HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
ganz in Schwarz gekleidet. Es gab nicht den geringsten Zweifel, dass es sich um den Lord of the Night , den Lord der Nacht, handelte.
„Verzeihen Sie mir.“ Da war es wieder, das geheimnisvolle Flüstern, bei dem es Bethany kalt überlief. „Es war nicht genug Zeit, Sie rechtzeitig vor meiner Gegenwart zu warnen.“
„Sie hätten es ja mit lautem Rufen versuchen können.“
„Das hätte ich allerdings tun können“, erwiderte er, setzte jedoch im gleichen Atemzug hinzu: „Aber Sie hätten mich bei dem donnernden Hufgeräusch Ihres Pferdes sowieso nicht gehört.“
Bethany betrachtete Ross und Reiter eingehend. Der Hengst schnaubte und tänzelte, als wäre er schnell und hart geritten worden. Der Wegelagerer hatte zwar wie üblich seinen Hut tief ins Gesicht gezogen und den Schal vor das Gesicht gebunden, aber Bethany bemerkte trotzdem, dass er ebenfalls außer Atem war. Offensichtlich hatte er eine weite Strecke zurückgelegt.
Nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatte, wurde Bethany zusehends wütender. Der Anflug von Furcht war restlos verflogen. „Sie sind aber ziemlich weit weg von den Reichen und Adeligen, die Sie normalerweise überfallen. Wie kommt das?“
„Jene haben heute Nacht keinerlei Reiz für mich. Ich bin nur Ihretwegen gekommen, Bethany.“
Eine ihr bisher unbekannte Angst begann sich ihrer zu bemächtigen. „Wie lange haben Sie mich denn schon beobachtet?“
„Lange genug, um Ihre Silhouette oben auf dem Hügel zu sehen. Ein bezaubernder Anblick, den Sie im Licht des Vollmonds boten, wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen.“ Tatsächlich hatte ihr Anblick ihn geradezu benommen gemacht. „Und auch lange genug, um Sie bei Ihrem ungestümen Ritt durch die Brandung zu bewundern.“ Er hatte gelächelt. Für ihn war Bethany ganz einfach die Furchtlos este und wunderbarste Frau, die er je gesehen hatte. „Ich beneide Sie um Ihre Freiheit, Bethany“, erklärte er aus diesen Überlegungen heraus.
Sie fühlte, wie unter seinem eindringlichen Blick ihre Kehle plötzlich wie ausgetrocknet war und ihre Handflächen feucht wurden. Um den Bann zu brechen, fragte sie: „Sind Sie nicht gleichermaßen frei und ungebunden? Schließlich sind Sie ja auch hier.“
„Ja, ich bin hier.“ Er senkte den Kopf, sodass auch der Ausdruck seiner Augen nicht mehr erkennbar war. Wenn sie nur wüsste, was er sich alles hatte einfallen lassen müssen, um jetzt hier bei ihr zu sein. Doch sein Ziel wurde durch die Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin umso erstrebenswerter. Ihn hatte die Herausforderung, im Schutz der Dunkelheit zu entkommen, schon immer gereizt.
„Da ich keine Wertsachen bei mir habe, die es zu stehlen lohnt, müssen Sie zum Reiten gekommen sein“, stellte Bethany fest und presste kaum merklich ein Knie in Laceys Flanke. Die Stute reagierte sofort. „Und dass Sie es nur wissen: Sie werden mich nicht einholen. Weder Sie noch sonst jemand“,rief sie über die Schulter.
Schon war sie mit Lacey auf und davon. Er spürte, wie sein Hengst unruhig wurde, der die Herausforderung der Stute annehmen wollte.
Und dann preschte auch der los. Mit weit ausgreifenden Galoppsprüngen verringerte er unablässig die Entfernung zwischen sich und dem anderen Pferd. Bald schon waren sie gleichauf, und der Reiter hatte Gelegenheit, Bethany aus der Nähe zu betrachten.
Ihr Kleid war feucht und klebte wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Es war ihr bis fast an die Hüften hochgerutscht und gab den Blick auf wohlgeformte Oberschenkel frei. Ihre Augen leuchteten vor Freude und Begeisterung, ihr Lachen war hell und klar. Sie neigte sich weit über den Hals der Stute und rief etwas Unverständliches, woraufhin Lacey ungeahnte Kräfte mobilisierte und pfeilschnell dahinjagte.
Als der Lord der Nacht mit seinem Hengst den Hafen erreichte, erwartete Bethany ihn lachend. „Ich habe Ihnen ja gesagt, dass man mich nicht einholen kann.“
„Ja, Sie haben ein Pferd, das zu Ihrem unabhängigen Geist passt, Bethany. Wie heißt die Stute?“
„Lacey. Sie ist ein Geschenk meines Vaters.“
„Sie ist genau richtig für Sie. Sie hat so etwas Wildes an sich, genau wie Sie.“
„Ja, und ebenso wenig wie ich kann sie es ertragen, zu verlieren.“ Bethany lachte unbekümmert auf.
„So etwas habe ich mir bereits gedacht. Ich habe noch nie eine Frau wie Sie getroffen.“ Er lenkte sein Pferd näher an sie heran. „Wissen Sie, dass Sie einfach atemberaubend sind?“
Bevor Bethany etwas erwidern konnte oder
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