Historical Gold Band 251
Tausend Pfund vielleicht, genug, um auszukommen, aber bei Weitem nicht das, was er verdient hatte. Und auch wenn Ash ihrem Vater einst angeboten hatte, für den Unterhalt zu sorgen, war sie sich nicht sicher, ob das Angebot noch stand – oder ob Richard es überhaupt annehmen würde.
Sowohl Ash als auch Edmund hatten sie ermutigt, an sich selbst zu denken. Wenn sie an sich dachte, spielte weder die Legitimation noch Geld eine Rolle. Nicht einmal Ash. Sondern nur das Geschenk, das Ash ihr in Parford Manor gemacht hatte: die tiefe, sichere Überzeugung, dass sie ein wertvoller Mensch war. Dass sie besser war als ihr Vater.
Wenn sie ihren Brüdern antat, was ihr Vater ihnen angetan hatte, geriet diese Überzeugung ins Wanken.
Sie schluckte und schloss die Augen. Edmund hatte recht. Es war albern zu glauben, sie könnte sich um eine Entscheidung drücken. „Was muss ich tun?“, fragte sie schwach. Doch sie kannte die Antwort bereits.
„Die Leute reden schon. Du musst ihnen etwas völlig Unromantisches bieten, worüber sie sich den Mund zerreißen können. Die Rutledges haben uns auf ihren Ball eingeladen“, sagte Edmund. „Turner wird auch dort sein. Und sobald er dich sieht, zeigst du ihm die kalte Schulter.“
21. KAPITEL
V oll düsterer Vorahnungen betrat Margaret das Stadthaus der Rutledges. Sie hatte tagelang Zeit gehabt, über das nachzudenken, was sie zu tun hatte. Sie wollte es nur nicht tun.
Margaret spürte alle Blicke auf sich ruhen, spürte das laszive Interesse, das ihr entgegenschlug. Sie wurde von einer Flut bunter Abendkleider und schwarzer Anzüge mitgerissen. Alles, was sie zu tun hatte, war, sich von Ash abzuwenden, wenn sie ihn entdeckte, und ihr mangelndes Interesse deutlich zu zeigen.
So einfach – und doch so unmöglich.
Ihr war nicht klar gewesen, wie unmöglich es war, bis sie ihn endlich in der Menge entdeckte. Er sah sie ebenfalls. Und all ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich: Sein Blick ruhte auf ihr, und er lächelte sie zärtlich, oh, so zärtlich an.
Er lächelte, als er sie sah. Es hätte sich nicht anfühlen dürfen, als läutete die Totenglocke. Aber dadurch wurde das, was sie tun musste, zu einem noch größeren Verrat – sie verriet nicht nur ihre eigenen Sehnsüchte und seine Zuneigung, sondern auch etwas Kostbares, was zwischen ihnen entstanden war.
Margaret erwiderte das Lächeln nicht. Sie wandte den Blick ab. Schon da begann die aufmerksame Menge aufgeregt zu flüstern – als wäre das, was sie eben getan hatte, nur ein wenig unhöflich und nicht durch und durch falsch. Aber Ash nicht anzusehen, war genauso unmöglich, wie nicht zu atmen. Und wenn sie sich noch so bemühte, den nächsten Atemzug zu unterdrücken, irgendwann würde sie doch Luft holen müssen. Bis dahin brannten ihre Lungen, und sie hatte Schmerzen am ganzen Körper. Und Ash …
Oh, Ash. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er auf sie zukam.
Natürlich. Der Plan ihrer Brüder war reiner Unsinn, sie hätte es wissen müssen. Die Interaktion zwischen Mann und Frau war auf das Genaueste geregelt. Es gab ganze Bücher über die Kunst, einen Mann abzuweisen, mit dem man nichts zu tun haben wollte. Ein komplizierter Tanz, an den sich alle hielten. Doch Ash hatte diese Bücher nie gelesen.
Ihn nicht zu lieben, war kaum möglich. Ihn davon abzuhalten, sie zu lieben, war vollkommen unmöglich. Warum nur musste Ash von allen Männern auf dieser Welt ausgerechnet derjenige sein, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, ihre Brüder zu vernichten?
Gleich hätte er sie erreicht. „Lady Margaret?“ In seiner Stimme lag ruhiges, kühles Selbstvertrauen. Er wusste, dass sie sich zu ihm umdrehen, dass sie ihn ansehen würde. Er hatte keine Zweifel. Die hatte er nie.
Und er würde niemals aufgeben, nur weil sie in eine andere Richtung blickte.
Für Margaret gab es nur noch einen Weg. Sie wandte sich vollends ab und lief davon.
Aufgeregtes Stimmengewirr begleitete sie, während sie blindlings durch die Menge hastete. Sie schlüpfte durch eine Seitentür, die zwischen den prachtvoll geschnitzten Wänden kaum auffiel. Sie führte in den Dienstbotentrakt. Sobald sie durch die Tür gegangen war, wusste sie, dass es nicht reichte. Er würde ihr folgen. Er würde sie finden. Sie konnte ihm nicht entgegentreten, konnte nicht mit ihm reden.
Sie riss die nächstbeste Tür auf. Dahinter verbarg sich ein Abstellraum, wenig größer als ein Wandschrank, wo die Dekorationen und die Tischwäsche aufbewahrt
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