HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
geworden. Das dichte schwarze Haar fiel ihm weit über den Rücken.
Zu seinen grobmaschigen Hosen und den derben Stiefeln trug er eine verdreckte Jacke, die unübersehbar auch Blutflecken aufwies. In einer Hand hielt er eine gefährlich aussehende Peitsche.
Sledge stand, die Beine gespreizt und die Hände in die Hüften gestemmt, vor seinen Gefangenen und sah unverwandt auf die Menschen, die nun dicht zusammengedrängt vor ihm auf der Erde kauerten.
Lachend wandte er sich schließlich an seine Leute. „Wir haben alles bekommen, was uns unser Wohltäter versprochen hat. Eine Schiffsladung voller Gold. Drei junge Weiber, hübsch anzusehen. Unser Wohltäter sagte, wir könnten mit ihnen tun und lassen, was uns beliebt, sobald wir in Cairn sind.“
Die Männer fingen an zu murmeln, doch mit einem Peitschenknall brachte Sledge sie augenblicklich zum Schweigen.
„Ich schlage vor, wir töten alle außer den Frauen. Und die, die sterben müssen, sollen es langsam und qualvoll tun zur Strafe für die Schmerzen und die Mühen, die sie uns bereiteten. Was die drei Mädchen betrifft, so bin ich dafür, dass wir sie am Leben lassen. Zumindest so lange, wie sie uns Vergnügen bereiten. Also, Freunde, auf zum nächsten Hafen. Heute Abend gibt es Freibier für alle. Und dann …“, er musterte die Lambert-Schwestern anzüglich, „… werden wir unsere Beute ausgiebig genießen!“
15. KAPITEL
„Bethany. Darcy“, flüsterte Ambrosia eindringlich. „Gebt mir eure Unterröcke.“ Unter den Augen ihrer Bewacher kniete sie sich neben Riordan, der reglos auf den Planken lag. Die Wunde an seinem Arm war tief und reichte von der Schulter bis zum Ellbogen. Noch immer sickerte Blut aus dem hässlich auseinanderklaffenden Schnitt.
Mithilfe ihrer alten Kinderfrau und der Haushälterin knotete Ambrosia Stoffstreifen zu einer Aderpresse, um die Blutung zum Stillstand zu bringen, und begann dann, den Arm zu verbinden.
Riordan öffnete mühsam die Augen. Es fiel ihm schwer, bei Bewusstsein zu bleiben, denn die Schmerzen in seinem Arm sowie das Hämmern und Pochen in seinem Hinterkopf, Folgen des gewaltigen Keulenhiebs, waren kaum auszuhalten. Doch dann sah er Ambrosia, die mit den anderen Frauen einen Kreis um ihn herum geformt hatte.
„Ambrosia, hör zu!“ Trotz seiner Schwäche war der Griff um ihr Handgelenk hart und schmerzhaft. Beinahe hätte sie aufgeschrien. „Mein Leben ist sowieso verwirkt“, stieß er hervor. „Ich bin schon so gut wie tot. Du hast ja selbst gehört, was Eli Sledge gesagt hat.“
„Ja, allerdings. Er will alle umbringen mit Ausnahme von mir und meinen Schwestern. Aber ich habe die Absicht, seinen Plan zu vereiteln.“
„Was kannst du schon gegen eine Haufen hartgesottener Piraten ausrichten?“, entgegnete Riordan bitter. „Du solltest schnellstens jede Hoffnung, diese Kerle im Kampf zu besiegen, begraben. Jetzt kann euch nur noch ein besonders schlauer Fluchtplan retten.“
„Entweder entkommen wir alle – oder keiner.“
„Aber verstehst du denn nicht?“ Er schaute verzweifelt von ihr zu ihren Schwestern und den beiden alten Hausangestellten in der Hoffnung, sie überzeugen zu können. „Diese Männer werden sich ihren Spaß mit euch machen. Der Tod wäre wünschenswert, verglichen mit dem, was sie euch antun werden.“
Ambrosia biss sich auf die Lippe und fuhr fort, den Verband um Riordans Arm zu wickeln. Als sie damit fertig war, umfasste sie sein Gesicht und schaute ihn eindringlich an. „Und jetzt hörst du mir zu, Riordan Spencer“, erklärte sie fest. „Ich habe gerade erst den Mann gefunden, den ich liebe.“
Sie hörte, wie Mistress Coffey und Miss Mellon scharf die Luft einzogen, und merkte, dass sie mehr von sich preisgegeben hatte, als sie wollte. Doch jetzt maß sie dem keine Bedeutung mehr bei.
Sie sagte: „Ich habe nicht die Absicht, euch an dieses Gesindel zu verlieren. Wir werden eine Möglichkeit finden, zu entkommen. Eine Möglichkeit, bei der wir alle die gleiche Aussicht auf Rettung haben. Oder wir sterben gemeinsam. Ist das jetzt klar?“
Aber noch vor etwas anderem wollte Riordan sie warnen. Irgendetwas drängte ihn, sein Wissen preiszugeben. Die Schmerzen indes waren zu heftig, und Riordan spürte, wie ihm die Sinne schwanden.
„Es gibt noch einen Feind“, murmelte er mit äußerster Anstrengung. „Gefährlicher als Sledge. Der Wohltäter … das muss …“ Die Stimme versagte ihm, und Dunkelheit umfing ihn.
Ambrosia beobachtete, wie die Anker der
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