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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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sollte. Seine Besitztümer fielen demnach an entfernte Verwandte. Der Tod in Gestalt der Pest hatte ihm seine Erben entrissen. Erst vergangenen Abend war es Robert aufgefallen, wie sehr sich der Earl in den letzten Jahren verändert hatte.
    „Der Schmerz hat ihn nicht verhärtet“, hatte er bemerkt, als er im Schlafgemach das Bett mit ihr teilte. „Er hat ihn mitfühlender gemacht. Er hatte seine Söhne nicht gut behandelt, selbst ich konnte das erkennen. Sie konnten nichts dafür, dass sie so waren. Er glaubte, es sei notwendig, hart zu ihnen zu sein, ihnen seinen Willen aufzudrücken, indes hat es sich letzten Endes nicht bezahlt gemacht. Seine Söhne wagten nicht, ihm zu widersprechen, doch nun sind sie tot, und er ist seiner Kinder und Enkel beraubt.“
    „Vielleicht“, sinnierte er weiter, „wurde er aus diesem Grund der Gönner Eures Klosters. Als Sühne, da Gott ihn bestrafte, indem er ihm die Erben nahm.“
    „Und doch glauben viele Männer seines Standes, es sei ihre Pflicht, hart gegen ihre Kinder zu sein, und sie müssen nicht dafür büßen“, hatte Genevra gesagt.
    „Glaubt Ihr? Bedenkt, Lord William, ist nicht der Einzige, der keine Nachkommen hat, die seinen Namen weitertragen können. Viele Menschen glauben, die Pest sei die Strafe für die Sünden der Menschheit gewesen.“
    „Vielleicht war sie das“, antwortete Genevra. „Doch wenn es so ist, dann ist die Bestrafung sehr ungerecht gewesen, denn sie traf Gute und Schlechte gleichermaßen.“
    Robert hatte sich über sie gebeugt und sie geküsst. „Seid vorsichtig, meine Teure, oder man hält Euch für eine Ketzerin.“
    „Ihr doch nicht?“, hatte sie gefragt.
    „Nein, Gemahlin. Ich weiß, dass es nur Euer nimmermüder Geist ist, der alles infrage stellt. Und wenn Ihr eine Ketzerin seid, dann bin ich es auch.“
    Er hatte sie nochmals geküsst, bevor er eingeschlafen war. Und nun betrachtete sie den Mann, der ihren Sohn in seinen Armen hielt, und konnte nur Mitleid mit ihm empfinden. Mitleid für einen Vater, der geglaubt hatte, das Beste für seine Söhne zu tun, und dafür ungerecht bestraft worden war.
    „Nun, Robert“, sagte der Earl, nachdem er mit dem Kind gespielt hatte, das sich bei ihm wohlzufühlen schien. „Ihr habt einen feinen Sohn und Erben. Ich beglückwünsche Euch.“
    „Ich danke Euch, Mylord. Ich bin in der Tat sehr stolz auf ihn.“
    Genevra beobachtete Roberts Gesicht, als er diese Worte sprach, und sah, wie er dem Blick des Earls auszuweichen suchte. Er erhob sich unruhig von der steinernen Brüstung des Fensters, die er zu seinem Sitzplatz gewählt hatte. Bei den Worten seines Gönners fühlte er sich unbehaglich. Tief in ihrem Herzen verfluchte sie Drogo.
    Northempston hatte von alledem nichts bemerkt und fuhr fort: „Und Euer Knappe, Alan of Harden, wird von Seiner Gnaden, dem Herzog, zum Ritter geschlagen? Haltet Ihr ihn für dieser Ehre wert?“
    Robert entspannte sich wieder und lächelte sogar. „Ja, Mylord. Alan hat mir treu gedient und sich in allen Waffengattungen ausgezeichnet. Er wird ein anmutiger, tapferer Ritter.“
    „Er hatte auch einen ausgezeichneten Lehrmeister, Robert.“ Der Earl stieß einen tiefen Seufzer aus. „Wenn Ihr doch nur mein Sohn wäret!“
    „Ich habe es immer bedauert, dass ich es nicht war, Mylord. Doch ich glaube, Ihr hättet nicht gütiger zu mir sein können, als Ihr es wart.“
    Northempston lachte kurz und bitter auf. „Die Wahrheit, Robert! Ich war zu hart mit meinen Söhnen. Ich habe Euch mit mehr Verständnis und Toleranz behandelt, vielleicht weil ich damals schon älter war. Sie waren Männer oder fast schon erwachsen, als Ihr in mein Haus kamt. Doch sie hatten nicht Euren Mut und Euren Verstand. Ich musste nur brüllen, und sie haben gezittert!“
    Er hielt inne, schaukelte Will auf seinen Knien und betrachtete das Kind mit prüfenden Blicken. „Vielleicht kommt eine Zeit, in der ich meine Fehler wiedergutmachen kann. Die Kinderfrau soll das Kind wieder nehmen.“
    Robert rief nach dem Mädchen, die Northempston von seiner krähenden Last befreite und das Kind zurück in die Kammer trug.
    Northempston wandte sich an Genevra und deutete auf das rosenverzierte Medaillon, das sie um den Hals trug. „Das ist ein ungewöhnliches Schmuckstück, das Ihr da tragt, Mylady. Darf ich fragen, woher Ihr es habt?“
    Genevra griff nach dem Anhänger, als sie sprach. „Es stammt von meiner Mutter, Mylord.“
    „Lady Margaret Heskith. So, so. Habt Ihr noch andere

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