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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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ihr Mann unter einer breitkronigen Eiche aufgestellt hatte.
    Adrian of Warfield plauderte einige Zeit mit Olwen und war ihr im stillen dankbar, dass sie ihm das Angelsächsische so gut beigebracht und auch tiefe Einblicke in die Denkungsart der Gemeinen vermittelt hatte. Beides hatte ihm sehr geholfen, bei der Verwaltung der Grafschaft einsichtig und aufgeschlossen zu sein und nicht mit der Engstirnigkeit anderer Adliger normannischer Herkunft zu herrschen. Vielleicht gelang es Olwen sogar, ihm Meriels Wesen begreifbar zu machen.
    Als habe sie seine Gedanken erraten, äußerte sie unvermittelt: „Vorhin machtest du einen recht bedrückten Eindruck, Herr! Hat das etwas mit der Maid zu tun, die du in Warfield festhältst?"
    „Woher weißt du von Meriels Anwesenheit?" fragte er überrascht.
    „Oh, niemandem bleibt verborgen, was du tust", entgegnete Olwen schmunzelnd. „Eine Magd aus Shepreth steht bei dir im Dienst. Bei einem Besuch der Eltern vor einigen Tagen hat sie allen von deiner neuen Liebschaft berichtet, natürlich nur aus Eifersucht, da sie sich seit langem Hoffnungen macht, dein Gefallen zu finden. Nun ja, sie ist hübsch, aber reichlich dumm und eingebildet."
    Es störte Adrian, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden schien. „Meriel ist nicht meine Buhle", entgegnete er mürrisch und trank einen Schluck Bier.
    „Ah, liegt da der Hase im Pfeffer begraben?"
    „Was weißt du?" erwiderte Adrian und schaute Olwen prüfend in die braunen Augen.
    „Wenig", antwortete sie und zuckte mit den Schultern. „Nur, was über dich geklatscht wird, Herr, und davon dürfte das meiste nicht stimmen."
    „Könntest du dich überwinden, den Standesunterschied für den Augenblick außer acht zu lassen?"
    „Wie du wünschst. Erzähle mir von deiner Meriel."
    „Sie ist nicht meine Meriel, auch wenn ich es gern hätte. Mir ist nicht einmal sehr viel über sie bekannt. Sie behaup tet, aus Wales zu sein, beherrscht jedoch auch die englische Sprache und ist vermutlich die Tochter eines Freisassen oder Händlers. Wie eine Hörige wirkt sie jedenfalls nicht. Angeblich war sie auf der Reise nach Nottingham. Seltsam ist nur, dass in Shrewsbury, wo sie bei den Benediktinerinnen genächtigt haben will, niemand sich ihrer erinnert. Aus unserer Gemarkung ist sie auch nicht, denn ich habe überall Erkundigungen über sie einziehen lassen. Mich dünkt, sie hat mir einen Haufen Lügen aufgebunden."
    „Wie ist sie?"
    „Klein, zierlich und schwarzhaarig, mit herrlichen dunkelblauen Augen, in denen man sich verlieren kann", sagte Adrian, lehnte sich zurück und nippte an seinem Bier. „Schön würde ich sie nicht nennen, aber sie strahlt unge wöhnlichen Liebreiz aus."

    „Ich wollte nicht hören, wie sie aussieht", entgegnete Olwen und rieb sich den neuerdings schmerzenden Rücken. „Wie ist sie im Wesen?"
    „Das ist schwieriger zu erläutern", meinte Adrian und starrte nachdenklich in den halbleeren Becher. „Sie ist ge scheit, temperamentvoll und sanft, es sei denn, ich behandele sie schlecht."
    „Du hast sie gezüchtigt?" fragte Olwen ungläubig, da Ad rian de Lancey zu ihr stets sehr aufmerksam und rücksichtsvoll gewesen war.
    Er presste die Lippen zusammen, furchte die Brauen und gestand dann zögernd: „Olwen, heute nachmittag stand ich kurz davor, Meriel mit Gewalt zu nehmen. Obgleich ich mich rechtzeitig besann, habe ich sie jedoch in Angst und Schrecken versetzt. Das ist mindestens ebenso niederträchtig wie vollendeter Notzwang." Adrian hielt inne, trank den Becher aus und sagte spröde: „Ich habe Meriel im Königlichen Wald angetroffen, mit einem Pelegrin und einem Beutel voll gejagten Wildes, und sie unter dem Vorwand, das Waidrecht missachtet zu haben, in Warfield festgehalten. Der eigentliche Grund war, dass ich sie zur Geliebten haben wollte. Als ich ihr das eröffnete, war sie zutiefst empört. Da sie zugegeben hatte, niemandem versprochen zu sein, hoffte ich, sie möge mit der Zeit anderen Sinnes werden."
    „Hat sie denn keine Anverwandten?"
    „Nur einen Bruder in Wales und eine in Nottingham verheiratete Schwester, falls es stimmt, was sie mir erzählte. Das war mir jedoch gleich. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, Meriel zu verlieren, bemühte mich, ruhig und besonnen vorzugehen, und nahm an, sie würde nachgeben, wenn sie mich besser kennengelernt hatte. Je länger ich sie dann um mich hatte, desto weniger war ich bereit, sie ziehen zu lassen, und bedrängte sie in äußerst

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