Historical Exklusiv Band 42
Geistliche sie zu Mann und Frau erklärte. Wenn dieser Augenblick kam, würden Madeleine und Linette bereits in ein Cottage gezogen sein – und er würde die beiden nie wiedersehen.
Madeleine legte einen Finger an den Mund, als sie sich aus Devlins Umarmung löste und aus dem Zimmer ging. Er folgte ihr, dann schloss sie leise die Tür.
„Endlich“, seufzte sie. „Ich dachte, sie würde nie einschlafen.“
Devlin konnte nichts erwidern, da er zu aufgewühlt war. In seinem Kopf hörte er aus weiter Ferne den Rhythmus der französischen Trommeln.
Ihn erstaunte, dass Madeleine so gefasst blieb, war doch ihr Leben ein einziger Scherbenhaufen. „Du musst dich für den Abend umziehen“, sagte sie. „Soll ich dir helfen?“
„Ich gehe nicht aus“, erklärte er.
Es schien, als würde sich ihre Haltung ein wenig lockern. Vielleicht war sie doch nicht so gelassen, wie er glaubte.
„Ich möchte dich nicht allein lassen, Maddy.“
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, wurde ihm deren Ironie bewusst. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und gab Madeleine einen Kuss, als sei sie die Luft, die er zum Atmen brauchte.
Wie sollte er sie bloß jemals verlassen?
Er schwor sich, in den kommenden Tagen jeden Augenblick mit ihr zu genießen. Er würde sie so sehr verwöhnen, wie er nur konnte. Sie würden in Vauxhall tanzen, im Hyde Park reiten, und in den Geschäften ringsum würde er ihr alles kaufen, was ihr gefiel.
In dieser Nacht wollte er sie mit jeder Faser seines Körpers lieben und ihr alles geben, um ihr zu zeigen, dass sich ihre Wege zwar trennen mussten, seine Liebe zu ihr aber die Ewigkeit überdauern würde.
Er nahm Madeleine hoch und trug sie ins Schlafzimmer, als sei er der Ehemann, der seine Frau über die Schwelle trug.
Es war kühl, als sie sich am nächsten Abend über die Themse rudern ließen. Madeleine korrigierte mit zitternden Fingern den Sitz ihrer Maske, der sie an ihre Nächte bei Farley erinnerte, auch wenn der weiche Stoff wie eine flüchtige Berührung auf ihrer Haut lag. Sie zog den Wollschal enger um ihre Schultern. Als sie das Dock erreichten und Devlin ihr aus dem Boot half, kam ihr die Luft etwas wärmer vor.
Madeleine nahm Devlins Arm und ließ sich von ihm zum Eingang zu den Vauxhall Gardens führen. Er grinste sie an, seine Maske ließ ihn dabei wie einen wüsten Banditen aussehen. Mit der unauffälligen Hose und Jacke sah er aus wie jeder beliebige junge Mann in der Stadt. Er hatte ihr Anonymität versprochen, die für sie wichtiger war als eine Nacht voller Musik und Tanz, wichtiger auch als eine Gelegenheit, wieder einmal das goldene Abendkleid zu tragen, das Devlin ihr gekauft hatte.
Besucher aus allen Schichten der Bevölkerung drängten sich vor dem Eingang, viele von ihnen waren ebenfalls maskiert. Madeleine vermutete, dass es sich um Verkäuferinnen und Angestellte, um Dienstmädchen und Diener handelte, die hier zusammenkamen und Standesunterschiede in der Dunkelheit der Nacht verschwinden ließen. Sie fragte sich, warum sie ihre Identitäten hinter einer Maske verbargen. War es die Chance, sich als eine andere Person auszugeben? Oder wollten sie die Wahrheit verstecken?
Für Madeleine bedeutete sie die Notwendigkeit, nicht erkannt zu werden, zugleich die Gelegenheit, ein wenig zu träumen. Für diesen einen Abend würde sie einfach so tun, als existiere außerhalb der Mauern von Vauxhall Gardens kein Leben.
Devlin zahlte die erforderlichen sechs Schilling Eintritt, dann passierten sie das Eingangstor.
Nach ein paar Schritten verschlug es Madeleine den Atem, da sie das Gefühl hatte, im Himmel gelandet zu sein. Überall funkelten Lichter, die wie Sterne wirkten. In Wahrheit handelte es sich um chinesische Lampions, die man überall in den Ulmen entlang dem Grand Walk aufgehängt hatte.
Je weiter sie gingen, umso deutlicher war die weit entfernte Musik zu hören.
„Was sollen wir als Erstes machen, meine Liebe?“, fragte Devlin, der Madeleine an sich drückte. „Es gibt so vieles zu sehen.“
„Ich weiß es nicht.“ Sie sah sich um, als sie den Grand Cross Walk erreichten.
„Dann lass uns einfach weiter spazieren gehen, bis du nicht mehr möchtest.“
Devlin führte sie den South Walk mit seinen Torbögen und aufgemalten Ruinen entlang. Dabei hielt er stets Ausschau nach jenen jungen Männern, die darauf warteten, eine nichts ahnende Frau auf einen der dunkleren Seitenwege zu ziehen. Zahlreiche Männer starrten Madeleine unverhohlen an, und
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