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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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das man an einem Abgrund aufgestellt hat, um zu verhindern, dass Sie hinunterfallen. Ich bin auch nicht Ihre Gouvernante, welche die Aufgabe hat, auf Sie aufzupassen. Ich bin Ihr Arbeitgeber.“
    Cottry nickte.
    „Ich habe Sie eingestellt“, sagte Ash, „weil ich wusste, dass Sie derlei Entscheidungen allein treffen können.“
    Cottry holte tief Luft und sah Ash flehentlich an.
    „Das erste Mal ist immer das schlimmste“, beschied Ash aufgeräumt. „Entscheiden Sie selbst, setzen Sie mich davon in Kenntnis, und wenn Sie sich hinterher übergeben müssen, bitte ich Sie, es in den Nachttopf zu tun.“
    „Sir.“ Cottry klang erstickt.
    „Es handelt sich um ein Schiff, Mann, nicht um einen Schlachtplan. Wenn Sie sich geirrt haben, verliere ich höchstens Geld. Urteilen Sie nach bestem Wissen und Gewissen.“ Er beugte sich vor und sah dem Mann in die Augen. „Ich weiß, dass Sie die Fähigkeit dazu haben.“
    Cottry nickte schwach. Er war einverstanden – wenn auch vielleicht nicht aus ganzem Herzen.
    Ash nickte ihm ein letztes Mal zu. „Ich weiß, dass Sie es können“, sagte er ruhig. Cottry starrte ihn an, und über sein Gesicht huschte ein Ausdruck der Panik. Diesen Ausdruck hatte Ash in diesem Stadium schon hundertfach gesehen, und er wusste ihn genau zu deuten: Lieber Gott, bitte lass mich nicht versagen.
    Nachdem seine Männer gegangen waren, wurde Ash klar, dass Margaret recht hatte. Ursprünglich war seine Methode, die Geschäfte zu führen, nur eine Strategie gewesen, um seine Schwäche zu verbergen. Doch mittlerweile hatte er schon zu viele andere Kaufleute gesehen, die in ihrer eigenen Kurzsichtigkeit gefangen waren; sie hatten sich zu sehr in Einzelheiten verloren, um ein Imperium erfolgreich führen zu können.
    Ash war nicht in der Lage gewesen, alles bis ins kleinste Detail zu verstehen, und so hatte er gelernt, andere Leute zu verstehen. Die Menschen hielten sich gern für fähig, und wenn man ihnen sagte, sie seien es, gaben sie sich die größte Mühe, dies auch zu beweisen.
    Nein, Ash würde nie ein Gelehrter werden. Aber … er brauchte auch keiner zu sein. So, wie er war, war er gut genug. Ash erhob sich und strich sich den Rock glatt. Es wurde Zeit, es ein letztes Mal zu versuchen.
    Seine Brüder hatten es sich mit einem Teller Sandwiches in einem Salon gemütlich gemacht, der verschwenderisch in Rosa ausgestattet war. Er fragte sich, ob Mrs Benedict sie aus irgendeinem verdrehten Sinn für Humor dort untergebracht hatte – der Raum mit seinen gestickten Rosen, der goldverschnörkelten Tapete und der verblüffenden Anzahl von Kissen mit Spitzensaum war in seiner weiblichen Note beinahe überwältigend.
    Er öffnete die Tür. Smite war allein. Natürlich las er ein Buch.
    Eine Karaffe mit Portwein stand auf einem Tischchen, daneben warteten ein paar Gläser. Vermutlich war auch hier Mrs Benedict am Werk gewesen – obwohl das weniger mit Humor zu tun hatte als mit einem gewissen praktischen Wissen. Die Haushälterin verstand, was Gentlemen brauchten.
    Smite hatte den Portwein nicht getrunken, sondern war völlig vertieft in sein Buch. Er blätterte um, blickte wenige Momente auf die neue Seite, lenkte den Blick dann auf die nächste Seite und blätterte kurz darauf weiter.
    Ash hatte im Leben noch nie richtig Angst gehabt. Nicht einmal in Indien, wo er einmal ganz allein von einer Gruppe Speere schwenkender Einheimischer umringt war. Er hatte immer ein Gefühl für die Dinge gehabt, hatte gewusst, was er zu sagen hatte oder, in diesem Fall, wie er sich mit Zeichen verständlich machen sollte. Er war stets in der Lage gewesen, den Menschen anzusehen, was sie wollten, wovor sie Angst hatten und wie er ihnen ihre Wünsche erfüllen konnte, dass alle davon profitierten. Doch bei seinen Brüdern … er hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte. Es war, als wären sie eine Erweiterung seiner selbst, seinem Herzen so nah, dass er nicht erraten konnte, wie es um ihre Gefühle bestellt war. Er wusste einfach nicht, wie er einen Weg zu ihren Herzen finden sollte.
    Smite blickte auf, als er Ashs Schritte hörte. Ausdruckslos sah er ihn an, dann breitete sich langsam ein Lächeln über sein Gesicht. Ashs Herz tat einen Satz.
    Gott, er liebte seinen Bruder so sehr.
    „Ich habe deine Miss Lowell kennengelernt“, sagte Smite.
    Sein jüngerer Bruder wählte seine Worte stets sehr bedacht. Das hatte er schon vor seiner Ausbildung zum Anwalt in Bristol getan, doch die Juristerei hatte diese

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