Historical Gold Band 261 (German Edition)
gefangen werden müssten, ehe sie einverstanden sein würde, irgendeinen Gentleman zu heiraten.
„Wie sollte jemand erkennen, ob er in einer Ehe glücklich werden kann oder nicht, wenn die Gesellschaft vorschreibt, dass Braut und Bräutigam vor ihrer Heirat so gut wie nie miteinander allein sein dürfen?“, erkundigte er sich.
Miss Faraday hob wieder ihr zartes – und sehr energisches – Kinn. „Ich bin davon überzeugt, dass es … Möglichkeiten gibt, diese strengen Regeln der Gesellschaft zu umgehen, damit das Paar sich über seine Gefühle im Klaren sein kann, ehe eine Heirat stattfindet.“
In Anbetracht der Tatsache, dass Bastian genau mit dieser Absicht die Einladung nach Shoreley Park angenommen hatte, gelang es ihm kaum, bei dieser erfreulichen Wendung des Gesprächs sein Triumphgefühl hinter seiner üblichen gelangweilten Miene zu verbergen.
„Wege … Miss Faraday?“, drängte er sie sanft zum Weitersprechen.
Sosehr Trudie die Konversation genoss, so war ihr doch bewusst, dass es der Aufmerksamkeit der übrigen Gäste, die im Garten umherspazierten, nicht entgehen würde, dass der heiratsfähige Mr Bastian Wilson und Miss Gertrude Faraday sich in diesem Augenblick vollkommen allein auf der Terrasse befanden. Ihre Schwester Daphne, Trudies Anstandsdame während dieser Woche des Vergnügens, war zweifellos irgendwo mit ihrem gut aussehenden Ehemann beschäftigt. „Sicher ist es entscheidend, ob man zusammenpasst oder nicht, Mr Wilson?“, legte sie ihm nahe.
„In gefühlsmäßiger oder in sexueller Hinsicht?“
Trudie holte tief Atem. „Das Letztere ist doch wohl eine Folge des Ersteren, Mr Wilson?“ Sie war fest entschlossen, diesen hochmütigen und weitaus erfahreneren Gentleman nichts von ihrem inneren Gefühl des Abscheus ob der skandalösen Intimität dieses Gesprächs spüren zu lassen.
„Sie glauben also, Liebe wäre eine Garantie dafür, auch in sexueller Hinsicht zusammenzupassen?“
„Ich habe immer geglaubt, dass ein Zusammenspiel von Gefühl und Verstand nötig ist, damit eine solche … Begegnung erfolgreich sein kann, ja.“ Sie nickte.
Bastian Wilson lächelte. „Ich versichere Ihnen, Miss Faraday, dass Sie sich in dieser Hinsicht täuschen.“
Trudie setzte eine entschlossene Miene auf. „Dann werden wir, so fürchte ich, uns darauf einigen müssen, uneinig zu sein.“
„Oder auch nicht“, meinte Bastian Wilson.
Sie sah ihn an. „Was meinen Sie damit?“
Er zuckte die Schultern und kehrte dann dem Garten den Rücken zu, um sich ganz auf Trudie zu konzentrieren. „Ist das nicht offensichtlich?“
„Im Moment durchaus nicht“, entgegnete Trudie kühl.
„Dann gestatten Sie mir vielleicht, es zu erklären?“
„Wenn Sie es Ihnen notwendig erscheint.“ Ihr hochmütiger Tonfall verriet nichts von dem Misstrauen, das der berechnende Glanz in Bastian Wilsons grauen Augen in ihr geweckt hatte.
„Oh, aber unbedingt, mit dem größten Vergnügen“, sagte Bastian Wilson. „Fangen wir damit an, dass wir klären, ob Sie in mich verliebt sind oder nicht.“
Trudie starrte ihn fassungslos an. „Ich glaube nicht, dass meine Gefühle Ihnen gegenüber … oder vielmehr deren Nichtvorhandensein“, fügte sie abweisend hinzu, „irgendetwas mit dem schockierenden Inhalt dieses Gesprächs zu tun haben, Sir.“
„Sehr gut gesagt.“ Spöttisch zog er eine Braue hoch. „Aber unglücklicherweise ist diese Erklärung keine Antwort auf meine Frage.“
„Ich glaube, ich bin ebenso wenig in Sie verliebt, wie Sie es in mich sind.“ Trudie musterte ihn finster. Sie wusste, sie konnte schwerlich überzeugend ihre Gefühle für diesen Gentleman leugnen, der im Mittelpunkt ihrer romantischen Fantasien stand, und das schon seit über einem Jahr.
Er sah sie aus halb geschlossenen Augen an. „In diesem Fall wäre es uns, Ihren eigenen Theorien zufolge, unmöglich, einander sexuelles Vergnügen zu schenken?“
Trudie stockte der Atem. „Mr Wilson, bitte!“
Seine Augen blitzten. „Ich glaube, ich würde sehr gerne hören, wie Sie diese Worte in genau diesem Tonfall sagen, wenn ich Ihnen einen Höhepunkt verschaffe, Miss Faraday.“
Trudies gewöhnlich unerschütterliche Haltung drohte sie vollkommen zu verlassen. „Sie gehen zu weit, Sir.“
„Oder nicht weit genug.“ Er lächelte. „Vielleicht möchten Sie zu diesem Thema eine Wette abschließen, Miss Faraday?“ Er zog die Brauen hoch.
Sosehr sie es hasste, das sich selbst gegenüber zuzugeben, so wusste
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