Historical Gold Band 251
kurz angebunden, „kann ich. Das arme Kind hat schon genug Schwierigkeiten, auch ohne dass …“ Sie verzog das Gesicht und verstummte.
„Auch ohne was?“
„Auch ohne dass Sie ihr das Wenige nehmen, was ihr geblieben ist“, erwiderte Mrs Benedict. Ihre Stimme klang nun ruhiger, beinahe leise, doch ihr Ton verriet keinerlei Sanftheit. Im Gegenteil, sie klang drohend. „Von all den Mädchen, für die ich verantwortlich bin, habe ich mir gerade bei ihr Ihre Zurückhaltung erhofft. Sie haben keine Ahnung, was Sie da anrichten.“
„Ich habe eine Vorstellung davon, was sie erlitten hat.“
Verächtlich verzog Mrs Benedict die Lippen. „Das möchte ich bezweifeln. Geben Sie mir meinen Schlüssel zurück, wenn Sie so freundlich sein möchten.“ Die letzten Worte wurden in einem Ton geäußert, der keinerlei Zweifel ließ: Ihm blieb gar keine andere Wahl.
„Das geht nicht.“
Sie straffte sich – was bei einer Frau, die ihm nicht einmal zur Schulter reichte, schon fast an Tollkühnheit grenzte – und ging auf ihn zu. „Das lasse ich nicht gelten!“, schimpfte sie mit ausgestreckter Hand. „Geben Sie mir den Schlüssel, sonst …“
„Ich habe ihn Miss Lowell gegeben“, gestand Ash.
Abrupt blieb sie stehen. „Sie haben was getan?“
„Ich habe den Schlüssel Miss Lowell gegeben. Ich dachte … nun ja, ich dachte, sie sollte ihn bekommen.“ Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß nicht, warum. Es schien mir nur … als sollte sie ihn haben.“
Ungläubig starrte sie ihn an und schüttelte dann den Kopf. „Das genügt mir nicht. Ich glaube nicht, dass Sie zu den Kerlen gehören, die sich letzten Endes den Weg in ihr Zimmer erzwingen müssen.“ Doch sie klang nicht ganz sicher. Einen Augenblick hatte er geglaubt, sie würde ihm den Kopf dafür abreißen, dass er den Hauptschlüssel an eine Dienstbotin weitergegeben hatte, die im Rang unter der Haushälterin stand. Doch dieser Haushalt steckte voller Überraschungen.
Verdammt. Das Einzige, was Ash wusste, war, dass es nur noch weniger Abende wie diesem bedurfte, ehe Margaret ihm das leidenschaftliche Ja gab, das er so herbeisehnte. Und dann wäre es eine Bettgeschichte, keine Reise – eine herrliche, verruchte, sündige Bettgeschichte. Für ihn klang das alles gut und schön, aber für eine Dienstbotin ohne Zukunftsaussichten?
Nein. Sie hatte etwas Besseres verdient.
„Ich weiß. Das heißt …“ Ash stieß einen tiefen Seufzer aus. „Sie haben völlig recht, Mrs Benedict.“ Er hatte der Haushälterin versprochen, sich vom Personal fernzuhalten. Sich selbst hatte er dasselbe versprochen, da diese Leute einmal von ihm abhängig sein würden. Er konnte Margaret nicht einfach verführen. Andererseits wäre es ihm fast unmöglich, die Hände von ihr zu lassen, jetzt, wo sie willig und bereit war.
Er schüttelte den schmerzenden Kopf, verzweifelt auf der Suche nach einem Ausweg. Und dann wusste er plötzlich – wusste es mit einer intensiven Gewissheit, die ihn ganz durcheinanderbrachte –, wie er alles in Ordnung bringen konnte. Wie er Margaret bekam, und seine Bettgeschichte obendrein. Natürlich. Natürlich. Irgendwo war es ihm die ganze Zeit klar gewesen, seit dem Moment, da er sie auf der Treppe gesehen hatte. Er hatte es nur nicht erkannt .
„Natürlich habe ich recht.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und warf ihm einen wütenden Blick zu. „Aber ich hatte auch schon letztes Mal recht, als ich Ihnen in dieser Sache einen Hinweis gegeben habe. Das Einzige, was ich jetzt wissen will, ist, was Sie zu unternehmen gedenken.“
Diesmal wollte sie mehr als ein Versprechen.
„Wenn ich bleibe …“ Ash schluckte und schloss die Augen. Er konnte hochtrabende Reden über die Ehre halten, solange er wollte, sobald er einen Blick auf Margarets Knöchel erhaschte, war es gut möglich, dass er wieder den Kopf verlor. „Ich fahre nach London. Morgen. Erwarten Sie mich nicht vor Ablauf einer Woche zurück.“
Es war kurz vor Mittag, als Margaret am nächsten Tag aus dem Zimmer ihres Vaters schlüpfte. Die Sonne schien so hell, dass ihre Strahlen die ganze Galerie zum Leuchten brachten. Und tief im Inneren spürte sie ein brennendes, beinahe zitterndes Begehren.
Begehren – und Auflehnung. Auch wenn sonst niemand sie begehrte, Ash wollte sie. Diese kurze Zeitspanne war für sie bestimmt, eine kleine Geschichte der Auflehnung, in der das Spülmädchen den Prinzen bekommt, wenigstens für einen flüchtigen Moment.
Es
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