Historical Gold Band 261 (German Edition)
sein, gleich nachdem ich gegangen war. Ich hatte einiges zu erledigen und war eine ganze Weile fort. Unter anderem war ich auch bei Rule, aber ich habe ihn nicht angetroffen.“ Sein jüngerer Bruder war in das Haus gezogen, das ihr Großvater ihm hinterlassen hatte. Anders als ein Landhaus wie Briarwood, war ein solches Stadthaus perfekt für jemanden wie Rule.
„Unser Bruder treibt sich zweifellos wieder herum“, sagte Royal mit einem Anflug von Ärger. „Für Rule ist es nie zu früh, den Abend zu beginnen.“
„Er ist ein kluger Bursche. Irgendwann wird er sich ändern.“
Royal lachte nur. Er schien nicht wirklich davon überzeugt. „Was ich sagen wollte – es gibt vielleicht einen anderen Weg, Holloway aufzuhalten. Schieb das Duell noch hinaus – jedenfalls bis du mit Van Meer gesprochen und erfahren hast, was er weiß. Wenn er das Verbrechen wirklich beobachtet hat, dann versuch ihn davon zu überzeugen auszusagen.“
Reese nickte. Es war ein letzter Strohhalm, aber er würde sich daran klammern. „Ich werde heute noch mit Van Meer sprechen.“ Er sah seinen Bruder an. „Wenn das Gespräch zu nichts führt, würdest du dann mein Sekundant sein?“
Royal senkte einen Moment lang den Blick, dann sah er wieder Reese an. „Du weißt, dass ich das tun werde. Rule ebenfalls. Hoffen wir nur, dass es nicht dazu kommt.“
Und so verließ Reese das Haus seines Bruders in der Hoffnung, dass Bartel Van Meer die Antworten hatte, die seinem Sohn das Leben retten würden.
Elizabeth war nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war. Sie merkte nur, dass bereits die Dämmerung hereinbrach und sie nicht länger auf Reese warten konnte. Sie musste etwas unternehmen, ehe es zu spät war.
Als sie zur Tür des Salons ging, erhaschte sie einen Blick auf ihr Abbild im Spiegel über dem Kamin. Einen Moment lang blieb sie stehen, bemerkte ihre gerade Haltung, sah das energische Kinn.
Sie war jetzt eine Frau mit einem Kind, um das sie sich kümmern musste, und einem Ehemann, den sie liebte. Mit den Jahren hatte sie sich verändert und war eine starke, unabhängige Frau geworden.
Als die Uhr die volle Stunde schlug, eilte sie aus dem Salon und zur Treppe.
„Ich werde für eine Weile fort sein“, sagte sie zu Jack Montague. „Sie und Mr Gillespie werden doch dafür sorgen, dass meinem Sohn nichts geschieht?“
„Selbstverständlich, Mylady.“ Der stämmige Wachmann, dem Reese völlig vertraute, richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“
Elizabeth nickte. „Wenn mein Mann zurückkehrt, geben Sie ihm bitte dies.“ Sie reichte Montague ein zusammengefaltetes Stück Papier. Wenn etwas passierte, dann wüsste Reese zumindest, wo er sie finden konnte.
Damit raffte sie die Röcke und lief die Treppe hinauf. „Gilda!“, rief sie ihr Mädchen, während sie ihr Schlafzimmer betrat. „Lass meine Kutsche vorfahren, und dann komm bitte her und hilf mir beim Umziehen.“
„Jawohl, Mylady.“ Gilda knickste und lief davon.
Elizabeth lief zum Schrank in der Ecke und riss die Türen auf. Sie suchte nach einfachen Kleidungsstücken und zog ein graues Wollkleid und eine wärmende Pelerine hervor. Dann begann sie, sich umzukleiden. Draußen vor dem Fenster war der Himmel dunkelrosa geworden. Bald würde der Abend hereingebrochen sein, aber die Uhrzeit spielte keine Rolle.
Sie war unterwegs in die Worring Street Nummer acht, unterwegs, um Bartel Van Meer zu treffen und ihn zu überreden, die Wahrheit über die Nacht zu erzählen, in der sein Vater ermordet worden war.
Sie war entschlossen, dafür zu sorgen, dass Mason hinter Schloss und Riegel kam und damit das Duell vermieden wurde, bei dem ihr Ehemann sonst vielleicht sein Leben verlor.
Reese durchsuchte rasch das ganze Haus, fand Elizabeth jedoch nirgends. „Haben Sie meine Frau gesehen?“, fragte er den Wachmann, der am Eingang stand.
„Verzeihen Sie, Mylord, aber Ihre Frau ist nicht da.“
„Was meinen Sie damit, sie ist nicht da? Es ist beinahe Zeit fürs Abendessen. Wohin zum Teufel ist sie gegangen?“
Montague stieß sich von der Wand ab. „Sie hat Ihnen dies hier hinterlassen.“
Reese überflog die Nachricht. Darin kamen die Namen Bartel und Elsie Van Meer vor sowie eine Adresse in der Worring Street in Lambeth.
„Wollte sie dorthin?“ Seine Stimme klang entsetzt. Elizabeth würde doch wohl nicht allein zu Van Meer gegangen sein.
„Sie hat es nicht gesagt, aber ich glaube schon. Ich wäre mit ihr
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