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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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Besorgt beobachtete Adrian das Seil, fürchtend, es könne sich auf dem scharfen Untergrund durchscheuern, doch nach einiger Zeit erreichte auch der Schwager heil und unbeschadet den First.
    Hastig band Adrian das Tau ab, rollte es ein und hängte es sich wieder schräg über den Brustkorb.

    Alan lehnte sich mit dem Rücken gegen die Ringwehr, senkte die Arme und verschränkte die Finger.
    Seine Hände als Tritt nutzend, schwang Adrian sich hoch, fand Halt an einem vorspringenden Quader und begann den zweiten, nicht minder gefährlichen Aufstieg.
    Glücklicherweise war die Kurtine aus großen Blöcken gefügt, die ihm das Klettern erleichterten.
    Froh, die raue Mauer endlich überwunden zu haben, seufzte er leise auf, lugte vorsichtig über die Brüstung und erstarrte. Schritte dröhnten auf dem Wehrgang, und langsam ließ Adrian sich zurücksinken. An den Armen hängend hoffte er, dass seine die Steinkante umklammernden Finger nicht von der Schildwache bemerkt würden. Er wagte kaum zu atmen, während die Tritte vorbeistapften, und erneut brach ihm der Schweiß aus. Schließlich hatte die Patrouille sich so weit entfernt, dass er beschloss, sich über die Mauerkrone zu schwingen. Länger hätte er sich ohnehin kaum noch an den blutenden, schmerzenden Fingern halten können.
    Alle Kraft aufbietend, zog er sich hoch, stemmte sich über das Mauerwerk und duckte sich.
    Eine Weile harrte er so aus und lauschte angestrengt, ob der Soldat zurückkommen würde.
    Alles blieb still, und erleichtert richtete er sich auf.
    An die Kurtine gepresst, um möglichst mit den Schatten zu verschmelzen, huschte er weiter, nahm das Tau und band es um eine Zinne. Nachdem er es Alan zugeschleudert und einen Moment später das vertraute Rucken gespürt hatte, wartete er, bis der Schwager in Sicht kam, und half ihm dann auf den Wehrgang.
    Von der Anstrengung pustend, löste Alan Adrians Schwert vom Waffengurt und übergab es ihm.
    Adrian dankte ihm mit einem Lächeln und band es sich in aller Eile um.
    Da vereinbart worden war, das Seil an Ort und Stelle zu belassen, um es notfalls zur Flucht benutzen zu können, hasteten die Männer über das Bollwerk und erreichten eine Stiege. Aus Roscelines Beschreibungen wussten sie, dass die Treppe neben dem Rüsthaus in den Innenhof führte.
    Kaum hatten sie ihn erreicht, ging knarrend ein Torflügel auf und ein Knappe torkelte aus dem Stall. Wahrscheinlich hatte er sich dort im Heu mit einer Magd vergnügt. Geistesgegenwärtig wünschten sie ihm eine gute Nacht, ganz so, wie jeder andere Chevalier es getan hätte. Lallend erwiderte der junge Ritter den Gruß, stierte die beiden Gestalten mit wirrem Blick an und taumelte weiter.
    Als sei nichts geschehen, schlenderten Adrian de Lancey und Alan de Vere zum Keep.
    Nach einem Moment drehte der Earl of Shropshire sich vorsichtig um und sah, dass der Betrunkene verschwunden war. „Das war knapp!" raunte er dem Schwager zu und warf einen Blick zum Himmel.
    Zu seinem Schrecken zeigte sich am Horizont der erste blasse Schimmer.
    Der Nieselregen hatte aufgehört, und der Himmel wurde heller. Marbod of Haddon freute sich, dass der Dienst bald beendet sein würde. Es ärgerte ihn, dass ausgerechnet er den hinteren Teil der Festung bewachen musste. Viel lieber hätte er am Tor oder auf einer anderen Kurtine Dienst ge tan. Dort bestand immer die Möglichkeit, sich mit einer drallen Magd in einen dunklen Winkel zu verdrücken.
    Aber Marbod verstand, warum der Seigneur Anweisung erteilt hatte, die gesamte Ringwehr mit Schildwarten zu besetzen. Bei dem großen Heer, das vor Wenlock Castle lagerte, war es nicht verwunderlich. Allerdings erstaunte es ihn, dass es bis jetzt noch nicht zu offenen Feindseligkeiten gekommen war. Nicht einmal ein kleines Scharmützel hatte es gegeben. Nun, lange würde dieser Zustand bestimmt nicht anhalten. Sollte Warfield seine Gattin nicht bald zurückbekommen, würde die Hölle los sein.

    Marbod schüttelte den Kopf. Irgendwie tat es ihm leid, dass die hübsche Lady Warfield zum Zankapfel zwischen zwei Männern geworden war. Und wie der Seigneur Damen behandelte, sah man ja an der schäbigen Art, Mylady in den finstersten Kerker werfen zu lassen, ganz zu schweigen vom ruppigen Verhalten der eigenen Gemahlin gegenüber.
    Lustlos schlenderte Marbod of Haddon die Befestigungsmauer entlang, blieb stehen und schaute ins Tal. Der Dunst, der die ganze Nacht über der Landschaft gelegen hatte, war verschwunden, und die Sicht auf das

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