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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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wagte er es nicht. Das Gefühl der Schuld lastete schwer auf ihm, und nur Meriels Freilassung konnte es ihm nehmen. Wenn sie seine Werbung ausschlug, würde er sie ziehen lassen, aber es zerriss ihm gewiss das Herz, sie gehen zu sehen.
    Langsam näherte er sich ihr, blieb einen Schr itt vor ihr stehen und schaute sie reumütig an.
    Sie zuckte nicht zurück, und keine Regung ließ erkennen, dass sie ihn wahr nahm. Keines der schönen Kleider, die er ihr geschenkt hatte, umhüllte die schlanke, grazile Gestalt, doch selbst in der verschlissenen Tunika sah sie wie eine Königin aus.
    „Hast du mir überhaupt zugehört, Meriel?" fragte er weich. „Ich sagte, dass ich mir bewusst bin, wie nichtig der Vorwand war, unter dem ich dich hergebracht habe. Ich hätte dich auch nicht festhalten dürfen, aber ic h ... ich habe dich sehr gern." Er konnte ihr nicht gestehen, dass er sie liebte, nicht, solange sie wie eine leblose Statue vor ihm stand. „Ich hoffte, dich ..."
    Mit unvermuteter Schnelligkeit hatte sie nach dem Dolch gegriffen, ihn aus dem Futteral gerissen und zurückweichend drohend erhoben.

    Überzeugt, sie wolle ihn töten, hob Adrian unwillkürlich schützend den Arm. Im selben Moment musste er entsetzt mit ansehen, dass sie ausholte und, die Spitze der Waffe auf die Brust gerichtet, zustieß. Im Nu war er bei ihr, packte sie am Handgelenk und drückte es, ehe sie ihrem Leben ein Ende setzen konnte, mit aller Gewalt nach unten.
    „Wenn ich für immer hier eingesperrt sein soll, dann hab Erbarmen und lass mich sterben!"
    schrie sie gequält auf und bemühte sich heftig, sich Adrian de Lancey zu entziehen.
    „Bist du von Sinnen?" herrschte er sie an und fügte beschwörend hinzu: „Verzweifele nicht, Meriel! Ich verspreche dir, dich nicht länger gefangenzuhalten!" Obgleich es ihm zuwider war, verdrehte er ihr den Arm, bis sie die Finger öffnete und den Dolch fallen ließ.
    Ihm mit dem rechten Fuß einen Stoß versetzend, schubste Adrian die Waffe außer Reichweite, ließ Meriel dann los und platzte heraus: „Ich will dir eine Ehe antragen!"
    „Du willst mich freien?" fragte sie keuchend und schaute ihn fassungslos an.
    „Ja. Ich mag dich und möchte auch das Unrecht gutmachen, das ich dir angetan habe. An meiner Seite würde man dir nur mit Ehrerbietung und Hochachtung begegnen." Ein seltsames Flackern erhellte Meriels dunkelblaue Augen, und Adrian glaubte erleichtert, dass Olwen sich nicht mit der Voraussage geirrt hatte, die Möglichkeit einer Hochzeit würde die Dinge zwischen ihm und Meriel ändern. Unversehens wich Meriel jedoch vor ihm zurück, und jäh wurde ihm klar, dass nicht Freude aus ihrem Blick sprach, sondern wachsendes Grauen.
    „Du willst, dass ich deine Gattin werde?" ereiferte sie sich und verzog verächtlich die Lippen. „Darin wäre ich ja für immer an dich gekettet! Nein, ich hätte besser deine Wollust ertragen und darauf gehofft, dass du meiner eines Tages überdrüssig wirst und mich deinen Mannen überlässt. Einer von ihnen hätte sich vielleicht erweichen lassen und mir zur Flucht verholfen. Nein! Bleib, wo du bist!" schrie sie auf, als Adrian de Lancey auf sie zugehen wollte.
    „Meriel! Bitte, beruhige dich!" erwiderte er beschwichtigend und verzichtete darauf, sich ihr zu nähern. „Ich gelobe bei allen Heiligen, dich nicht mehr zu etwas zu zwingen!"
    „Jedesmal tut dir leid, was du getan hast, doch hinterher ist alles nur viel schlimmer!"
    entgegnete sie hitzig und zog sich noch weiter vor ihm zurück.
    Mit einem Blick erfasste er, dass sie gleich den Dolch erreicht haben würde, sprang hurtig vor und riss ihn an sich. Noch im Fallen sah er, dass Meriel ihm erschrocken auswich, schob rasch die Waffe in die Scheide und drehte sich um.
    Meriel war zur Mitte des Raumes gelaufen, blickte sich verstört nach einer Fluchtmöglichkeit um und flüsterte mit bebenden Lippen: „Nie mehr will ich eingesperrt sein!
    Niemals!"
    Die Strahlen der sinkenden Sonne umhüllte sie mit rot-goldenem Licht, und unvermittelt glitt ein seltsam inniges Lächeln über ihr Gesicht. Sie wirbelte herum, rannte zum Fenster und setzte sich auf den Sims.
    „Nein, Meriel!" rief Adrian ihr entsetzt zu und stürmte mit großen Schritten zu ihr. Aber er sah, dass es zu spät war. Er konnte die Verzweiflungstat nicht mehr verhindern.
    Meriel hatte bereits die Beine hochgeschwungen, richtete sich auf und stand einen Herzschlag lang starr und straff in der gewölbten Öffnung. Im nächsten Moment stieß

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