Historical Exklusiv Band 42
zurechtlegen sollen, weshalb er das Geld früher benötigte. Stattdessen aber ließ er sich von Ned dazu verleiten, handgreiflich zu werden.
Und was sollte nun aus Madeleine werden? Für Bart und Sophie würde er sicher irgendwo in der Familie eine neue Anstellung finden. Vor allem Percy hatte eine Schwäche für Menschen in Not. Außerdem konnte sich jeder glücklich schätzen, für den Bart arbeitete, der sicher auch gut für Sophie sorgen würde. Devlin selbst konnte Ned ärgern, indem er seine Schwestern der Reihe nach aufsuchte und sich keineswegs nach dem Heronvale-Diktat richtete. Welch ein Vergnügen das wäre …
Doch was war mit Madeleine und Linette? Lieber würde er zur Hölle fahren und Ned mit sich reißen, ehe er ihr erlaubte, wieder jene Tätigkeit auszuüben, die sie beherrschte.
Verdammt, er brauchte unbedingt Geld, um ihr dieses Schicksal zu ersparen – genug Geld, damit sie sorgenfrei leben und Linette großziehen konnte.
Seine Gedanken drehten sich unentwegt im Kreis. Sicher wusste er eines: Er war ein Narr gewesen, und er hatte die Menschen im Stich gelassen, die auf ihn zählten.
Er hatte Madeleine im Stich gelassen.
Viel zu schnell war er zurück an der Tür zu seiner neuen Wohnung. Schweren Herzens griff er nach dem Knauf und drehte ihn.
Beim Abendessen an diesem Tag sah Madeleine verstohlen zu dem ungewöhnlich ruhigen Devlin. Etwas machte ihm Sorgen, aber den Grund kannte sie nicht. Hatte sie überhaupt das Recht, ihn danach zu fragen?
Für die Probleme eines anderen Mannes hätte sie sich niemals interessiert, aber ein anderer Mann wäre auch nicht so fürsorglich mit ihrer Tochter umgegangen. Im Grunde war sein umsichtiges Verhalten gar nicht mal gut für Madeleine, weil er ihr so das Gefühl gab, dass sie sich jederzeit auf ihn verlassen konnte.
Doch es war gefährlich, sich auf einen anderen zu verlassen. Andere Menschen machten einem erst etwas vor, und dann brachten sie einen dazu, nur noch das zu tun, was sie wollten.
Ihr Blick wanderte wieder zu Devlin, und sie unternahm den Versuch einer Konversation. „War der Besuch bei deinem Bruder angenehm verlaufen?“
Er sah auf und schaute sie so lange an, dass sie bereits glaubte, er würde nicht antworten. „Ich habe mit meiner Schwägerin einige angenehme Minuten verbracht.“
Was sollte das bedeuten?
„Du hast dich also mit deinem Bruder gestritten, richtig?“, schnaubte Bart. „Das würde deine düstere Laune erklären.“
Dass Devlin nicht mit einer entsprechenden Antwort konterte, war sehr ungewöhnlich. Stattdessen starrte er auf seinen Teller. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
Sophie, die ein Gespür für Gefahr hatte, sprang auf und begann, die benutzten Teller zu stapeln.
„Lassen Sie das Geschirr bitte noch stehen, Sophie“, sagte Devlin, der kaum etwas gegessen hatte. „Ich muss mit euch allen reden.“
Madeleines Puls ging schneller. Seine Ankündigung konnte nichts Gutes bedeuten.
„Wir räumen besser erst den Tisch ab“, schlug sie vor. „Dann ist es etwas gemütlicher.“ Und das Unvermeidbare bekam so einen kleinen Aufschub.
„Also gut“, seufzte Devlin. „Dann bringen Sie die Sachen weg, Sophie, aber kommen Sie schnell wieder.“
„Ich helfe dir.“ Madeleine nahm ihren Teller und den von Devlin.
„Ich kann das erledigen, Maddy“, sagte Sophie.
„Aber ich möchte dir helfen“, gab sie zurück. Sie war immerhin noch in der Lage, einen Tisch abzuräumen. Dafür musste man keine besonderen Fähigkeiten erlernt haben. Außerdem war es für ihre Nerven gut, wenn sie sich mit irgendetwas beschäftigen konnte.
Als sie aus der Küche zurückkam und sich zu Devlin setzte, hatte der jedem von ihnen ein kleines Glas Portwein eingeschenkt. Sie sah den Schmerz in seinem Blick, was ihre Angst steigerte.
Was sollte Devlin anderes zu verkünden haben als seinen Entschluss, dass sie, Linette und Sophie gehen mussten?
Einige Augenblicke lang spielte er mit dem Glas Portwein, dann räusperte er sich. „Ich habe meinen Bruder aufgesucht, um von ihm einen Vorschuss auf das Geld zu erbitten, das mir eigentlich erst in zwei Monaten zusteht. Wir sind etwas knapp bei Kasse …“
„Wegen meiner Kleider“, stöhnte Madeleine auf.
„Es hat nicht nur mit deinen Kleidern zu tun, Maddy. An allem ist doch in erster Linie mein unbedachter Umgang mit dem Geld schuld.“
„Komm, Freund …“, setzte Bart mit untypisch beschwichtigendem Tonfall an.
„Ihr müsst wissen“, fuhr Devlin fort, „dass
Weitere Kostenlose Bücher