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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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mal reagierst? Oder hat dich das kranke Blut deiner Mutter so verdorben, dass du bei einer Beleidigung nichts anderes tun kannst, als dich hinzulegen und zu sterben?“
    Bei seinen letzten Worten verlor sie die Kontrolle. Eine Faust schien sich um ihr Herz zu schließen, so eng, dass es sich anfühlte, als müsste es vor Zorn platzen.
    Margaret wirbelte herum. Im nächsten Moment hatte sie das Zimmer durchquert. „Wage es bloß nicht.“ Ihre Stimme zitterte, ihre Brust drohte zu bersten. „Wage es nicht, so über meine Mutter zu reden. Du hast sie umgebracht mit deiner schwachköpfigen Gleichgültigkeit. Erzähl mir nicht, es wäre schlecht, dass ihr Blut durch meine Adern fließt. Das erlaube ich nicht.“ Sie krampfte die zitternden Hände um einen Zipfel seiner Bettdecke und verzwirbelte ihn. Am liebsten hätte sie ihren Vater durchgeschüttelt.
    „Ha.“ Er lächelte sie an – es war kein freundliches Lächeln, sondern ein fast fratzenhaftes Grinsen. Es dauerte zu lang, verwandelte sich von einem triumphierenden Feixen in etwas Härteres, Böseres. Er zog die Lippen zurück zu einer schmerzverzerrten Grimasse. Und dann ließ er sich aufs Bett fallen, sank vor ihren Augen in sich zusammen. „Hol Hord Benedikti“, fuhr er sie an.
    „Wie bitte?“ In ihrem Zorn musste sie ihn missverstanden haben.
    Er sah zu ihr auf, seine Augen ebenso glühend und durchdringend wie immer. „Schnull trotzi misschick zu dreh de Gewehreri. Treu verlor Geld mit Zeugen legger Zücken Trümmer mit der unterwurf Gebühr für die Wimpelmasten über die Hexen raus aufs Meer.“
    „Was willst du mir sagen? Ist das irgendeine neue Art, dich über mich lustig zu machen?“ Was hatte er sich dazu in den letzten Wochen nicht alles einfallen lassen! Wie viel Widerstand und Simulation hatte sie ertragen müssen! „Das zieht bei mir nicht.“
    Immer noch sah er sie eindringlich an; er zitterte. Beinahe sah er hilflos aus. „Homonym! Homonym!“
    Hilflos? Er war außer sich vor Panik. Und als diese Erkenntnis eiskalt durch ihren Zorn drang, erkannte sie, was ihr davor entgangen war: Er hatte sich nicht bewusst aufs Bett fallen lassen, sondern war zurückgesunken, weil seine Muskeln nicht mehr mitspielten. Seine Glieder zitterten, die Hände vibrierten. Er redete nicht Unsinn, um sie zu verspotten. Das hier war keine Aufsässigkeit. Etwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Er redete weiter, ein Schwall von Kauderwelsch floss ihm über die Lippen, lauter Unsinn, wie von einem Verrückten zu Sätzen geflochten.
    Der ganze Spuk dauerte noch nicht lang, doch sie hatte das Gefühl, als starrte sie ihn schon seit einer Ewigkeit an. Rasch wandte sie den Blick ab und rannte zur Tür. Als sie sie aufriss, sahen die Lakaien, die zu beiden Seiten davor warteten, Margaret fragend an. Sie mussten das Entsetzen in ihrem Blick bemerkt haben, denn beide spannten die Schultern an.
    „Josephs. Holen Sie einen Arzt. Holen Sie sofort einen Arzt.“
    Der Mann zur Linken setzte sich in Bewegung, ohne weitere Anweisungen abzuwarten. Zu Pferd dauerte es ins Dorf eine halbe Stunde. Und noch einmal eine halbe zurück. Bis dahin würde sie ihren Vater irgendwie am Leben halten müssen. Wie sollte sie das anstellen, wenn sie nicht einmal wusste, was ihm fehlte? Schlimmer noch: War es ihre Schuld? Sie hatte endlich die Beherrschung verloren und war auf ihn losgegangen.
    Über ihr wurde die drückende Hitze von Donnergrollen durchbrochen, und Margaret fuhr erschrocken zusammen.
    Hinter ihr brabbelte ihr Vater weiter. „Likör auf die Feuer weg mit weniger …“
    „Tollin“, ordnete sie an, „kommen Sie mit.“ Der andere Lakai folgte ihr.
    Ihr Vater schrie nun, ein Mahlstrom von Silben ohne Sinn und Verstand. Er lag im Bett und blickte nach oben. Margaret kroch eisige Kälte in die Hände.
    „Sollen wir ihm vielleicht etwas Laudanum geben?“, fragte der Lakai.
    „Ich weiß nicht.“ Es würde ihn ruhigstellen, doch Laudanum hatte seine Tücken – die falsche Dosis zur falschen Zeit, und er verlor am Ende nicht nur den Verstand, sondern auch das Leben.
    Aber was, wenn dies schon der Anfang vom Ende war? Was, wenn die Worte, die über seine Lippen sprudelten, eine Entschuldigung darstellten, die sie nur nicht verstand? Durfte sie sie einfach so abwürgen? Was, wenn er sie immer noch liebte und es ihr am Ende nicht mehr sagen konnte, weil sie ihn mit Drogen betäubt hatte?
    „Ich weiß überhaupt nichts mehr. Er schlägt nicht um sich.

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