Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
Vom Netzwerk:
sie sich federnd ab und sprang in die Tiefe.
    Adrian meinte, den Augen nicht trauen zu können. Unfä hig, das grauenvolle Geschehen zu begreifen, beugte er sich über den Fensterstein und schaute in den Abgrund. Die Fluten des Severn tosten um die Klippen, und an den ringförmig aufschäumenden Wellen erkannte er die Stelle, wo Meriel ins Wasser gestürzt war. Der harte Aufprall hatte ihr bestimmt die Besinnung geraubt, und wenn sie nicht bald an die Oberfläche kam, würde sie elendiglich ertrinken.
    Adrian zögerte nicht. Ein Stoßgebet zum Himmel schickend, Gott der Allmächtige möge ihm beistehen und Meriel vor Schaden bewahren, schwang er sich geschmeidig auf den Sims, stieß sich ab und flog, die Arme weit nach vorn gestreckt, in weitem Bogen dem wirbelnden Schlund ent
    gegen. Aufgeregte Schreie drangen an sein Ohr, ehe er in das kalte Nass eintauchte und nachtblaue Dunkelheit ihn umgab. Der Aufschlag hatte ihm die Luft geraubt, und rasch schwamm er hoch, um Atem zu schöpfen.
    Meriel war noch immer nicht zu sehen, und erneut verschwand Adrian in der brodelnden Gischt. Angestrengt hielt er am Fuße der Felsen nach ihr Ausschau und dehnte, von Zeit zu Zeit an die Oberfläche zurückkehrend, die Suche stromabwärts aus.
    Endlich, nach mehreren Anläufen, entdeckte er Meriel, in der Strömung treibend. Ihre Augen hatten einen starren Blick; das gelöste Haar schwebte ihr um das Gesicht, und ihre Kleider bauschten sich in der Strömung auf. Sofort schwamm er zu ihr, fasste sie unter den Schultern und stieß sich kräftig nach oben. Ihren Kopf über Wasser haltend, blickte er zum Ufer und stellte fest, dass die Drift sie ein beträchtliches Stück vom Kastell fortgetragen hatte.
    In viel zu großer Entfernung war ein Fischerkahn zu erkennen, doch am Fluss rannten mehrere rufende und winkende Männer entlang. Alle Kraft aufbietend, bewegte Adrian sich auf sie zu und sah erleichtert, dass einige ihm durch das flachere Uferwasser entgegenliefen.
    „Kümmert euch um das Mädchen!" sagte er keuchend, während zwei der Bauern Meriel aus den Fluten zogen, watete müde an Land und sank erschöpft auf die Knie.
    Die Hörigen legten die Bewusstlose mit dem Gesicht nach unten in das Gras, und einer der beiden drückte ihr wiederholt sehr hart die Hände auf den Rücken, bis sie sich erbrach und nach einer Weile nichts mehr kam. Dann drehte er sie behutsam um, hielt ihr die Hand vor den Mund und murmelte betroffen: „Ich spüre nichts, Herr!"
    Matt erhob sich Adrian, hockte sich neben Meriel und schaute sie betroffen an. Die Tunika war rot verfleckt, und aus einer klaffenden Wunde über der Schläfe rann Blut über die zerschrammte Stirn. Meriel hatte sich verletzt, vielleicht sogar tödlich. Bang tastete er, ob er den Schlag ihres Herzens noch fühlte, und spürte ihn sehr schwach, kaum noch wahrnehmbar.
    Entschlossen holte er tief Luft, beugte sich über die Ohnmächtige und hauchte ihr seinen Atem ein. Sie regte sich nicht, und beharrlich setzte er die Bemühungen fort, bis sie schließlich zu röcheln begann.
    Er stand auf, neigte den Kopf und dankte es dem Schöpfer durch ein stilles Gebet, dass Meriel noch lebte.
    Nach einem langen, ausdauernden Ritt traf Richard de Lancey bei Anbruch der Abenddämmerung in Warfield Castle ein und wunderte sich, welch eigentümlich bedrückte Stimmung ihn empfing. Er schwang sich aus dem Sattel, beauftragte einen hinzueilenden Knappen, Walter of Evesham von seiner Ankunft zu benachrichtigen, und begab sich dann in den Palas. In der Halle wartete er voll Unge duld auf den Hauptmann und bestürmte ihn bei seinem Erscheinen sogleich mit der Frage, was geschehen sei. „Dein Kurier hat mir nur erklärt, ich solle unverzüglich herkommen", fügte er stirnrunzelnd hinzu. „Ist Adrian erkrankt?"
    „Nein, körperlich fehlt deinem Bruder nichts", antwortete Walter, und seine abgespannte Miene erhellte sich leicht. „Komm, setzen wir uns, damit ich es dir erklären kann." Auf dem Wege zur Tafel befahl er, ihm eine Kanne Wein mit Bechern zu bringen und dann dem Küchenmeister zu sagen, er solle dem Gast ein Mahl richten. Mit einer einladenden Geste bat er den Freund, auf der Bank Platz zu nehmen, ließ sich neben ihm nieder und brummte erleichtert: „Ich bin wirklich froh, dass du hier bist!"
    Der Knappe kehrte mit zwei Silberbechern und einer ge füllten Kanne zurück und schenkte goldgelben Klaret in die Pokale. Dann verneigte er sich vor den Herren und lief aus dem Saal.
    Der Marschall

Weitere Kostenlose Bücher