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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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Wäldchen frei. Die ersten Vögel regten sich; in der Nähe stand äsend ein Rudel Damwild auf der Aue, und ein Raubvogel kreiste über den Bäumen.
    Fröstelnd ging Marbod weiter. Es war kühl, und er freute sich auf einen Humpen heißen Honigwassers und einen Laib frisch gebackenen Brotes mit einer Schale dampfenden Hirsebreis. Und dann würde er sich in das warme Quartier begeben, den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und schlafen.
    Unvermittelt hielt er an, drehte sich langsam um und fragte sich, ob er richtig gesehen hatte. Er starrte auf die Zinne, zwinkerte und schaute noch einmal hin. Es konnte doch nicht wahr sein, dass dort ein Seil angebunden war!
    Mit drei Schritten eilte er zu der Stelle, beugte sich vor und sah ein langes Tau an der Mauer hängen. Verdutzt zog er es ein Stück hoch, ließ es wieder fallen und richtete sich auf.
    „Sapperlot!" flüsterte er verblüfft, den Blick auf den sorgfältig befestigten Hanfstrick gerichtet. „Jetzt bin ich in Teufels Küche!"
    Der Schweiß brach ihm aus, und einen Moment war er wie gelähmt. Wenn jemand, um sich heimlich aus dem Staube zu machen, diesen Weg aus dem Kastell gewählt hatte, dann musste es ein Verräter sein! Indes, die Klippe zu überwinden, war ein halsbrecherisches Unterfangen. Außerdem wäre das Seil dann wohl nicht mehr hier gewesen.
    Nein, irgendein Schuft, wahrscheinlich einer von Warfields Leuten, war Steilwand und Kurtine hochgeklettert. Aber dann hätte er, um Halt zu finden, ein Tau mit einem Widerhaken benutzen müssen, und der war nicht da. Zudem wäre das Scheppern des Eisens unüberhörbar gewesen.
    Also mussten zwei Männer an der Sache beteiligt sein. Vermutlich hatte der Eindringling einen Helfershelfer, der sich in der Burg befand. Allein hätte er den Aufstieg nie mals geschafft.
    Doch auch diese Möglichkeit bereitete Marbod Kopfzerbrechen. Jeder, der sich dem Wehrgang genähert hätte, wäre ihm aufgefallen. Er hatte jedoch die ganze Nacht hindurch nichts Ungewöhnliches bemerkt. „Potzblitz!" murmelte er betroffen, unfähig, sich das Rätsel zu erklären.
    Eines wurde ihm indes in aller Deutlichkeit bewusst. Wenn er nicht sofort etwas unternahm, stand ihm Schreckliches bevor. Der Seigneur würde zwar auch so toben und seine Wut an ihm auslassen; es bestand aber die schwache Hoffnung, dass er sich vielleicht herausreden und glimpflich davonkommen konnte. Vorausgesetzt, er trödelte jetzt nicht.
    Die Hände um den Mund legend, schrie er aus Leibeskräften: „Feind in der Veste!" Die Angst im Nacken, rannte er die Wehrmauer entlang, stolperte die Stufen hinunter und hastete, immer wieder brüllend, in den Hof.
    Vom Lärm angelockt, kam der Hauptmann aus dem Torhaus; von allen Seiten strömten aufgeschreckte Scharwächter zusammen, und dann brach, nach Marbods stotternd vorgebrachtem Bericht, tatsächlich die Hölle los.
    Leise zog Alan de Vere die kleine eisenbeschlagene Tür an der Westwand des Keep hinter sich zu und verharrte in der Dunkelheit. Nichts regte sich, und nach einem Moment raunte er dem Schwager zu: „Die Treppe ist auf der anderen Seite!"
    Vorsichtig huschten die Männer weiter, sich eng an der Mauer haltend. Niemand stellte sich ihnen in den Weg, und kein Geräusch zeigte an, dass jemand sich im Gewölbe befand.
    Plötzlich taumelte Adrian de Lancey und stürzte.

    Im selben Augenblick brummte ein Mann: „Kannst du nicht aufpas ..." Er röchelte, und nach einem Weilchen war Stille.
    Erschrocken war Alan stehengeblieben. „Was war das?" fragte er leise.
    Der Earl of Shropshire richtete sich auf und flüsterte: „Ein Schildwächter! Komm weiter!"
    Beim Weitergehen fügte er hinzu: „Der Kerl hat geschlafen und ist aufgewacht, als ich über ihn stolperte. Er ist bewusstlos. Ich habe ihm die Kehle zugedrückt."
    Knarzend öffnete sich die Tür, und besorgt lauschte Adrian, ob das Knarren Aufmerksamkeit erregt hatte.
    „Beeilen wir uns!" drängte Alan.
    Da nichts zu hören war, hasteten die Männer die feuchte Wendeltreppe hinunter. Modriger Geruch schlug ihnen entgegen, und sie hatten Mühe, in der Finsternis nicht auf den glatten Stufen auszurutschen. Unversehens wurde es heller, und dann fiel zuckendes Licht über die nassen Quader.
    Langsamer die Stufen hinunter steigend, hob Alan warnend die Hand und zuckte unwillkürlich zusammen, als ganz in der Nähe jemand trocken hustete. „Achtung!" wis perte er. „Die Wache!"
    Nach einer Weile, in der alles ruhig geblieben war, gab Adrian ihm einen

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