Robert teilte diese Ansicht nicht, sondern unterstützte ihn. Genevra war willens, jeden zu mögen, den Robert mochte.
Man hatte ihnen eine große Kammer angewiesen, in der ein Bett mit dicken Samtvorhängen stand, dessen Kopfteil und Säulen mit goldenen Schneckenornamenten verziert waren. Darunter waren niedrige Rollbetten für ihre Bediensteten verstaut, mit denen sie den Raum teilen mussten. Ihre private Atmosphäre jedoch war durch die dicken roten Vorhänge, die das Bett umgaben, gesichert.
Die Glocke rief alle zum Bankett, und Northempston begrüßte sie herzlich, als sie den Vorraum betraten. Er wollte wissen, ob Merlinscrag ihren Erwartungen entsprochen habe, fragte nach ihrer Gesundheit und beglückwünschte sie zur Geburt ihres Sohnes.
„Ihr müsst mich in meinen privaten Gemächern besuchen“, sagte er. „Ich werde nach Euch schicken – morgen früh, vor dem Mittagsmahl? Was meint Ihr, Robert?“ Robert nickte zustimmend, und der Earl begann zu lächeln. „Bringt das Kind mit. Ich möchte meinen Namensvetter kennenlernen.“
Er stellte sie dann dem Herzog und der Herzogin und anderen hochrangigen Gästen vor. John of Gaunt begrüßte Robert als alten Waffenbruder. Gemeinsam hatten sie in mehreren Schlachten gekämpft, zuletzt in Najera in Kastilien, wo in John der Wunsch nach der Königswürde erwacht war.
Wie alle anderen Gäste hatte sich auch Genevra mit ihren Juwelen geschmückt. Mit denen, die sie geerbt und in der Truhe ihrer Mutter gefunden hatte, und mit denen, die Robert ihr gegeben hatte – Familienschmuck, der vom ältesten Sohn auf den ältesten Sohn vererbt und von deren Gemahlinnen getragen wurde. Robert hatte für diesen Abend kostbare Stoffe bestellt, die zu neuen Gewändern verarbeitet worden waren, bevor sie Merlinscrag verlassen hatten.
Genevra liebte die weiche glänzend grüne Seide ihres tief ausgeschnittenen Kleides und den etwas festeren Goldbrokat, aus dem der reich verzierte ärmellose Übermantel gearbeitet war. Ein güldener Adler mit ausgebreiteten Schwingen schmückte ihre Brust und die lange Schleppe, die leise raschelte, wenn sie sich bewegte.
Sie musste beim Gehen die Röcke heben, und die Edelsteine auf ihren Schuhen blitzten und funkelten bei jedem Schritt. Ihre Schleierhaube war aus golddurchwirktem Stoff, und über der Stirn leuchteten noch mehr Juwelen.
Robert war seiner etwas nüchterneren Einstellung gefolgt und hatte seinen Schmuck auf das Notwendigste beschränkt. Er trug eine Brosche auf seinem gefältelten Barett, mehrere Ringe und einen juwelenbestickten Gürtel, der über einem kostbaren Wams aus schwarzem Goldbrokat und mit Perlenstickerei auf seinen schmalen Hüften hing.
Auch seine Schuhe waren mit Edelsteinen verziert. Der Griff seines kurzen Degens war eine feine Goldarbeit und ebenso mit Cabochon-Edelsteinen eingelegt, die bei jeder Bewegung funkelten. Bei solchen Anlässen musste ein Mann von Stand auf seine Erscheinung achten. Man stellte seinen Reichtum zur Schau, denn damit festigte man auch seine Macht.
Doch in der Gegenwart eines Dukes und mehrerer Earls war ein Baron nur von geringerer Wichtigkeit. Sie hatten daher ihren Platz nicht an der hohen Tafel, sondern daneben, mit anderen Gästen gleichen Ranges. Genevra stellte
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