HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
weiß ich, und ich bin sehr stolz auf dich.“
„Und ich auf dich, mein Mädchen. Aber freu dich nicht zu früh. Noch sind wir nicht in Sicherheit.“
„Du hast recht.“ Ambrosia führte den alten Mann zu der Dachkante. Von hier aus konnte sie die Docks erkennen. Nur noch ein weiteres Dach galt es zu überwinden.
Sie wartete, bis ihr Großvater auf die andere Seite gesprungen war, und folgte ihm dann. Kurz darauf hatten auch Newton und Bethany das letzte Dach erreicht, dicht gefolgt von Mistress Coffey und Miss Mellon.
„Wo sind Darcy und Riordan?“ Alarmiert schaute sich Ambrosia um.
„Eben waren sie noch hinter uns“, antwortete Bethany beruhigend. „Und wie kommen wir jetzt wieder hinunter auf die Straße?“
Newton erbot sich, nach einer Lösung Ausschau zu halten, und kam kurz darauf zu der Gruppe zurück. „Dort drüben lehnt eine Leiter an der Hauswand“, verkündete er. In Windeseile kletterten sie nacheinander hinunter auf die Straße und rannten, ohne sich noch einmal umzudrehen, in Richtung der Docks.
Die Skull war bereits in Sichtweite, als Darcy ihre Familie am Kai einholte.
„Wo ist Riordan?“, wollte Ambrosia wissen und reckte den Hals.
„Er muss gleich hier sein. Die ganze Zeit war er unmittelbar hinter mir.“
Newton deutete mit einer Hand auf das Piratenschiff, das draußen vor Anker lag. „Wir müssen uns beeilen. Reden können wir später immer noch.“
Bethany und Darcy begannen, sich ihrer Kleider zu entledigen. Die beiden älteren Frauen zögerten jedoch. Bis jetzt hatten sie alles tapfer mitgemacht und durchgestanden. Doch sich zu entblößen erschien ihnen als das gewagteste Abenteuer von allen bisherigen.
Schließlich schüttelten sie ihre Bedenken ab und entledigten sich ihrer Kleider und Unterröcke. Sie waren dankbar für den Schutz der Dunkelheit.
Bis auf Newton und Ambrosia befanden sich kurz darauf alle im Wasser. „Kommst du, Mädel?“, forderte der Alte Ambrosia auf.
„Gleich, Newton. Ich warte nur noch auf Riordan.“
„Das solltest du besser nicht tun. Er wird schon noch kommen. Er hat mich geschickt, um sicherzustellen, dass ihr alle rechtzeitig an Bord seid.“
„Mir passiert schon nichts. Wir werden beide gleich nachkommen“, versicherte Ambrosia. „Geh jetzt, Newt. Wir folgen euch so bald wie möglich.“
Ohne ein weiteres Wort sprang Newton ins Wasser und begann zu schwimmen. Ambrosia sah hinter ihm her, bis er in der Dunkelheit verschwunden war.
Dann drehte sie sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sie war hin und her gerissen zwischen ihrem Wunsch, ihrer Familie zu folgen, und ihrem tiefen Bedürfnis, Riordan zu finden.
Schließlich gewann die Sorge um ihn die Oberhand. Sie konnte ihn nicht sich selbst überlassen. Sie würde sich nicht sicher fühlen, solange er nicht auch gerettet war.
Schon lief sie los, versteckte sich im Schatten von Hauswänden, wenn sie irgendwo eine Fackel aufleuchten sah. Gerade bog sie um die Ecke eines düsteren Gebäudes, als sie vor sich etwas auf dem Boden liegen sah. Sowie sie näher kam, hörte sie ein leises Stöhnen.
„O mein Liebling! Riordan!“ Sie kniete sich in das von der Nachtluft feuchte Gras und legte Riordan die Hand an die Kehle. Sie fühlte seinen Puls, der erschreckend schwach war. „Kannst du stehen?“
„Geh weg!“ Er konnte kaum noch sprechen, denn die Kehle war ihm so ausgetrocknet, dass ihm selbst das Schlucken große Mühe bereitete. „Lass mich hier. Ich … befehle …“
„Ich hole die anderen.“
„Nein, ich verbiete dir …“
„Scht, Liebster. Ich bin gleich zurück.“
Ambrosia sprang auf die Füße und lief los. Als sie um eine Ecke bog, prallte sie gegen eine breite, harte Brust. Kräftige Hände griffen unsanft nach ihr und umklammerten schmerzhaft ihre Schultern.
„Na, das nenne ich aber eine Überraschung“, erklang eine tiefe, heisere Stimme. „Wie rücksichtsvoll von dir zurückzukehren, um mir und meinen Leuten die lange Nacht zu versüßen.“
Ambrosia sah aus vor Entsetzen geweiteten Augen in das hässliche, grinsende Gesicht von Eli Sledge.
16. KAPITEL
Ambrosia versuchte verzweifelt, sich aus der Umklammerung des Piraten zu befreien. Doch gegen seine körperliche Überlegenheit kam sie nicht an.
„Wo halten sich die anderen versteckt?“, wollte er wissen.
„Sie sind fort.“ Ambrosia schickte ein stilles Stoßgebet gen Himmel, Sledge möge nicht zu der Stelle hinschauen, wo Riordan zusammengekrümmt lag. Und dann durchfuhr sie
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