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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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dem Abbruch der Verhandlungen hatte er sich innerlich wie erstarrt gefühlt. Nun spürte er, dass die Lebensgeister zurückkehrten, aber auch der Zorn, den er auf Guy de Burgoigne und den Schwager hatte. „Und was jetzt?" herrschte er den Earl of Shropshire ungehalten an.
    Adrian de Lancey antwortete nicht. Reglos saß er in einem ledernen Faltstuhl, den Arm aufgestützt und das Gesicht hinter der Hand verborgen.
    „Euch mag es gleichgültig sein, was mit meiner Schwester geschieht", sagte Alan aufgebracht. „Insbesondere dir, Richard. Es würde mich nicht wundern, wenn du dich sogar freust, falls Meriel ein Leben lang eingekerkert bleibt! Dann kann Adrian nicht mehr freien, und du trittst sein Erbe an!"
    Verärgert stellte Richard den Pokal ab und erwiderte schroff: „Wie kannst du ..."
    „Sei nicht töricht, Alan", unterbrach Adrian den Schwager. „Einer von uns muss bei klarem Verstand bleiben. Weder du noch ich sind es!"
    „Ich ... entschuldige, Richard!" murmelte Alan betroffen. „Das hätte ich nicht äußern dürfen. Ich bin so außer mir, dass ich mich in meiner Wut habe hinreißen lassen." Verlegen trank er den Wein zur Hälfte aus und bemerkte dann nachdenklich: „Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass Burgoigne so durchtrieben ist!"
    „Schlimmer noch", sagte Adrian und ließ die Hand sinken. „Er ist eine Bestie in Menschengestalt!"
    „Wie weit bist du bereit, die Forderungen zu erfüllen?" erkundigte Alan sich unsicher. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Earl selbst unter solchen Umständen gewillt war, auf die Grafschaft zu verzichten.
    Wortlos schüttelte Adrian den Kopf.
    „Mit Burgoigne umzugehen, kommt einer Gratwanderung gleich", meinte Richard und ließ sich seufzend neben dem Halbbruder nieder. „Stets läuft man Gefahr, auszugleiten und in den Abgrund zu stürzen. Es war besser, nicht sofort nachzugeben. Hätte der Schuft erkannt, wie sehr mein Bruder an Meriel hängt, wäre sie nur seiner Willkür zum Opfer gefallen, weil er Adrian damit noch mehr treffen kann. Ich glaube nicht einmal, dass er mit voller Erfüllung seiner Bedingungen rechnet. Wir müssen sehr behutsam vorgehen, um ihn nicht zu reizen. In seiner Blindwütigkeit könnte er Meriel doch noch ein Leid antun."
    „Wehe ihm!" erwiderte Alan hart und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. „Der Hurensohn soll ja nicht wagen, seine Drohungen wahrzumachen!" Er grübelte einen Moment und schlug dann vor: „Ich könnte mich doch als Geisel anbieten."
    „Das hätte wenig Sinn", wandte Adrian ein. „Mich würde er vielleicht akzeptieren. Das wäre die Gelegenheit, auf die er seit Jahren hofft. Und in dieser verzwickten Situation wahrscheinlich auch die beste Lösung."
    „Nein!" entgegnete Richard heftig. „Du bist nicht bei Trost!"
    „Glaubst du, mich zurückhalten zu können?" fragte Adrian und lächelte schwach.

    Alan begriff, dass Richard das Wohl des Bruders mehr am Herzen lag als das der Schwägerin. Er selbst hätte den Earl of Shropshire nie an dem Entschluss gehindert, sich dem Widersacher auszuliefern, wenn Meriel dadurch freigekommen wäre. Aber es musste einen anderen Weg geben, sie aus den Klauen des Entführers zu retten. Wenn sie schon zum Spielball von Burgoignes Launen werden konnte, um wie viel schlimmer würde dann Adrian der Hass des Mannes treffen, der ihn bis aufs Messer befehdete? „Vielleicht könnte der König Burgoigne zur Räson bringen?" sagte Alan bedächtig.
    Erstaunt hob Richard die Brauen. „Stephen ist nicht einmal in der Lage, seine Barone im Zaum zu halten", gab er zu bedenken. „Im übrigen bezweifele ich, dass er sich für die Gemahlin eines Mannes verwenden würde, der zu den Gefolgsleuten der Gegenpartei gehört!"
    Daran hatte Alan in all der Aufregung gar nicht mehr gedacht. Doch in diesem Zusammenhang waren die Streitigkeiten um die Thronfolge für ihn nicht von Bewandtnis.
    „Stephen de Blois verstößt nie gegen die Gebote der Ritterlichkeit", entgegnete er ruhig. „Das geben selbst seine ärgsten Feinde bereitwillig zu. Eine unschuldige Frau zu missbrauchen, entspricht nicht seinem Ehrgefühl. Wenn ihr euch nicht entschließen könnt, den König einzuschalten, dann wende ich mich an Mylord Moreton. Er unterstützt Stephen und hat meine Schwester gern. Ihn würde es nicht stören, dass ihr auf Mauds Seite seid, und sein Einfluss bei Hofe ist beträchtlich."
    „Diese Erwägungen mögen gut und schön sein", warf Adrian ein, „aber wir haben nicht die Zeit,

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