Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
Vom Netzwerk:
Seidenüberwurf. Er faltete das Plaid in der Mitte und breitete es behut sam über dem Mädchen aus. Und plötzlich konnte er dem Drang, Meriel zu berühren, nicht mehr widerstehen, und legte ihr sacht die Hand auf die Wange.
    Die Lider zuckten, und im Schlaf den Kopf drehend, schmiegte sie das Gesicht enger an die Finger.
    Vorsichtig, um das Mädchen nicht zu wecken, zog Adrian die Hand fort und presste die Lippen zusammen. Nicht nur mühsam unterdrücktes Verlangen wühlte ihn innerlich auf. Er empfand Zärtlichkeit und den Wunsch, Meriel vor allem Unheil zu bewahren. Der Versuchung nachgebend, ihr ein letztes Mal nahe zu sein, beugte er sich vor und hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
    Er straffte sich, wandte sich ab und ging zur Tür, mit sich hadernd, dass er Meriel überhaupt nach Warfield hatte bringen lassen. Sie hatte erklärt, sich keines Vergehens bewusst zu sein, und er sah keinen Grund, diese Beha uptung zu bezweifeln. Da er sogar Menschen, die sich wirklich schwerer Verfehlungen schuldig gemacht hatten, oftmals nur mit einer strengen Verwarnung davonkommen ließ, nahm er sich vor, am Morgen Erkundigungen einziehen zu lassen, wo Meriel lebte, und sie dann mit einer Eskorte zu den Ihren heimzuschicken.
    Vor der Tür drehte er sich noch einmal um und warf einen Blick auf Meriel. Ihre schlanke Gestalt war unter dem Plaid kaum zu erkennen, und das Antlitz lag im Schatten. Zu ihrem und seinem eigenen Seelenheil war es besser, sie ziehen zu lassen, doch im Herzen wusste er, dass er sich nicht dazu überwinden konnte. Schwer durchatmend, verließ er das Gemach und drehte den Schlüssel im Schloss.
    Meriel de Vere schlug die Lider auf und blickte sich verwirrt in dem von der aufgehenden Sonne erhellten Raum um. Im ersten Moment begriff sie nicht, warum sie sich in fremder Umgebung befand, setzte sich auf und wurde jäh durch die schmerzenden Glieder an die Ereignisse des vergangenen Tages erinnert.
    Befremdet schaute sie auf das wollene Plaid und fragte sich, wer sie des Nachts zugedeckt haben mochte. Sie schlug es zurück, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf.
    Erleichtert merkte sie, dass die Beschwerden im Fuß nachgelassen hatten und sie, wenngleich mit einiger Mühe, fester auftreten konnte.
    Sie humpelte zu einem der Fenster und beugte sich hinaus. Ihr Blick schweifte über die weite Ebene, streifte steil abfallende, auf schroffem, zerklüftetem Gestein ruhende Mauern und verweilte auf dem Fluss, der am Fuße der Felsen entlangschäumte. Dieser Teil der Burg lag offensichtlich an gänzlich unzugänglicher Stelle.
    Das Geräusch des Aufschließens lenkte Meriels Aufmerksamkeit auf die Tür. Sie wandte sich um und sah, dass eine junge Magd das Gemach betrat.

    „Ich entbiete dir einen guten Morgen, Mistress", sagte das Mädchen und stellte das mitgebrachte Holzbrett, auf dem sich neben Brot, Milchschmalz, Schinken, Honig und Käse auch ein Krug und ein irdener Becher befanden, auf eine Truhe. „Ich bin Margery", stellte sie sich dann vor. „Fühlst du dich wohler? Ich habe dich gestern ankommen sehen, und da machtest du einen sehr erschöpften Eindruck."
    „Danke, es geht mir besser", erwiderte Meriel de Vere. „Ich hatte nur Ruhe nötig. Doch ich wüsste gern, ob angebliche Gesetzesbrecher in Warfield immer so gastfreundlich behandelt werden", fügte sie mit einem erstaunten Blick auf die Morgenspeise und einer ausholenden Geste auf die Umgebung hinzu.
    „Nein", antwortete Margery lächelnd. „Mylord hat es gewiss für ratsamer gehalten, dich nicht in das Verlies werfen zu lassen, da es momentan mit einem Haufen derber Gesellen belegt ist. Er hat wohl um deine Sicherheit gefürchtet."
    „Wie einfühlsam!" erwiderte Meriel trocken, konnte sich jedoch nicht des Gedankens erwehren, dass es noch zuvorkommender gewesen wäre, hätte der Earl of Shropshire sie gar nicht erst nach Warfield verschleppt.
    Meriels Äußerung missverstehend, stimmte Margery fröhlich zu: „Ja, er ist ein sehr gütiger Herr."
    „Und wie heißt seine Gemahlin?"
    „Er hat keine Gattin", sagte die Magd in bedauerndem Ton. „Man erzählt sich, er stehe vor der Vermählung mit einer Dame, die ihm eine große Mitgift einbringen wird. Ich bin froh, wenn er die Demoiselle Isabelle de Sceaux heiratet. Es wird schön sein, eine Herrin zu haben."
    „Man bezichtigt mich der unerlaubten Jagd, wiewohl ich nichts Unrechtmäßiges getan habe", erklärte Meriel ihre Anwesenheit. „Was meinst du, welches Urteil

Weitere Kostenlose Bücher