HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
oder länger an unserer Ehe festzuhalten.“
„Soll ich dich weiterhin mit deinem Namen anreden, Bethany, oder darf ich dich in Zukunft Mutter nennen?“, wollte Noah wissen.
Bethany drückte ihm einen sanften Kuss auf den Scheitel. „Du kannst mich nennen, wie immer du möchtest“, erwiderte sie. „Lass dein Herz entscheiden.“
Noahs Gesicht strahlte wie von innen heraus. „Dann werde ich euch Mama und Papa nennen“, erklärte er und verließ sodann den kleinen Raum. Storm blieb an seiner Seite.
Eine Weile waren Bethany und Kane zu gerührt, um zu sprechen. Nach mehrmaligem heftigem Schlucken und Räuspern setzte Kane zum Gehen an, kam dann aber noch einmal zurück und küsste Bethany sehnsüchtig auf den Mund. „Beeil dich, mein Herz. Ich kann das Warten auf den Beginn unseres gemeinsamen Lebens nicht länger ertragen.“
Bethany sah zu, wie Kane und Noah das Kirchenschiff entlanggingen, um sich neben den zum neuen Pfarrer ordinierten Ian Welland zu stellen. Der alte Pfarrer Thatcher Goodwin war ebenfalls ganz vorne während der Feierlichkeit anwesend. Er hatte darauf hingewiesen, dass es sich nicht gehöre, einen Hund bei einer Trauung anwesend sein zu lassen. Doch gegen Bethanys Einwand, die Lambert-Familie habe sich kaum jemals um derartige Regeln geschert, hatte er schließlich nichts mehr einzuwenden gewusst.
Jetzt stand sie neben Geoffrey Lambert am hintersten Ende der Kirche und hakte sich bei ihm ein. „Bist du bereit, Großvater?“
„Ja, mein Mädchen. Und wenn ich das Glänzen deiner Augen richtig deute, bist auch du bereit, Bethany.“
„Ja, Großvater.“
Sie war bereit zu einem Leben mit dem Mann, den sie liebte. Sie war bereit, mit ihm eine Familie zu gründen, in der Noah der Mittelpunkt war. Und sie war mehr als bereit für jedes Abenteuer, das ihr bevorstand. Denn sie hatte das untrügliche Gefühl, dass das Abenteuer, das an diesem Tag für sie begann, das größte ihres Lebens sein würde.
– ENDE –
Das Herz kennt die Wahrheit
Ruth Langan
Das Herz kennt die Wahrheit
PROLOG
Cornwall, 1655
„Ein Unwetter zieht auf, Kinder.“ Miss Winifred Mellon, das Kindermädchen der vier Lambert-Kinder, schritt forsch über das steinige Ufer, formte die Hände zu einem Trichter und rief in den Wind hinein. Der Strand nahe dem Wohnsitz der Lamberts, Mary Castle, war mit Felsbrocken übersät. Einige waren von beträchtlicher Größe und boten einem Kind den Anreiz, einen dieser trefflichen Sitzplätze zu erklettern. Von dort oben konnte man wunderbar beobachten, wie die aufgetürmten Wolken über den Atlantik zogen.
Der junge James, mit zwölf Jahren das älteste Kind der Lamberts, schaute auf und ging dann seinem besten Freund Gray Barton nach, der schon bald dreizehn wurde. Grays Vater war ein Schiffskapitän, der seinem Sohn bereits erlaubt hatte, ihn auf See zu begleiten. Im Stillen bewunderten die Lambert-Kinder Gray dafür, denn insgeheim träumten alle vier davon, eines Tages zur See zu fahren.
Grays schwarzes Haar wehte im Wind, als er sicher über eine Reihe rutschiger, eiförmiger Felsblöcke kletterte. James hatte alle Mühe mitzuhalten.
„Wo sind deine Schwestern?“, fragte Miss Mellon besorgt.
James zuckte mit den Schultern. „Als ich sie zuletzt gesehen hatte, wollte Ambrosia unbedingt von Newt lernen, wie man spuckt.“
Empört rümpfte Miss Mellon die Nase, während die beiden Jungen lachten. Newton Findlay war Matrose gewesen an Bord des Familienschiffs, der Undaunted , bis er durch einen Hai ein Bein verloren hatte. Jetzt arbeitete er für die Familie an Land und ertrug gutmütig und geduldig die abertausend Fragen, die vier kleine Kinder jeden Tag zu stellen pflegten.
Seit dem frühen, tragischen Tod von Mrs. Lambert war Miss Mellon für die Kindererziehung verantwortlich. Trotz ihrer hartnäckigen Bemühungen weigerten sich die drei Mädchen jedoch beharrlich, sich wie junge Damen zu benehmen. Sie verachteten Musik, Handarbeit und Kunst und zogen es stattdessen vor, mit Holzschwertern zu kämpfen, auf den Mast des väterlichen Schiffes zu klettern oder im offenen Meer zu schwimmen, in Begleitung allerhand ungeratener Kerle. Allein dieser Gedanke raubte der armen Frau die Kraft.
„Und die beiden anderen? Bethany und Darcy?“
James deutete mit dem Finger in die Ferne. „Bethany hofft, dort oben auf der Anhöhe das Unwetter am besten sehen zu können.“
Beklommen drehte das Kindermädchen sich um und entdeckte den kleinen Rotschopf, der die Arme in
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