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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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so schnell, dass Margaret gar nicht wusste, woher der Impuls kam. Doch bevor sie noch recht darüber nachdenken konnte, handelte sie. „Gehen Sie weg“, zischte sie ihn an. „Raus. Sofort.“ Und während sie sprach, holte sie rasch aus und schleuderte den Erdklumpen, den sie in der Hand hielt, direkt auf ihn zu. Er flog durch die Luft – plötzlich schien sich alles ganz langsam zu bewegen –, und sie wünschte sich, sie könnte ihr wildes, zorniges Tun zurücknehmen, doch es war zu spät.
    Mit einem widerlichen dumpfen Knall landete der Klumpen mitten auf seiner Brust; es klang, als würde man einen Kürbis mit der Axt spalten. Im Mondlicht sah sie die Erdklümpchen auf seinem strahlend weißen Hemd. Er öffnete den Mund, schockiert über ihre Tat. Margaret war ebenso verblüfft wie er.
    O nein! Sie hatte doch nicht mit Erde nach ihm geworfen! Unmöglich.
    Doch genau das hatte sie getan. Ganz langsam hob er eine Hand, um sich die Brösel aus den Augen zu wischen.
    Margaret atmete schwer, die Faust fest um den anderen Klumpen Erde geschlossen. Ihr Zorn hatte sich gelegt; zurück blieb nur die kalte Gewissheit, was sie eben getan hatte.
    Es war nicht seine Schuld, dass ihr Vater ein Bigamist gewesen war. Es war nicht seine Schuld, dass ihre Mutter krank gewesen war. Nicht einmal konnte ihm angelastet werden, dass sie unehelich geboren und ihre Mutter – ihre liebe, sanfte, anmutige Mutter – zur Ehebrecherin geworden war. Es war nicht seine Schuld, dass sie so schrecklich allein war, dass ihre Zukunft so trostlos erschien. Es war nicht seine Schuld.
    Es fühlte sich nur so an.
    Stocksteif stand er da, als hätte sie ihn in Stein verwandelt, nachdem sie ihn mit dem Klumpen Erde getroffen hatte.
    Wie weit war es mit ihr gekommen? Welchen Eindruck musste sie damit auf ihn gemacht haben? Sie wanderte in Nachthemd und auf Strümpfen durch das Haus, zu nächtlicher Stunde, schwang eine Schaufel und suchte in einem Topf mit Erde nach einer Frau, die vor Monaten auf dem Kirchhof beerdigt worden war. Wahrscheinlich glaubte er, dass sie kurz vor dem Überschnappen war.
    Womit er gar nicht so unrecht hätte. Tief in ihrem Innersten löste sich zum ersten Mal seit Monaten ein Knoten, und ein Quell unterdrückter Gefühle sprudelte nach oben. Sie überrollten sie mit der Macht einer Sturmflut, und nur ihr eiserner Wille, nicht vor diesem Mann in Tränen auszubrechen, hielt sie davon ab, in den Fluten unterzugehen. Nachdem ihre Wut sich aufgelöst hatte, erkannte sie, was das für ein Gefühl war, das ihr die Brust zusammenschnürte.
    Es war Trauer, eine Trauer, die sie beinahe erdrückte. Sie wollte ihre Mutter wieder. Stattdessen hatte sie nun … ihn bekommen.
    Immer noch sagte er kein Wort. Er kritisierte sie nicht, er putzte sie nicht herunter. Sie konnte seine Augen nicht sehen, stellte sich aber vor, wie er sie im Dunkeln musterte. Sein Blick war vermutlich kalt und berechnend.
    Vielleicht überlegte er auch, wie er diesen Augenblick zu seinem Vorteil nutzen konnte. Er hatte ihr Respekt erwiesen. Ab morgen wäre es damit wohl vorbei. Wie er sich ihr gegenüber dann verhalten würde, vermochte sie allerdings nicht zu sagen.
    Schließlich hob er die Hand, als wollte er sich an einen imaginären Hut tippen. Und dann drehte er sich um und ließ sie in Ruhe, genau wie er es vor über einer Woche auf dem staubigen Weg getan hatte.
    Diese Geste musste einfach sarkastisch gemeint sein.
    Wenn sie irgendetwas über Männer wusste, dann, dass sie den Preis für ihr dummes, unbedachtes Verhalten irgendwann würde bezahlen müssen. Ein Mann, der so skrupellos war wie er, würde einen Weg finden, ihre Entgleisung zu seinem Vorteil zu nutzen, aus diesem einzelnen gewalttätigen Vorgang eine beständige Drohung zu machen, mit der er sie in der Hand hatte. Margaret zitterte. Sie fühlte sich fiebrig. Doch sie hob das Kinn und machte sich wieder an die Arbeit – sie füllte den Topf mit Erde und fuhr mit der Aufgabe fort, die sie begonnen hatte.
    Heute Nacht musste sie eine Rose pflanzen. Die Bezahlung konnte warten.
    Die Bezahlung ließ kaum eine Viertelstunde auf sich warten.
    Margaret hatte den Topf gefüllt und streckte die Hand nach dem Setzling aus. Als sie den dünnen Rosenzweig aus dem Eimer nahm, riss sie sich den Daumen an einem Dorn auf, doch inzwischen spürte sie die Schmerzen nicht mehr, weil sie wie betäubt war. Sanft klopfte sie den Setzling fest.
    Wieder ging die Tür. Wieder hörte sie leise Schritte –

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