Historical Gold Band 251
ausgedehnt.
Selbst jetzt im Sommer, wo keine Notwendigkeit bestand, Blumen vortreiben zu lassen, beherbergten die verglasten Wände ein paar Orangenbäume in Kübeln, eine kleine Auswahl an Pflanzen, die noch zu zart waren, um ins Freiland verpflanzt zu werden, und ganz hinten, bei den Spaten und Rechen, der Schatz, den sie hier zu finden gehofft hatte: Eimer mit Rosenablegern, die Wurzeln schlagen sollten. Noch waren sie nicht viel mehr als kleine, dornenbewehrte Stecken, doch als sie einen vorsichtig aus dem dunklen Wassereimer zog, konnte sie im Mondlicht, das durch die Fenster fiel, frische weiße Wurzelfädchen ausmachen.
In der Dunkelheit war es nicht ganz einfach, all das Werkzeug zusammenzusuchen, das sie brauchte – einen Topf, der so groß war, dass das neue Wurzelwerk Platz darin fand, und einen Bottich mit einer Mischung aus Erde und Kalk. Ihre Mutter hätte gewollt, dass sie Handschuhe überstreifte, doch ohne Licht würde sie im Schrank keine finden. Wenn sie jedoch eine Laterne entzündete, würde jemand vielleicht den Lichtschein durch die Fenster sehen.
Margaret nahm einen Klumpen aus dem Bottich und bröselte ihn in den Topf vor sich. Sie spürte, wie der Dreck dabei unter ihre Fingernägel geriet. Anfangs war ihr nicht klar gewesen, warum sie hergekommen war; sie hatte nur das Gefühl gehabt, einem flüchtigen Geist hinterherzulaufen. Aber es fühlte sich richtig an. Wenn sonst schon niemand an ihren Geburtstag dachte, so wollte wenigstens sie selbst daran denken. Sie würde dieses neue Leben, so zart und zerbrechlich es auch war, in dunkler Nacht nach draußen pflanzen.
Es war eine reine Fleißarbeit, die Erde in den Topf zu drücken. Sie arbeitete methodisch, immer zwei Handvoll auf einmal. Drücken und loslassen, drücken und loslassen. Die Tätigkeit hatte einen tröstlichen Rhythmus. Sie fühlte sich fast, als stünde ihre Mutter wieder neben ihr, die Hände beschmutzt. Ihr Körper war zu angespannt, ihre Hände zu klein, um den Augenblick festzuhalten.
Ihre Brust wurde von einem unerklärlichen Gefühl zusammengeschnürt, ein Gefühl, das sie nicht zu benennen wagte.
Sie zerstob zu Staub. Und Asche …
Knarrend ging die Tür zum Wintergarten auf. Sie erstarrte, doch die Erde in ihrer Hand plumpste noch in den Topf. In der Stille der Nacht wirkte das Geräusch entsetzlich laut. Hatte jemand sie gehört? Oder vielleicht gesehen ? Hier an dem kleinen Tisch ganz hinten im Raum würde man sie nicht so schnell entdecken, außer man betrat den Wintergarten.
Schritte erklangen, kamen durch das Durcheinander von Tischen, Bottichen und Orangenbäumchen näher.
In ihrer Brust wurde es immer enger.
Bitte, lass es Mrs Benedict sein – jemand Tröstliches, der sie hier vorfinden würde, in ihrem dünnen Morgenmantel, staubig und schmutzig. Jemand, der sie verstehen würde, ohne dass sie irgendetwas zu erklären brauchte. Bitte lass es jemand sein, der weiß, dass ich diesen Augenblick brauche , dass ich an diesem besonderen Tag eine Verbindung zu meiner Mutter finden muss, flehte sie im Stillen. Bitte lass es jeden sein außer …
Außer ihm . Er umrundete die eingetopften Orangenbäumchen, keine drei Fuß von ihr entfernt. Durch das Mondlicht wirkten die feinen Linien in seinem Gesicht geglättet. Im Dunkeln sah er jünger aus, und nicht so gefährlich. Er trug eine Hose, ein feines Batisthemd und sonst nicht viel. Offenbar hatte er sich nicht damit aufgehalten, die Zipfel in die Hose zu stecken, und er hatte die Ärmel über die Handgelenke aufgerollt. Männliche Handgelenke waren das, breit und stark, mit feinen, kaum sichtbaren Härchen. Er ging barfuß.
Seine Augen weiteten sich, als er sie entdeckte. Er sah ihr einen langen Moment ins Gesicht, ehe er den Blick senkte – auf ihr staubiges Nachthemd, den in der Taille gegürteten Morgenmantel. Sie fühlte sich ihm gegenüber nackt.
Sein Blick war so unangenehm wie das Eindringen einer feindlichen Armee.
„Miss Lowell. Was, in Gottes Namen, tun Sie hier?“
Er sprach, als wäre es sein Zuhause, als wäre sie der Eindringling. Natürlich glaubte er, dass das stimmte. Dennoch stieg ihr die Galle hoch, und es schnürte ihr die Brust immer enger zu. Was fiel ihm ein, ihr Fragen zu stellen? Wer war er, dass er glaubte, sie stören zu können? Er hatte ihr die Mutter bereits einmal genommen. Wie konnte er es wagen, es noch einmal zu tun? Fest umklammerte sie die schweren Erdklumpen.
Und dann tat er einen Schritt auf sie zu.
Es geschah
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