Historical Exklusiv Band 42
natürlich schon viel schicklicher“, meinte er ironisch.
„Du weißt, ich bin nicht schicklich.“
„Und wo sollen Bart und ich in der Zeit bleiben? An der Tür stehen und das Geld kassieren?“
„Das ist ja absurd. Ich kann einfach nicht mit dir darüber reden, weil du es nicht vernünftig betrachten willst.“ Sie ging an ihm vorbei nach draußen, er folgte ihr.
Warum wollte er nicht einsehen, dass sie eine Lösung für die Probleme finden musste, die sie ihm eingehandelt hatte? Wenigstens das war sie ihm schuldig. Er musste doch erkennen können, wie viel sie ihm verdankte. Er hatte sie aus Farleys Fängen befreit, und allein deshalb würde sie alles für ihn tun, wirklich alles.
Sie lief die Stufen hinauf, aber Devlin blieb dicht hinter ihr. Am Kopf der Treppe angekommen, fasste er sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum.
„Wir bringen dieses Thema jetzt zu Ende, Madeleine. Wir werden unsere finanziellen Probleme nicht auf diesem Weg lösen, hörst du? Du wirst dieses Thema nicht noch einmal ansprechen.“
„Wie kannst du meinem Vorschlag nur widersprechen, Devlin? Du weißt doch genau, was ich bin“, sagte sie mit gedämpftem Tonfall.
Er gab einen erstickten Laut von sich. „Glaubst du, ich möchte, dass ein anderer Mann dich anfasst?“
Sie sah ihn lange an. So viele Männer hatten sie in ihrem Leben schon berührt.
„Glaubst du, ich könnte Geld annehmen von einem anderen Mann, den du in dein Bett mitnimmst?“
„Farley tat das.“
„Ich bin aber nicht Farley, Madeleine. Ich dachte, das hättest du erkannt.“
Er stand so dicht vor ihr, dass sie sich nur auf die Zehenspitzen stellen musste, um mit ihren Lippen seine zu berühren. Sie konnte in seinem Atem den Portwein riechen, dessen Geschmack sie noch immer im Mund hatte. Der Wunsch, ihn auch bei Devlin zu kosten, war fast übermächtig. Er rührte sich nicht von der Stelle, also lag die Entscheidung allein bei ihr.
Seine Hände lagen leicht auf ihren Armen, die Hände, die vor Jahren ihre nackte Haut gestreichelt hatten. Sie sehnte sich nach der Freude und der Angst, ihren Körper mit seinem zu vereinen. Als sie sich tatsächlich auf die Zehenspitzen stellte, bewegte sich Devlin auf sie zu. Sein Mund berührte ihren mit der Begierde eines Mannes, der sich kurz vor dem Hungertod befand. Ihr eigenes Verlangen erwachte im gleichen Moment, als sie sich gegen ihn drückte und die Arme um seinen Hals schlang.
Sie wollte ihn wieder, und das mit aller Zügellosigkeit ihres armseligen Körpers, der sie so schmählich im Stich gelassen und ihren verdienten Niedergang herbeigeführt hatte. Ihr war in Fleisch und Blut übergegangen, wie sie sich von allen Gedanken und Gefühlen lossagen musste, um die von Farley geforderte Rolle zu spielen. Bei Devlin jedoch war es ihr nicht möglich, auf Abstand zu ihrem Körper zu gehen und ihren Geist dem Geschehen zu entziehen.
Mit Mühe brachte sie eine Frage zustande: „Willst du mich, Devlin?“ Ihre Stimme klang beherrschter, als sie selbst sich fühlte. „Willst du das Bett mit mir teilen?“
Er hielt inne, bis sein Schweigen ihre Knie weich werden ließ. Mit kühlem Tonfall entgegnete er: „Bin ich überhaupt in der Lage, mir Miss M. zu leisten?“
Dann wandte er sich ab, eilte die Treppe nach unten und stürmte aus dem Haus.
Im Stadthaus am Grosvenor Square saß der Marquess of Heronvale vor seinem Teller und betrachtete desinteressiert sein Essen.
Er sah zu seiner Frau, die ihren eigenen Gedanken nachzugehen schien. Einmal mehr hatte er sie enttäuscht, und diesmal noch einfallsreicher als zuvor. Sich mit seinem jüngeren Bruder auf dem Boden zu wälzen und sich zu prügeln konnte sich nicht zum Guten auf die Achtung auswirken, die sie ihm entgegenbrachte – erst recht nicht, nachdem er auch noch als Verlierer aus der Auseinandersetzung hervorgegangen war.
Es war demütigend.
Vermutlich hatte sie Devlin ohnehin für den Überlegenen gehalten. Er konnte es ihr nicht verübeln. Mit seinem Bruder verstand sie sich auf eine Weise, die ihr bei ihrem Ehemann nicht möglich war. So wenige Gefühle waren zwischen ihnen beiden im Spiel, dass es ihn kaum überrascht hätte, wäre sie beim Kampf auf seiner Seite gewesen. Zweifellos hielt sie ihn für zu streng im Umgang mit Devlin, und ganz sicher fand sie, ein Marquess sollte seine Macht mit mehr Mitgefühl ausüben.
Doch Devlin hatte ihn mit diesen Bemerkungen über seine Frau provoziert. Devlin hatte gut reden, war er doch bei
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