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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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prostete Richard zu, trank einen langen Schluck des gewürzten Kräuterweines und erkundigte sich dann ernst: „Entsinnst du dich noch des Mädchens, das wir mit dem Falken im Wald aufgegriffen haben?"

    „Ja, gewiss!" bestätigte Richard de Lancey und grinste breit. „Sie hieß Meriel, nicht wahr?
    Ein wirklich hübsches Ding! Es nahm mich nicht Wunder, dass Adrian sie unter diesem nichtigen Vorwande nach Warfield verschleppen ließ. Die Gründe lagen ja auf der Hand!"
    „In der Tat!" sagte der Hauptmann verächtlich. „Er war in Lust zu ihr entbrannt, hielt sie hier gefangen und versuchte, sie zu überreden, seine Buhle zu werden. Pah, sie hat ihn abgewiesen! Der Himmel mag wissen, warum! Stell dir vor, Richard, vor vier Nächten hat er diese hergelaufene Waliserin sogar gebeten, ihn zu freien! Und was tat sie?" Walter of Evesham legte eine bedeutungsvolle Pause ein und äußerte dann kopfschüttelnd: „Sie stürzte sich aus dem Fenster in den Fluss!"
    „Parbleu!" murmelte Richard verblüfft. Es fiel ihm schwer, in dem sonst so beherrschten Halbbruder einen von Sinneslust getriebenen, der Leidenschaft verfallenen Mann zu sehen.
    „Ist das Mädchen tot?"
    „Nein. Adrian ist ihr in den Severn nachgesprungen und hat sie vor dem Ertrinken gerettet.
    Aber lange wird sie wohl nicht mehr auf dieser Welt verweilen. Sie hat sich am Kopf verletzt und ist seither bewusstlos."
    Pagen brachten den Nachtimbiss und stellten die Platten mit dem Braten, den Würsten und gerösteten Kapaunen ab. Der Vorschneider tranchierte die Ochsenkeule, legte je eine dicke Scheibe auf ein Brett und hieß einen der Knappen, es den Herren zu servieren.
    Hungrig widmete Richard sich dem Essen und fragte zwischen zwei Bissen: „Was soll ich eigentlich hier? Ich bin doch nicht von der Sache betroffen."
    „Wahrscheinlich mehr, als du denkst", entgegnete Walter bedächtig. „Adrian scheint den Verstand verloren zu haben. Unseren Wundarzt hat er eigenhändig aus dem Gemach dieser Schlampe geworfen und verboten, sie zur Ader zu lassen. Er meinte, sie sei nicht von einem schleichenden Übel befallen und habe außerdem bereits genügend Blut verloren. Dann musste ein Bote nach Fontevaile reiten und Abt Honorius bitten, den Heilkundigen des Klosters zu schicken. Wenn Ad rian nicht am Lager dieses Frauenzimmers weilt, kniet er im Bethaus und grübelt. Ich glaube, seit dem Vorfall hat er überhaupt nicht mehr geschlafen. Mit ihm ist nichts mehr anzufangen, Richard, und alles nur dieser Waliserin wegen! In der Grafschaft gibt es Dutzende Mädchen, die hübscher sind als sie! Ich wünschte, sie wür de sterben, damit die Geschichte endlich ein Ende hat! Was geschieht denn", fügte Walter of Evesham düster hinzu,
    „wenn Burgoigne uns angreifen sollte?"
    „In diesem Fall komme ich euch zu Hilfe und schlage ihn auch ohne Adrians Unterstützung!" versicherte Richard. Burgoigne zu besiegen war das kleinere Übel. Viel mehr bedrückte Richard die Frage, wie sein Bruder reagieren würde, falls Meriel verschied. „Wo finde ich ihn jetzt?" erkundigte er sich und reinigte sich die Finger in einer mit lauwarmem Wasser gefüllten Zinnschüssel.
    „Vermutlich in der Kapelle", sagte der Marschall in missbilligendem Ton. „Sollte er dort nicht sein, dann geh im oberen Stock in das Gemach, das neben seiner Kammer liegt."
    Richard leerte den Becher, stellte ihn ab und erhob sich. Nach einem freundlichen Klopfen auf die Schulter des vertrauten Gefährten verließ er die Halle und begab sich in das Bethaus.
    Adrian kniete, das Haupt gesenkt, vor dem Altar und war in Andacht versunken. Richard war nicht sehr gläubig und hatte gelegentlich bedauert, dass es ihm nicht wie dem Bruder gelang, Zwiesprache mit Gott zu halten. Nun jedoch war er froh, dass ihn nicht das Bewusstsein von Schuld und Sühne plagte, das Adrian quälen musste. Langsam ging er nach vorn und sagte leise: „Sei gegrüßt!"
    Adrian straffte sich, drehte sich um und schaute ihn aus dunkel umschatteten, trüben Augen an. „Richard!" murmelte er und erhob sich schwerfällig. „Ich nehme an, Walter ließ dich rufen?"
    „Ja", bestätigte Richard und erschrak über das bleiche, hohlwangige Gesicht des Bruders.
    „Ängstige dich nicht", sagte Adrian de Lancey. „Ich bin nicht von Sinnen, ganz gleich, was Walter dir erzählt haben mag."

    „Wie geht es Meriel?"
    „Es freut mich, dass du dich noch an ihren Namen erinnerst", antwortete Adrian, und seine Miene erhellte sich. „Walters Ton ist

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