HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
schließlich enthüllt war, blickten die Kinder schweigend darauf. Jenna Pike jedoch stand auf und berührte es beinahe andächtig. „O Bethany, eine Harfe!“
„Ja, sie gehörte meiner Mutter. Leider starb sie, bevor sie einer von uns drei Schwestern beibringen konnte, darauf zu spielen. Und so ist sie im Laufe der vielen Jahre auf dem Dachboden ein wenig eingestaubt. Als ich hörte, dass du Harfe spielen kannst, musste ich nur noch daran denken, wie glücklich meine Mutter wäre, wenn sie wüsste, dass jemand das Instrument so sehr lieben würde, wie sie selbst es geliebt hat.“
„Aber woher wusstest du, dass ich Harfe spielen kann?“
„Noah hat mir von deinem großmütigen Opfer erzählt.“
Jenna blinzelte heftig, um die Tränen zurückzudrängen. Dann nahm sie die Harfe und setzte sich auf einen Stuhl. Zunächst zupfte sie nur die eine oder andere Saite, doch dann begann sie zu spielen. Die Kinder stellten sich im Kreis um sie herum und lauschten andächtig der zauberhaften Melodie, die Jenna der Harfe zu entlocken vermochte.
„Das klang wie Engelsmusik“, erklärte Noah bewundernd.
„Ja, ja, Engel“, riefen die kleineren Kinder und tanzten herum. Immer wieder baten sie Jenna, noch mehr für sie zu spielen, und sie erfüllte diesen Wunsch nur zu gern. Es erklangen Balladen und Kinderlieder, während Kinder und Gäste gleichermaßen verzaubert von der Musik waren. Bethany musterte verstohlen den jungen Diakon und erkannte, dass er wie gebannt war von der reizenden Jenna Pike.
Diese hob schließlich beide Hände und erklärte: „Schluss jetzt. Keine Musik mehr, bevor wir nicht unseren Tee getrunken haben.“ Sie füllte drei Tassen, je eine für sich selbst, Bethany und Ian Welland, und setzte sich schließlich neben Bethany auf einen Stuhl. Ihre Augen glänzten verdächtig. „Ich weiß nicht, wie ich dir das jemals vergelten soll“, sagte sie tief bewegt.
Bethany schüttelte den Kopf. „Rede nicht davon. Du tust so viel, und es macht mich glücklich, zu sehen, dass mein kleines Geschenk dir solche Freude bereitet.“
„Kleines Geschenk?“, wiederholte Jenna. „Das ist das wunderbarste Geschenk, das ich jemals von einem Menschen bekommen habe.“
„Nein“, widersprach Bethany. „Was du für diese Kinder hier tust, ist mehr und besser als alles, was ich jemals tun werde.“ Sie nippte an ihrem Tee und hob dann ein kleines Kind auf den Schoß, das an ihren Röcken gezerrt hatte. Beglückt spürte sie, wie sich das Mädchen eng an sie schmiegte.
„Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich einen kleinen Spaziergang zur Kirche machte, Miss Pike?“, sprach Ian Welland die junge Frau an. „Ich würde sie mir gern etwas genauer anschauen.“
„Nein, ganz und gar nicht. Die Tür klemmt ein wenig, aber wenn Sie sich mit der Schulter dagegenlehnen, wird sie nachgeben.“
Bethany sah auf. „Willst du den Diakon nicht begleiten, Jenna?“, schlug sie vor. „Ich bleibe derweil hier bei den Kindern.“
„Das würdest du tun?“
„Ja, selbstverständlich.“ Bethany schaute hinter den beiden her und stellte sich dann ans Fenster. Von dort aus konnte sie beobachten, wie Ian Welland und Jenna Pike sich lebhaft unterhielten, als sie zu der alten Kirche gingen und darin verschwanden. Ein wissendes, zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Vielen Dank für diesen wunderbaren Tag, Miss Lambert.“ Sie hatten das Pfarrhaus erreicht, und Bethany ließ den jungen Diakon aussteigen. „Miss Pike ist wirklich eine ganz bemerkenswerte junge Frau“, fügte er hinzu.
„Ja, in dem Augenblick, in dem ich sie kennenlernte, wusste, ich, dass sie etwas ganz Besonderes ist“, erwiderte Bethany. „Und ich hatte das untrügliche Gefühl, Sie würden diese Meinung mit mir teilen.“
„In der Tat. Und dieses Dörfchen Mead finde ich einladend und bezaubernd. Ich muss die ganze Zeit über an die wunderbare alte Kirche dort denken.“ Er blickte sie einen Moment lang an. Dann stieß er hervor, wobei er ein wenig rot wurde: „Wissen Sie, Miss Lambert, ich finde, dass auch Sie etwas ganz Besonderes sind.“
Bethany lächelte. Sie wusste nicht so recht, wie sie auf dieses unerwartete Kompliment reagieren sollte. Also nahm sie die Zügel auf und gab dem Pferd das Zeichen zur Weiterfahrt.
„Werde ich Sie heute Abend bei der Psalmlesung sehen?“, rief er ihr nach.
„Zweifellos“, entgegnete sie und fügte in Gedanken hinzu: zumindest, wenn es nach Miss Mellon geht.
Bethany fand nur Trost bei dem
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