HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
zu. „Haben Sie noch einen Wunsch, Miss Lambert?“
„Vielleicht jemanden, der mir hilft, all das hier zu essen?“
Mehrere der Bediensteten prusteten leise los und hüstelten schnell, um ihre Erheiterung zu verbergen.
Kane schaute seine Haushälterin an. „Nein, danke, Mistress Dove. Im Moment gibt es keine weiteren Wünsche.“
Kurz darauf waren alle Bediensteten bis auf den Butler verschwunden. Huntley hielt sich diskret in einiger Entfernung vom Tisch auf.
„Sagen Sie“, flüsterte Bethany ihrem Gastgeber zu, „speisen Sie jeden Tag so fürstlich und vornehm?“
„Tut das nicht jeder?“, stellte Kane die Gegenfrage. „Und warum flüstern Sie?“
Machte er sich lustig über sie? Wollte er sie irgendwie auf die Probe stellen? Bethany war sich nicht sicher. „Weil“, setzte sie zu einer Antwort an, „weil dieser Raum so riesig ist. Man fühlt sich darin wie in einer Kathedrale. Es ist mir unangenehm, hier laut zu sprechen.“
„Vertrauen Sie mir, Miss Lambert. Sie können hier alles sagen, was Sie wollen. Und so laut, wie Sie wollen.“ Er trank einen Schluck Ale. „Was essen Sie daheim in Mary Castle?“
„Überwiegend Fisch, da wir ja eine Seefahrerfamilie sind. Mein Vater war Kapitän der Undaunted . Er fuhr zusammen mit meinem Bruder bis zu ihrer beider Tod vor ungefähr zwei Monaten.“
„Ach, die Tragödie liegt erst so kurze Zeit zurück? Das tut mir leid.“ Kane erkannte den Ausdruck tiefen Schmerzes in Bethanys Augen, einen Schmerz, den er nur zu gut nachvollziehen konnte. „Das muss ein furchtbarer Schlag für Sie gewesen sein.“
„Ja.“ Bethany öffnete die Hände, die sie unwillkürlich zu Fäusten geballt hatte. „Aber selbst aus diesem schrecklichen Geschehen ist am Ende etwas Gutes herausgekommen, und zwar in Gestalt von Captain Riordan Spencer. Er überbrachte uns die traurige Nachricht vom Tod unseres Vaters und Bruders, und dann gewann er das Herz meiner Schwester Ambrosia. Sie wurden vor zwei Wochen in Land’s End getraut.“
„Riordan Spencer ist mit Ihrer Schwester verheiratet?“
„Ja. Kennen Sie ihn etwa?“
„In der Tat, ja.“
„Wir verehren ihn geradezu.“ Bethanys Augen leuchteten auf. „Seit er zur Familie gehört, befehligt er gelegentlich die Undaunted . Doch er ist auch Kapitän seines eigenen Schiffs, der Warrior . Sie wurde so zu Ehren seines ersten Seglers genannt, der von Piraten zerstört worden ist. Zurzeit sind Riordan und Ambrosia damit auf Hochzeitsreise. Riordan will ihr alle möglichen exotischen Plätze auf dieser Erde zeigen.“
Kane schaute sie fasziniert an. Jedes Mal, wenn sie das Wort ergriff, schien ein Damm in ihr zu brechen. Sie gab mehr und mehr von sich preis. Und er liebte den Klang ihrer immer etwas atemlosen Stimme. Diese schien ihn stets wie eine kühlende, sanfte Brise zu streicheln. „Segeln Sie, Miss Lambert?“
„O ja, das heißt … gelegentlich.“ Sie spürte, wie sie errötete. Lügen und Unaufrichtigkeit waren ihre Sache nicht! „Segeln Sie ebenfalls, Mylord?“
„Ja, mit großer Begeisterung. Ich habe schon oft gedacht, dass ich, wenn ich nicht das Erbe meiner Familie hätte übernehmen müssen, höchstwahrscheinlich zur See gefahren wäre.“
„Wirklich?“ Bethany strahlte über das ganze Gesicht. Die Seefahrt war etwas, über das sie Tag und Nacht ohne Unterlass reden konnte. „Waren Sie schon auf hoher See?“
„Viele Male. Und nach jeder Reise fiel es mir schwerer, an Land zurückzukehren und dort zu bleiben.“
Sie nickte verständnisvoll. „Newt nennt das den Lockruf des Meeres. Newt sagt, wenn ein Mann sein Herz an das Meer verloren hat, kann er niemals wieder glücklich sein, wenn er nicht die Planken eines Schiffsbodens unter den Füßen hat, das Salz auf den Lippen schmeckt und die würzige Seeluft in den Lungen spürt.“
Wieder trank Kane einen Schluck Ale. „Mir scheint, Miss Lambert, dass Sie, obwohl Sie eine Frau sind, genau wissen, was er meint.“
„Und ob“, bekräftigte Bethany. Sie hatte vor Aufregung ganz rote Wangen bekommen.
Kane lehnte sich zurück und betrachtete sie aufmerksam. „Sie rühren ja kaum Ihr Essen an, Miss Lambert. Sie wollen doch nicht etwa Mistress Dove in ihrem Stolz verletzen?“
„N…nein.“ Obwohl sie überhaupt keinen Hunger verspürte, zwang sie sich, einige Bissen hinunterzuschlucken. Überrascht stellte sie fest: „Das schmeckt ja ganz wunderbar.“
„Ich werde Ihr Lob an die Haushälterin weitergeben“, versprach Kane. Er selbst
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