Historical Exklusiv Band 42
Devlin war froh, dass sie von der farbenprächtigen Umgebung zu abgelenkt war, um von ihnen Notiz zu nehmen.
Als sie durch den The Grove genannten Teil der Anlage spazierten, war deutlicher zu hören, dass Musik von Haydn ihren Teil zum Zauber von Vauxhall beitrug. In Höhe jener Stände, an denen verschiedene Speisen angeboten wurden, bemerkte Devlin etliche bekannte Gesichter. Er vermutete, dass die feine Gesellschaft entschieden hatte, hier den Abend zu verbringen. Wer letztlich bestimmte, welche Veranstaltung die wichtigere war, das blieb ihm allerdings ein Rätsel. Immerhin wusste er, dass Emily Duprey nicht herkommen würde. Er wünschte, er könnte ihre Existenz wenigstens für diesen Abend vergessen und so tun, als gebe es außer Madeleine keine andere Frau.
Die Maske verlieh ihm eine Freiheit, die er anders nicht hätte genießen können. Mit ihr konnte er durch Vauxhall schlendern, einem Earl oder einem Duke begegnen und dabei Madeleine im Arm haben, anstatt sich mit ihr in der Wohnung nahe St. James’s zu verstecken. Heute Abend war er einfach nur ein Mann, der eine Frau begleitete, kein Gentleman mit seiner Geliebten. In dieser Anonymität unterschieden sich er und Madeleine nicht von den anderen anwesenden Paaren.
Er freute sich über Madeleines Begeisterung, die angesichts der angemalten Ruinen erklärte, die würden so echt wirken, dass sie fast versucht sei, sie zu betreten. Zu gern hätte er mit ihr eine dieser Ruinen aufgesucht, um niemals wieder zurückzukehren.
Am Ende des South Walk angekommen, gelangten sie zurück zum Grove. „Zeit zu tanzen, meine Liebe.“
Devlin führte sie zu den Musikern, die auf einem Balkon nahe den Speiseständen spielten. Der Dirigent setzte in dem Moment zu einem Walzer an, als sie beide eintrafen. Lächelnd nahm Devlin Madeleine in die Arme und wirbelte mit ihr zu den beschwingten Klängen der Musik über die Tanzfläche.
Am Stand gleich daneben zog die Marchioness of Heronvale am Ärmel des Marquess. „Ned, siehst du das? Ich glaube, das sind Devlin und Madeleine.“
Er legte einen Arm um ihre Taille. „Madeleine? So formlos redest du von ihr?“ Mit diesen Worten vergrub er sein Gesicht an ihrem Hals, da ihn ein tanzendes Paar nicht annähernd so sehr interessierte wie der Duft von Serenas Haaren und ihre zarte Haut.
„Benimm dich, Ned“, ermahnte sie ihn, machte aber keine Anstalten, von ihm wegzurücken. „Sieh doch nur. Das ist ganz bestimmt Devlin.“
Er sah in die angedeutete Richtung und erwiderte: „Frau, die beiden tragen Masken.“
„Ich bin mir ganz sicher.“ Serena zog ihn mit sich vom Stand fort. „Komm, lass uns tanzen. Dann kommen wir näher an sie heran, und du wirst es schon sehen. Sie trägt dasselbe Kleid, das sie anhatte, als sie bei uns zum Abendessen waren.“
Ned ließ es sich nicht zweimal sagen, sondern stand auf und nahm seine Frau nur zu gern in die Arme. Die letzten Nächte waren von einer Leidenschaft geprägt gewesen, wie er sie nicht für möglich gehalten hätte. Er wusste nicht, was ihre Wandlung ausgelöst hatte, doch es kümmerte ihn auch nicht. Dafür fühlte er sich einfach zu glücklich.
Er war so dankbar für diese unerwartete Entwicklung, dass er alles für sie tun wollte, und wenn er mit ihr neben einem Paar tanzen sollte, das um sich herum nichts wahrnahm.
„Siehst du? Sie sind es“, flüsterte Serena ihm ins Ohr, was er ausnutzte, um sie enger an sich zu drücken. Er teilte ihre Meinung, es könnten tatsächlich Devlin und seine Miss England sein, da er den Ausdruck im Blick des Mannes wiedererkannte. Ein Ausdruck, der das Glück widerspiegelte, das er selbst empfand. Neds Zufriedenheit erlitt in diesem Moment einen Dämpfer, da ihm bewusst wurde, dass er selbst seinen Bruder zwang, diese Liebe aufzugeben. Mit einem Mal verstand er, wie Devlin sich fühlen musste.
„Vergiss die beiden, Serena“, murmelte er schroff und hielt seine Frau auf eine Weise, die ihnen im Almack’s die Verbannung auf Lebenszeit eingebracht hätte – und die ihm half, nicht darüber nachzudenken, was er von seinem Bruder verlangte.
Serena lachte, was in seinen Ohren viel schöner klang als die Musik. Mit einem verruchten Glanz in ihren Augen rieb sie ihre Hüfte so gegen seine, dass Ned sie nur noch mehr begehrte.
Ned verdrängte die finsteren Überlegungen und dachte lieber an die verstohlenen Plätze in Vauxhall, an denen zwei Liebende ungestört Zeit verbringen konnten. Er dirigierte Serena zum Rand der
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