Historical Exklusiv Band 42
nachzudenken.
Devlin drehte sich kurz zu ihr um, und sie sah den Schmerz in seinen Augen.
„Und damit erkläre ich euch zu Mann und Frau“, schloss der Geistliche und hob die Stimme, als könne man ihn in den hinteren Reihen nicht mehr hören. „Sie dürfen die Braut küssen.“
Sophie zwinkerte, Bart lief rot an, während er sich zu der zierlichen Frau hinabbeugte und sie lange und liebevoll küsste.
Nach der Zeremonie begab sich die kleine Gruppe von der Kirche aus zu einem Gasthaus ganz in der Nähe. Devlin hatte für ein standesgemäßes Hochzeitsfrühstück einen Salon reservieren lassen, der Sophie und Bart die Möglichkeit gab, sich zu entspannen. Es gab Schokolade, Schinken, gekochte Eier, feines Gebäck, Konfekt und Teller mit Beeren und Sahne. Devlin erwies sich als hervorragender Gastgeber, der immer dann für einen Lacher sorgte, wenn Madeleine glaubte, sie werde jeden Moment in Tränen ausbrechen. Sogar Sophie lächelte, auch wenn manche von Devlins harmlosen Bemerkungen sie erröten ließen.
Außerdem hatte Devlin dem jungen Paar für die Nacht ein Zimmer reserviert, in dem Wein und Delikatessen auf sie warteten. Er wollte ihnen auch eine Hochzeitsreise schenken, doch Bart hatte dankend abgelehnt. Keiner von ihnen konnte irgendwo Verwandte besuchen, und Reisen an unbekannte Orte würden Sophie nur ängstigen.
Beim Abschied drückte Madeleine ihre Freundin fest an sich. Auch wenn sie sich schon am nächsten Tag wiedersehen würden, bedeutete diese Hochzeit dennoch, dass die Beziehung zwischen ihnen nie wieder so sein würde wie zuvor. Sophie klammerte sich einen Moment lang an sie und flüsterte ihr ins Ohr: „Danke, Maddy. Ich bin ja so glücklich.“
Die langen Schatten des Abends tauchten das Schlafzimmer in Dunkelheit. Devlin saß bei Linette und versuchte, sie zum Einschlafen zu bewegen. Ihre Augen waren gerötet von dem anstrengenden Tag, der hinter ihr lag, doch sie wollte sie einfach nicht zumachen.
Nachdem sie Bart und Sophie ihrem jungen Eheglück überlassen hatten, wollte Devlin noch nicht nach Hause zurückkehren. Stattdessen suchten sie drei die Geschäfte in der Umgebung auf, wo er eine widerwillige Madeleine und eine begeisterte Linette mit Geschenken überhäufte.
Auf Linettes Kopfkissen lagen eine Stute, ein Hengst und ein Fohlen, allesamt detailgetreu bemalt, doch das Spielzeug half nicht, Linette in den Schlaf zu schicken. Stattdessen überprüfte sie immer wieder, ob ihre Pferde auch sicher neben ihr lagen. Devlin erzählte Geschichten vom Grün in Heronvale, auf dem die Tiere viele Abenteuer erlebten.
Immer wieder blinzelte Linette, aber sie hielt beharrlich die Augen offen.
„Ich glaube, du brauchst eine schöne, langweilige Gutenachtgeschichte“, kam Madeleines Stimme von der Tür.
Devlin drehte sich zu ihr um und musste schlucken. Im Dämmerlicht war sie nur als Silhouette zu sehen, wodurch ihre Kurven noch stärker betont wurden. Der Anblick ließ seinen Puls in die Höhe schnellen.
„Ich kann mich an keine dieser Geschichten erinnern. Wir werden wohl ein Buch kaufen müssen“, erwiderte er, während er versuchte, den sie stets umgebenden, verlockenden Lavendelduft zu ignorieren.
„Vielleicht kannst du sie in den Schlaf singen“, schlug sie vor.
Er lachte leise. „Wenn ich ihr etwas vorsinge, wird sie vor Schreck nie wieder die Augen zumachen wollen.“
„Unsinn, du hast eine gute Stimme.“
„Komm, sing du ihr lieber etwas vor“, entgegnete er.
Madeleine trat zu ihm, Devlin zog sie an sich, legte die Hände um ihre Taille und ließ das Kinn auf ihre Schulter sinken.
„Mein Liebling“, sagte sie und strich die Decke glatt. „Du musst jetzt schlafen, es ist schon sehr spät.“
Linette sah sie nur rebellisch an.
„Wie wäre es, wenn wir beide dir ein Lied singen?“, fragte Devlin, woraufhin sie zwar nickte, aber die Augen weit geöffnet ließ.
Mit ruhigem Bariton begann er zu singen, Madeleine stimmte nach den ersten Zeilen mit ihrer lieblichen, klaren Stimme ein. Da sie beide nur den Liedanfang kannten, wiederholten sie immer wieder die ersten Zeilen, bis Linette endlich die Augen zumachte und einschlief.
Für das Kind war es ein schöner Tag gewesen, ebenso für Bart und Sophie. Devlin dagegen kam es so vor, als hätte man ihn gefoltert. In der Kirche war ihm bewusst gewesen, dass er bald einer Frau das Eheversprechen gab, die er gar nicht liebte. Er würde nicht die gleiche unbändige Freude verspüren wie Bart und Sophie, als der
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