Historical Exklusiv Band 42
Musketenkugel ihrem Leben schon am nächsten Tag ein Ende setzen konnte.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
Devlin hob den Kopf und sah den Marquess vor sich stehen. Mit einem Schulterzucken bejahte er die Frage.
Sein Bruder bestellte etwas zu trinken und nahm ihm gegenüber in dem bequemen Sessel Platz. „Wie geht es dir, Devlin?“
Was glaubte Ned wohl, wie es ihm gehen sollte? Er und Bart hatten am Morgen die noch verbliebenen Münzen gezählt und einsehen müssen, dass sie nur noch wenige Tage vom völligen Bankrott entfernt waren.
„Es ist zu ertragen“, erwiderte er.
Ned betrachtete ihn ausdruckslos. Was in seinem Kopf vorging, war Devlin ein Rätsel. Er konnte schweigen und warten, selbst wenn sein Bruder nie wieder ein Wort sagen würde.
„Wie ich höre, hast du dich in der Stadt nach Arbeit erkundigt“, sagte er schließlich in neutralem Tonfall, der keine Gefühlsregung erkennen ließ.
Devlin nickte flüchtig, während der Kellner Neds Bestellung servierte.
„Ohne Erfolg, wenn ich das richtig verstanden habe“, fuhr er fort.
„Es freut mich“, gab Devlin ironisch zurück, „dass du so gut informiert bist. Bedauerlicherweise scheint es Männer wie mich – Soldaten, die nach Arbeit suchen – in der Stadt im Überfluss zu geben.“
„Zu schade.“ Ned trank einen Schluck.
„Es ist auch nicht hilfreich, dass die Männer, die ich anspreche, mich ihren Töchtern vorstellen wollen.“
„Tatsächlich?“
Devlin verfluchte, dass sein Bruder stets so undurchschaubar war. „Du hast nicht zufällig verbreitet, was du zusammen mit Vater für mich arrangiert hast, oder?“
Neds Augen verrieten für einen winzigen Moment, dass er über diese Tatsache überrascht war.
„Nein, das hast du nicht“, meinte Devlin lachend. „Vielleicht eine meiner Schwestern?“
„Helen käme dafür am ehesten infrage“, überlegte Ned, als er sich wieder gefasst hatte.
„Stimmt“, pflichtete er seinem Bruder bei. „Sie hat eine gute Freundin in der Stadt, soweit ich weiß.“
„Und sie neigt dazu, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen.“
Kurzzeitig entspannte sich das Verhältnis zwischen ihnen, dass Devlin fast vergessen konnte, was sein verehrter Bruder ihm angetan hatte. Ned würde ihn wohl tadeln, wüsste er die Wahrheit über Madeleine – aber wäre er dann vielleicht nicht noch verbissener? Der Stolz verbot es Devlin, ihn noch einmal um Geld zu bitten. Warum er ihm nicht sagte, was es mit Madeleine auf sich hatte, war ihm dagegen nicht so ganz klar.
„Wie geht es Serena?“, fragte er stattdessen, um zu einem neutralen Thema zu wechseln.
„Gut“, entgegnete der Marquess wortkarg.
Aha, dann war Serena also kein neutrales Thema. Hatte Neds Verärgerung irgendetwas mit Serena zu tun? Devlin betrachtete seinen Bruder und kam zu dem Schluss, dass dessen Gesichtsausdruck nicht ganz so undurchschaubar war, wie er dachte, sondern einen schmerzlichen Zug aufwies.
„Mein Gott, Ned. Gibt es Probleme zwischen dir und Serena?“ Der Gedanke war in Worte gefasst, ehe Devlin sich bremsen konnte.
Neds Miene nahm versteinerte Züge an. „Pass gefälligst auf, was du sagst. Jemand könnte dich hören!“
„Es tut mir leid“, erwiderte er leise. Verdammt, jetzt war es ihm sogar gelungen, sich bei seinem Bruder noch unbeliebter zu machen. Wenn jemand seine unüberlegte Äußerung gehört hatte, würde die Gerüchteküche überkochen. Er sah sich im Salon um, doch niemand schien seine Worte mitbekommen zu haben – hoffentlich nicht!
Ned hatte sich nicht umgeschaut, stattdessen saß er weiter regungslos da. Er hätte sicher einen grandiosen Soldaten abgegeben, der sich einem ganzen feindlichen Bataillon stellte, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Frage war nur, ob er auch genug Empfindungen aufbringen würde, um zuzuschlagen. Ein Soldat musste in der Lage sein, Zorn zu fühlen und sich von diesem antreiben zu lassen. Bis zu ihrem Faustkampf vor zwei Wochen hätte Devlin nicht geglaubt, Ned könne dazu fähig sein.
Mit einem Mal breitete sich in Devlin eine Benommenheit aus. Er hätte nicht an Kämpfe und Gefechte denken sollen. Erinnerungen an Bilder, Geräusche und Gerüche regten sich – das Donnern der Hufe, der Schlachtenlärm, der Rauch und der Gestank des Musketenfeuers. Männer schrien, Pferde wieherten, Metall schlug auf Metall, ehe es in das Fleisch des Gegners gejagt wurde. Blut wurde vergossen, der üble Geruch des Todes kam näher und näher …
Devlin drückte die
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