Historical Gold Band 251
nicht. Es war ein Scherz, genau die Art spitzbübische, ironische Andeutung, wie sie für seinen Bruder typisch war. Doch der ernster veranlagte Teil des Publikums nahm diese Worte möglicherweise für bare Münze.
Ash schüttelte den Kopf. „Das allein wird ihn auf den Index bringen.“
„Ich weiß schon nicht mehr, wie oft mich dein Bruder zum Lachen gebracht hat. Keuschheit ist weitaus amüsanter, als ich gedacht hätte.“
„Keuschheit“, erwiderte Ash trocken, „ist weitaus erregender , als ich gedacht hätte.“
Margaret errötete. Züchtig saß sie auf dem Samtsofa, und bei seinen Worten kreuzte sie die Knöchel. „Ich glaube, wir schweifen ab zu Ungebührlichem.“
„O nein“, widersprach er. „Abschweifen würde ich das nicht nennen. Ich hatte gehofft, dass wir uns absichtlich auf diese Reise begeben haben.“
Wieder rutschte ihr der Slipper vom Fuß. Sie schien es nicht zu bemerken, sondern vielmehr automatisch mit spitzem Fuß danach zu tasten, wobei sie wieder den Knöchel unter ihrem Kleid zeigte. Und plötzlich konnte er an nichts anderes mehr denken als daran, wie er über ihre wohlgerundete Wade strich.
„Eine Reise?“, fragte sie mit zitternder Stimme. „Aber … aber wir können doch kein gemeinsames Ziel haben.“
Offensichtlich hatte sie nicht bemerkt, dass sie den Hafen schon vor Tagen verlassen hatten. „Es geht nicht darum, wohin wir unterwegs sind, sondern wie wir ankommen.“ Langsam. Gemächlich. Sodass er jeden Zoll ihrer Haut auskosten konnte.
Sie biss sich auf die Lippen, vielleicht in dem Versuch, ihren Sinn für Schicklichkeit mit ihrem Begehren in Einklang zu bringen. Und dann beugte sie sich vor, zu ihm. Ihr Mieder verrutschte dabei. Das Licht schien auf ihren runden Busen. Der erstickte Laut, den er hörte, musste wohl aus seiner eigenen Kehle stammen.
„Wenn du das machst, kann ich etwas sehen.“ Er deutete auf ihr Dekolleté. „Zumindest mehr als vorher.“
Sie atmete tief durch und hob die Hand, als wolle sie ihren Busen bedecken, doch dann ließ sie den Arm zum Oberschenkel sinken. Und schließlich – o Gott – beugte sie sich noch ein Stück zu ihm vor. Mit gekrümmtem Finger winkte sie ihm, und er erhob sich und bewegte sich in ihre Richtung. Sie leckte sich über die Lippen und flüsterte: „Komm her und küss mich.“
Er war wie gebannt: von ihrem hell erleuchteten Dekolleté, das die schwellenden Brüste nur erahnen ließ, von ihren verdammt verführerischen roten Lippen, von ihren klaren Augen, in denen, anders als sonst, kein Kummer stand. Sie lächelte ihn an, schüchtern und herausfordernd zugleich, ein Ausdruck, der so alt war wie die Weiblichkeit selbst.
„Du solltest immer so sein wie jetzt“, sagte er rau.
„Dreist?“
„Selbstsicher. Kraftvoll. Ohne Schatten.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin mir meiner aber nicht sicher, Ash. Ich bin nur … nur …“
„Du bist dir aber meiner sicher.“
Sie hob den Kopf und sah ihn überrascht an. Dann nickte sie langsam. „Ja. Weil du verstehst, aus welchem Geist heraus ich dir das anbiete. Du wirst verstehen, was es mir bedeutet.“
„Und was wird es bedeuten?“ Der Atem brannte ihm in der Kehle. „Was wird es für dich bedeuten?“
Sie sah ihm in die Augen. „Oh, das hast du mir schon an unserem ersten Tag erklärt. Erinnerst du dich nicht, worum es hier geht? ‚Eine kleine Geste der Auflehnung‘, hast du damals gesagt. Das ist es, was ich von dir will. Eine kleine Geste der Auflehnung. Ich will wissen, wie es hätte sein können. Was ich hätte haben sollen , als ich alles … alles verloren habe.“
Auflehnung. Er schluckte. Das reichte ihm nicht – nicht mehr. Er wollte mehr sein als ihre kleine Auflehnung. Er wollte ihre Kraft sein, ihre Freude. Er wollte ihr Liebhaber sein. Er wollte all ihr wildes Begehren sein und gleichzeitig ihre sichere Zuflucht.
Aber wenn sie in diesem Augenblick Auflehnung wollte … nun, das konnte er ihr auch geben. Bis sie zu etwas anderem bereit war.
Er ergriff ihre Hände und zog Margaret auf die Füße. Ihre Finger zitterten in seinen. Er wollte nicht wissen, welche Erinnerungen sie quälten. Er wollte nur, dass sie sie vergaß. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und lehnte sich an ihn, ihre Brüste an seiner Brust, ihre Finger mit den seinen verschränkt.
Er konnte nicht anders.
Ash küsste sie. Sein Mund begegnete dem ihren mit geteilten Lippen, und er nahm sie mit hungriger Intensität. Er hatte sich schon viel zu lange
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