Historical Gold Band 261 (German Edition)
sich, es zu erreichen.
12. KAPITEL
D as „Roving Bull Inn“ auf halbem Wege nach London war eine willkommene Erholung auf der langen, kalten Reise. Wann immer Elizabeth mit Edmund in die Stadt gefahren war, hatte er darauf bestanden, die anstrengende Fahrt an einem Tag zu unternehmen.
Reese hatte stattdessen Maßnahmen ergriffen, um für ihre und Jareds Bequemlichkeit zu sorgen, und hatte mehrmals unterwegs angehalten sowie die Übernachtung in dem Gasthaus arrangiert. Es war erstaunlich sauber und gut geführt, stellte sie fest, als sie neben ihrem Sohn und Reese in das weiß verputzte Gebäude mit dem Strohdach ging. Im Schankraum waren dicke Deckenbalken sichtbar, und im Kamin an der Wand brannte ein Feuer.
Während Reese davonging, um sich die Quartiere für die Nacht anzusehen, versammelte sich der Rest ihrer kleinen Reisegruppe müde um das Feuer, wo man sich die kalten Hände und Füße wärmte.
Ein paar Minuten später kehrte Reese zurück. „Unsere Zimmer sind fast fertig. Inzwischen gibt es Nierenpastete zum Abendessen. Oder gebratene Wachtel.“ Er blickte hinab auf Jared, der nur ein wenig in sich zusammensank. Ihr Sohn kämpfte noch immer darum, sich an all die Veränderungen zu gewöhnen. Er war nicht sicher, was das alles zu bedeuten hatte, und er tat ihr leid. Eigentlich wartete sie darauf, dass Reese ihn fortschickte, damit er mit seiner Nanny zu Abend aß, wie Aldridge es getan hätte, aber er überraschte sie wie schon so häufig in den letzten Tagen.
„Warum isst du heute Abend nicht mit uns, Jared? Deine Mutter hat den ganzen Tag auf deine Gesellschaft verzichten müssen. Ich denke, sie sollte Gelegenheit haben zu hören, wie es dir auf der Reise ergangen ist.“
Jared sah ihn aus seinen großen braunen Augen an. „Na gut“, stimmte er zu, als hätte er eine Wahl gehabt.
Reese legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Dann schauen wir mal, ob wir etwas zum Essen finden.“
Er schob Elizabeth und Jared in den Speiseraum und führte sie in die abgeschiedene Nische, die er reserviert hatte. Die anderen nahmen irgendwo im Raum Platz.
„Das Essen ist recht gut“, sagte Elizabeth, nachdem sie ihren Teller halb leer gegessen hatte. Sie sah ihren Sohn an. „Meinst du nicht auch, Jared?“
Der Junge nickte und lächelte und wandte sich dann wieder seinem Essen zu. Mehrmals hatte Reese versucht, ihn aus der Reserve zu locken, doch meistens hatte das Kind nur mit Ja oder Nein geantwortet. Elizabeth hoffte, dass Reese nicht die Geduld mit ihm verlieren würde, so wie es Edmund getan hätte.
Jared beendete gerade seine Mahlzeit, als Mrs Garvey an den Tisch trat. „Der Wirt sagt, unsere Zimmer sind fertig. Ich denke, es ist Zeit, dass ich Jared nach oben und ins Bett bringe … mit Ihrer Erlaubnis, Mylord.“
Elizabeth beugte sich zu ihm, als er sich von der Holzbank erhob. „Frag Seine Lordschaft, ob du dich entschuldigen darfst.“
Jared gehorchte sofort. „Darf ich mich bitte entschuldigen, Mylord?“
Reese runzelte die Stirn. Elizabeth war nicht sicher, warum, aber Jared trat einen Schritt zurück und wäre vermutlich noch weiter weggegangen, hätten Mrs Garveys voluminöse Röcke ihm nicht den Weg versperrt.
„Ist schon gut“, sagte Reese sanft. „Du bist fertig mit dem Essen. Selbstverständlich darfst du dich entschuldigen. Schlaf gut, Jared.“
„Gute Nacht, Liebling“, sagte Elizabeth und strich ihm eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. „Ich komme in ein paar Minuten nach oben, um dir gute Nacht zu sagen.“
Mrs Garvey führte Jared die Treppe nach oben.
„Was hat Jared gesagt, das dich so verärgert hat? Er bemüht sich so sehr, alles richtig zu machen.“
„Es lag nicht an Jared. Es ist nur … bald wird er mein Sohn sein. Vielleicht können wir dann darüber reden, wie er mich ansprechen soll.“
„Er hat mich gefragt, wie er dich ansprechen soll. Ich war mir nicht ganz sicher.“
Reese erhob sich, nahm seinen Stock und zog sie hoch. „Das wird sich alles finden, Elizabeth. Wir brauchen nur ein wenig Zeit.“
Elizabeths Kehle war wie zugeschnürt. Er klang so zutiefst überzeugt. Es war seine Hochzeitsnacht, und doch wies sie ihn zurück. Sie fragte sich, wie viel Geduld er wohl haben mochte.
Reese führte Elizabeth nach oben und folgte dem üppigen Zimmermädchen, das mit wiegendem Gang vor ihnen herging.
„Hier sind wir, Mylord. Das prächtigste Zimmer im ganzen Haus. Frische Betttücher. Wasser ist im Krug neben der Schüssel auf der Kommode.
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